Es klingelt im Mehrfamilienhaus in der Neckarstadt. Gringo Mayer öffnet die Tür seiner Privatwohnung und hat sich doch so in Schale geworfen, wie man ihn von der Bühne kennt: grauer Anzug, helles Hemd, Föhnwelle. Um 11 Uhr morgens sei er noch nicht ganz ausgeschlafen, merkt der Künstler, der lange in der Gastronomie arbeitete, an, als er sich fürs Foto zurechtrückt.
Neben ihm positioniert sich Markus Babbel, Ex-Fußballprofi, Europameister von 1996, Trainer, gefragter TV-Experte und Bayer. Er lebt seit vielen Jahren mit seiner Familie in Weinheim, zuletzt trainierte er die Western Sydney Wanderers. Nun sitzt er in der Neckarstadt und trinkt aus einer Henkeltasse mit blauem Rand. Das Trikot hat er zuhause gelassen, er trägt einen grauen Pulli, schwarze Jeans und keine Föhnwelle. Auf den ersten Blick verbinden die beiden vor allem Gegensätze: groß und klein, Haare und Glatze, bayrisch und kurpfälzisch. Dennoch haben sie sich zusammengetan und einen Podcast auf die Beine gestellt.
Gringo Mayer
- Gringo Mayer wurde in der Gartenstadt in Ludwigshafen geboren und wohnt jetzt in Mannheim.
- Er singt kurpfälzisch. Seine erste CD, die er im Dezember veröffentlicht hat, heißt „Nimmi normal“.
- Der Podcast „Gringo babbelt“ ist auf allen gängigen Podcastplattformen (Spotify, Deezer, etc.) zu hören.
Ein Tässchen Kaffee hilft das 11-Uhr-Loch zu überbrücken - vor ihm steht die grüne Henkeltasse auf dem geöltem Holztisch, Gringo strahlt, lediglich einige Schnittblumen lassen die Köpfe hängen. Der 33-Jährige startet gerade durch, das erste Album ist raus, der Verkauf läuft, Auftritte sind geplant. Er singt kurpfälzisch, bekennt sich in den Songs zu seinen Wurzeln in Ludwigshafen und Mannheim. Geboren wurde er driwwe, jetzt lebt er hiwwe. Gute Laune, das sei, so glaubt er, so etwas wie sein Markenzeichen und auch eine Art „Mission“. Denn er möchte Menschen zusammenführen.
Glaube an Veränderung
Schon früh habe er das soziale Gefälle erkannt und kapiert, dass es noch viel zu tun gibt. Mit Dialekt sei es einfacher, Menschen zu vereinen, findet er: „Ich freue mich, wenn ich von der Bühne runterschaue und die Leute sehe, wie sie da zusammenstehen.“ Im Alltag funktioniere das noch nicht. „Man gönnt sich nichts, hat wenig Verständnis füreinander“, findet Gringo Mayer und glaubt an Veränderung durch seine Gute-Laune-mit-Dialekt-Strategie.

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Und dieses Konzept hat er jetzt ausgebaut. Zusammen mit dem prominenten Gast, der ihm am Holztisch gegenübersitzt: Markus Babbel. Die beiden haben sich erst kürzlich in Weinheim kennengelernt. Markus Babbel legte als DJ auf - seine neue Leidenschaft - und Fußballfan Gringo Mayer stand auf der Bühne. Letzterer quatschte sein Sportidol aus frühen Tagen an - ein Volltreffer. „Sein positives Auftreten hat mich sofort angesprochen und als er auf der Bühne stand, hat’s mich zerrissen“, sagt Babbel über Mayer.
Die Idee zum Podcast war schnell gesponnen. Eine Geschichte, ein Interview oder ein Gespräch aufzeichnen, es online stellen und dem Ganzen regelmäßig weitere Episoden folgen lassen - diesen Trend hatte Gringo Mayer längst erkannt: „Ich dachte mir: Reden tu ich gern. Warum nicht?“ Der Hinweis, sich mit dem Bayer Babbel die Show zu teilen, kam von einem Kumpel, dem Gringo von der Begegnung am DJ-Pult erzählt hatte. Und dann ging’s schnell: Anfrage, Zusage und „Gringo babbelt“ war online. „Ich bin so der Instinktgesteuerte“, erklärt Gringo Mayer seinen Part, „der Ungeplante, der Emotionsgeladene.“
Hören wir also mal rein, was Gringo da so babbelt. Kaum Vorbereitung, wenig Nachbearbeitung und zwei Typen, die sich nicht kennen - hoffentlich hilft die Gute-Laune-mit-Dialekt-Strategie!? Tatsächlich geht das Gebabbel, das am Holztisch in der Neckarstadt aufgezeichnet wurde, über plumpes Schulterklopfen unter Kumpels im Rausch der gegenseitigen Anerkennung hinaus. Mehr noch: Babbel und Mayer werden sogar gesellschaftspolitisch. Mayer lässt sich über die Olympiade in China aus („Ich kann’s nimmer gugge!“) und Babbel kontert aus Sportlersicht, zeigt Verständnis für Olympioniken, die sich jahrelang auf dieses Ereignis vorbereitet haben und jetzt schweigen. Kritisch geht’s weiter: „Wie scheiße ist Profifußball?“, will der Kurpfälzer vom Ex-Bayern-Profi wissen. Und wieder holt Babbel aus, feuert Argumente raus, spricht aus Erfahrung.
Markus Babbel
- Markus Babbel kam in München zur Welt und war lange Fußballprofi. Er hat bei Bayern München gespielt, wurde 1996 mit der Nationalmannschaft Europameister und war auch im Ausland erfolgreich.
- Unter dem Titel „Music Friday“ auf seinem Instagram-Kanal präsentiert er regelmäßig Popsongs. Jetzt möchte er als DJ durchstarten.
Die zweite Folge soll im März erscheinen. Um was es geht, weiß noch keiner. „Wir machen Flachs, aber es soll keine Klamaukveranstaltung werden“, sagt Babbel. Pro und Contra, diskutieren über Sport, Musik und auch mal über regionale Themen, das alles können sich die beiden vorstellen. Und wir uns auch.
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