Garten-Kolumne

Was Hobbygärtner zum Anlegen einer Blühwiese wissen sollten

Nicht alle Saatgut-Mischungen für Blühwiesen enthalten nur Samen von heimischen Pflanzen. Die Leiterin der Grünen Schule im Mannheimer Luisenpark erklärt, warum das aber wichtig ist

Von 
Daniela Hoffmann
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Wild und schön: eine der Blühwiesen auf dem Spinelli-Gelände. © Daniela Hoffmann

Mannheim. Beim Ausflug entdeckt mein Sohn einen alten umfunktionierten Kaugummi-Automaten. Solche stehen inzwischen vielerorts und sind mit Kapseln voller Blumensamen bestückt. Eine Blühoase soll daraus entstehen – mit viel Nahrung für Bienen, verspricht die Aufschrift des Automaten. Geheimnisvoll sieht die Kapsel aus – und bleibt es. Denn in der Anleitung zum Ausbringen der Saat steht mit keinem Wort, welche Samen sich in der Mischung befinden.

Blumenwiese anlegen als Futter für Bienen und Schmetterlinge

„Das ist nicht untypisch“, erklärt mir Ursula Jünger, die ich frage, ob ich diese Samen nun in unseren Garten werfen sollte. Die Leiterin der Grünen Schule im Mannheimer Luisenpark kennt sich aus, denn sie hat nicht nur dort Blühwiesen angelegt. Auch das Konzept für den „Hektar für Nektar“ auf dem Spinelli-Areal, das zusammen mit dem Park zum Gelände der diesjährigen Bundesgartenschau gehört, hat sie erarbeitet. Wie der Name schon verrät, soll dieser Hektar besonders viel Futter für Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge bieten.

„Das ist wohl auch das Ziel vieler Hobbygärtner, die so eine Wiese anlegen“, meint Ursula Jünger. Etwas für Insekten tun, Artenvielfalt fördern und sich über viele bunte Blüten freuen.

Nur bestimmte Pflanzen helfen Bienen 

Doch nicht immer geht dieser Plan komplett auf. In Mischungen aus dem Handel befinden sich beispielsweise oft Samen von Pflanzen, die aus Nord- oder Südamerika stammen – Cosmea etwa oder Phacelia. Die helfen unseren Wildbienen nicht unbedingt. „Bienen und Pflanzen sind evolutionär nämlich gemeinsam entstanden. Daher besucht zum Beispiel eine Zaunrüben-Sandbiene nur Blüten der Zaunrübe“, erklärt die Diplom-Biologin. Werden diese durch Pflanzen von weit her verdrängt, hat die Sandbiene ein Problem.

Daher sollten Gartenbesitzer sich informieren und besser Mischungen mit Saatgut von heimischen Pflanzen verwenden, findet Ursula Jünger. Dabei helfen Naturschutzverbände wie der Nabu, die entsprechende Produzenten im Internet auflisten.

Besonders artenreiche Wiesen entstehen übrigens auf mageren Böden.
Ursula Jünger Leiterin Grüne Schule Mannheim

„Besonders artenreiche Wiesen entstehen übrigens auf mageren Böden“, erläutert die Expertin. Wer also eine gute Basis für die eigene Blüh-oase schaffen möchte, trägt am besten die bestehende Grasnarbe auf der vorgesehenen Fläche ab und arbeitet Sand ein.

Wiesen wandeln sich ständig

„Spannend ist, dass sich so eine bunte Wiese permanent wandelt“, sagt Ursula Jünger und macht mich neugierig. Im ersten Jahr dominieren die einjährigen Pflanzen wie Mohn-, Ringel- oder Kornblumen. Im zweiten Jahr die zweijährigen – etwa die Königskerze oder der Natternkopf. Und nach ein paar Jahren stellt sich schließlich eine gewisse Stabilität ein.

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Ein weiterer Vorteil ist, dass so eine schöne wilde Wiese pro Jahr nur einmal (im Juli, August oder September) oder zweimal (im Juni und August) gemäht werden muss. „Somit können die Blüten in Ruhe aussamen und die Saat in die Erde kommen“, erläutert die Mannheimer Fachfrau.

Was aber machen mein Sohn und ich jetzt mit unserer Kapsel aus dem Kaugummi-Automaten. Sonnenblumensamen haben wir immerhin schon erkannt und nach ein bisschen Recherche erscheint uns der Anbieter auch vertrauenswürdig.

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Wir entschließen uns also, den Inhalt des kleinen Behältnisses vorsichtig in unserem Garten auszubringen. Jetzt heißt es Geduld haben, warten, welchen Blüten zum Vorschein kommen und welche Geheimnisse unsere Blühwiese wohl zutage bringt.

Redaktion

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