Kino

Neuer "Tribute von Panem"-Film in den deutschen Kinos

Die Hungerspiele gehen mit „Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes“ am 16. November in die fünfte Runde. Bekannte Figuren aus den ersten Filmen fehlen - bis auf einen Charakter

Von 
Gebhard Hölzl
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Tom Blyth als Coriolanus Snow und Rachel Zegler als Lucy Gray Baird sind ab 16. November in dem neuen „Panem“-Film im Kino zu sehen. © picture alliance/dpa/Leonine

Hit-Recycling ist in Hollywood wieder einmal angesagt. „Die Tribute von Panem“-Reihe, die weltweit 2 968,19 Millionen US-Dollar eingespielt hat, kehrt auf die Leinwand zurück. Die Herstellungskosten der insgesamt vier Teile, die zwischen 2012 und 2015 in die Kinos kamen, betrugen 493 Millionen, was für die Produzenten einen saftigen Gewinn bedeutete. Wenig verwunderlich also, dass man sich für ein Update der Franchise entschieden hat.

„Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes“ heißt das neue Abenteuer, bei dem der einschlägig erfahrene Francis Lawrence („I Am Legend“) zum vierten Mal in Folge auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Ausgewechselt wurden einmal mehr die Drehbuchautoren. Michael Arndt („Star Wars - Episode VII“) und Michael Lesslie („Assassin’s Creed“) zeichnen diesmal für das Skript verantwortlich, das auf Suzanne Collins’ 2020 erschienenem Bestseller „Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange“ fußt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die 10. Hungerspiele, das heißt, dass die aktuellen Ereignisse 64 Jahre vor jenen des ersten „Panem“-Bandes stattfinden.

Ein Spin-off in Form eines Prequels. Nicht unbedingt originell, in der Traumfabrik freilich altbewährt. Coriolanus Snow (Tom Blyth), der spätere allmächtige Präsident von Panem, ist hier 18 Jahre alt. Er wird auserwählt, als einer der Mentoren des regelmäßig ausgetragenen Gladiatoren-Spektakels zu fungieren. Ihm wird Lucy Gray Baird (Rachel Zager), der weibliche Tribut aus dem verarmten Distrikt 12 zugeteilt. Sie soll ihm - und seiner in Ungnade gefallenen Familie - durch ihren Sieg helfen, wieder zu Geld, Ruhm und Ehre zu kommen ...

Figuren wurden verjüngt und neu besetzt

„Same, same, but different“, die Story ist altbekannt, lediglich frisch aufbereitet. Eine Arbeit, die definitiv auf die Treue der zahlreichen Fans zielt und mit der man hofft, eine neue Teenager-Klientel zu generieren. Die beliebte alte Heldin Katniss Everdeen, vormals verkörpert von Publikumsliebling Jennifer Lawrence, ist nicht mehr mit von der Partie, ebenso wie Woody Harrelson als Trunkenbold Haymitch Abernathy, Elizabeth Banks als Effie Trinkett oder Stanley Tucci als TV-Zeremonienmeister Caesar Flickerman. Insgesamt - logisch durchaus korrekt - hat man all diese populären Figuren verjüngt und neu besetzt.

Neu eingeführt werden Viola Davis („The Help“) - angetan mit voluminös wallenden Gewändern und monströser weißer Afro-Perücke - als Dr. Volumnia Gaul und Dekan Casca Highbottom, „Erfinder“ der Hungerspiele, in dessen Part der kleinwüchsige Peter Dinklage schlüpft, den man aus „Game of Thrones“ bestens kennt. Er, gnadenloser Schurke, gibt die Marschrichtung vor: „Dieses Jahr gibt es eine Änderung. Ihre Aufgabe, Mr. Snow, ist es, aus diesen Kindern Sensationen zu machen. Keine Überlebenden!“ Dummerweise verguckt sich der Angesprochene jedoch in sein Mündel. Frech stellt die ihn zur Rede: „Was macht ein Mentor, außer mir Rosen zu bringen?“ Sprich auch hier kommt die Liebe ins Spiel.

Bald im ewigen Schlaf

  • Als Webvideo-Produzentin, Sängerin und Schauspielerin hat sie sich einen Namen gemacht: Rachel Zegler, 2001 in Hackensack, New Jersey, als Tochter einer Kolumbianerin und eines US-Amerikaners geboren.
  • Auf Twitter stieß sie auf den Casting-Aufruf zu Steven SpielbergsWest Side Story“-Film (2021) – und setzte sich gegen 30 000 Konkurrentinnen durch.
  • Demnächst ist Zegler als „Schneewittchen“ der Disney-Live-Action-Adaption und neben Alicia Silverstone in der Sci-Fi-Komödie „Y2K“ auf der Leinwand zu bewundern. 

Blyth, Held als der Wild-West-Serie „Billy the Kid“, und Golden-Globe-Gewinnerin Rachel Zegler („West Side Story“) harmonieren gut. Sie blickt verführerisch, er stellt sich mit nacktem Oberkörper und bald kahl geschorenem Kopf viril zur Schau. Ein wenig balzen, vor allem jedoch kämpfen. Darum geht’s primär in dieser prototypischen Dystopie, in der das Volk mit wenig Brot dafür umso mehr Spiele ruhig gehalten werden soll.

Nur einen Überlebenden darf’s final geben. Wer das wenig überraschend ist, wird wie gewohnt via Fernsehen live und wohl zu besten Quoten übertragen, launig und reißerisch kommentiert von einem Mitglied der einflussreichen Familie Flickerman, Vorname Lucky (Jason Schwartzman) - Beweis dafür, dass selbst in der Zukunft Nepotismus zum Alltag gehört.

Visuelle Symphonie erzeugt düsteres Setting

Bezüglich der Schauwerte ist ebenfalls (fast) alles beim Alten geblieben. Düster ist die Grundstimmung, was sich im Produktionsdesign niederschlägt. Die wuchtigen Gebäude und riesigen Fabrikhallen scheinen Relikte der Stalinistischen Ära zu sein, die Arena erinnert an eine Kathedrale. Die Schergen der Machthaber sind von Kopf bis Fuß weiß gekleidet, in selber Farbe erstrahlen ihre Helme. Gedeckt sind die Farben, nervös ist die Kameraarbeit von Jo Willems („Red Sparrow“), passend dramatisch die Musik von James Newton Howard („The Dark Knight“).

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Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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