Mannheim. Auf den ersten Blick passen das Peer 23 und die Buga so gar nicht zusammen. Ein Verein, der bei seinen Festivals aus Prinzip keinen Eintritt nimmt und eine Veranstaltung, bei der das Ticket 28 Euro kostet. Beim Tagesfestivel „Insel der Freude“ am Samstag kommen sie auf der Freilichtbühne Parkschale im Spinellipark trotzdem zusammen.
Wir wollen Subkultur auf die Buga bringen.
„Wir wollen Subkultur auf die Buga bringen“, sagt Melanie Holstein von Peer23. Bisher gebe es davon noch sehr wenig im Buga-Programm. Die Veranstaltung sieht sie mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei die Buga eine Bereicherung für die Stadt, andererseits stehe das Peer 23 für ein niedrigschwelliges Kulturangebot. „Mit 28 Euro Eintrittspreis ist die Buga nicht gerade niedrigschwellig“, fasst Holstein den Konflikt zusammen.
Subkultur ist der Markenkern von Peer23
Warum wagt der Verein trotzdem den Schritt aufs Gelände? „Wir wollen mit den Besucherinnen und Besuchern in Austausch kommen, dem Publikum Subkultur näher bringen“, sagt Holstein. Subkultur, das ist sowas wie der Markenkern des Vereins.
Angefangen hat das alles vor zehn Jahren. Im Juni feiert der Verein sein Jubiläum. „Die Ursprungsidee war, unkompliziert Ateliers und Probenräume anzubieten“, sagt Simon Bittner. Der 28-Jährige ist Vorstand des Vereins, engagiert sich dort seit acht Jahren. Wie Melanie Holstein kam er als Gast zu den Veranstaltungen und blieb, um das Projekt mitzugestalten.
Heute opfert er fast seine ganze Freizeit für den Verein. So würde es Bittner aber sicher nicht ausdrücken. Das Peer23 ist für ihn ein Freundeskreis, der Ort, an dem er seine Freizeit verbringt – und Bittner steht hinter der Idee.
75 Mitglieder hat der Verein Peer23 - der Dunstkreis ist größer
So wie viele andere. Der Verein besteht aus Künstlern, Musikerinnen und Menschen, die sich soziokulturell beteiligen wollen. Musik, Malerei, Tanz. 75 Mitglieder hat der Verein. Das Netzwerk ist breiter. Der Dunstkreis sei schwer zu definieren, so Bittner.
Zahlreiche Initiativen kooperieren mit dem Peer23, nutzen die Veranstaltungsräume auf der Friesenheimer Insel. Die Surfrider haben dort ihren Stammtisch. Das Nationaltheater feierte dort sein Sommerfest. In Zukunft wollen sie die Kooperationen noch ausbauen, mehr Vorträge und Workshops anbieten. Zweimal im Monat finden schon jetzt an den Wochenenden Konzerte und Mini-Festivals statt.
Unter dem Titel „Margarine Union“ gibt es am ersten Samstag im Monat ein Tag voller Workshops, Infostände, Livebands und elektronische Musik - fernab des „Mainstreams und der Konsumgesellschaft“, wie es auf der Internetseite des Vereins heißt. Zielgruppe: Alle, die auf der Suche nach einem bewussten Leben sind und sich nicht vor alternativen Denk- und Lebenskonzepten scheuen. Das Konzept geht auf. „Unsere Veranstaltungen sind voll“, sagt Holstein.
"Insel der Freude" auf der Buga - sogar die Seilbahn fährt länger
Funktioniert das auch auf der Buga? Electro-Beats neben feinsäuberlich in Reihe gepflanzten Tulpen. Recycelte Deko aus Müll neben nagelneuen Wegen und Gebäuden. Thematisch passt das Festival auf jeden Fall ins Programm. Leitthema sind Umwelt und Bienen. Die Ehrenamtlichen vom Peer haben die Surfrider, Foodsharing, Beefriendly und Jan und die Wurmkiste für Workshops und Infostände eingeladen.
Untermalt wird das Programm wie üblich von lokalen Musikerinnen und DJs. Ab 16 Uhr gibt es Live-Musik von Jules und Florin Küppers und The Manana People. Ab 19 Uhr elektronische Musik. Die Ehrenamtlichen vom Peer wollen die musikalische Vielfalt, die es in der Quadratestadt gibt, aufzeigen.
Bis 23 Uhr soll das Festival gehen. „Für uns fährt sogar die Seilbahn länger“, sagt Holstein. Darum hatte der Verein extra gebeten.
Und es wird nicht die letzte Peer-Veranstaltung auf der Buga bleiben. Am 9. September folgt ein zweites Tagesfestival. Was geplant ist? Das sei noch nicht genau klar, so Bittner. „Wir wollen auch von der Veranstaltung am Samstag lernen, wen wir adressieren.“
Festival ist auch ein Experiment
Das Tagesfestival auf der Buga ist auch ein Experiment. Die Ehrenamtlichen vom Peer23 sind selbst gespannt, wie viele Personen kommen werden. Die Menschen, die normalerweise zum Festival kommen, seien es gewohnt, dass der Eintritt nichts kostet. „Die bezahlen keine 28 Euro Eintritt für die Buga“, sagt Holstein.
Und die Buga habe eine andere Dynamik als die üblichen Peer-Veranstaltungen, so Bittner. Mehr Laufkundschaft. Menschen flanieren, bleiben stehen und gehen vielleicht auch wieder weiter. Das Peer-Team ist zuversichtlich, dass die Veranstaltung ein Erfolg wird, unabhängig wie viele Menschen kommen. „Wenn schon 200 Leute kommen und sehen, was man mit wenig Geld und viel Kreativität schaffen kann, freuen wir uns“, sagt Holstein.
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