Streetart

Neues Stadt.Wand.Kunst-Mural entsteht neben der Mannheimer Jesuitenkirche

Von 
Markus Mertens
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Das neue Wandgemälde für das Projekt Stadt.Wand.Kunst des Künstlers Aryz entsteht im Quadrat A4,1, direkt am Asamplatz und vor der Mannheimer Jesuitenkirche. Der Titel wird noch gesucht. © Markus Mertens

Mannheim. Als Octavi Arrizabalaga an diesem warmen Vormittag an der Bismarckstraße steht und nach dem Titel für sein neues Kunstwerk gefragt wird, muss er selbst lachen. „Ich habe noch keine Ahnung, bin aber für alle Anregungen offen“, lässt er verlauten - und hat doch längst bewiesen, dass er eine ziemlich genaue Ahnung davon hatte, welch große Aufgabe in Mannheim auf ihn warten würde.

Denn Aryz, wie sich der junge Spanier in der Kunstwelt nennt, bemalte hier, im Quadrat A4,1 nicht einfach irgendeine Wand: Es ist die Außenwand der katholischen Gesamtkirchengemeinde in Mannheim, direkt am Asamplatz, unmittelbar vor der imposanten Jesuitenkirche, in der einst selbst Mozart die Gottesdienste besuchte. „Früher habe ich die Hintergründe für andere Graffiti-Künstler gemalt, heute ist die Geschichte mein Hintergrund“, wie der Künstler augenzwinkernd voller Begeisterung erzählt - und einen Moment ins Schwärmen gerät.

Stadtdekan reagiert begeistert

Denn dass hier an diesem Ort das neue Mural des bekannten Streetart-Projekts Stadt.Wand.Kunst entstehen durfte, ist nicht eben eine Selbstverständlichkeit. Einerseits, weil Aryz ganz bewusst eine Wand in der Mannheimer Altstadt bemalen wollte, was für ihn auch eine gewisse Verantwortung bedeutet. Andererseits, weil die katholische Kirche das Projekt mit uneingeschränkter Offenheit unterstützte. Der eigentliche Auftraggeber (und Chef der Alten Feuerwache) Sören Gerhold, scherzt anerkennend, wenn er beim Pressegespräch berichtet, die Kirche habe „die Katze im Sack gekauft - und dann auch noch bezahlt“, meint damit aber eigentlich anerkennend: Die Freiheit über Künstler und Motiv lag komplett bei den Verantwortlichen aus der Feuerwache.

Der spanische Künstler Aryz bei der Präsentation seines jüngsten Werks. © Markus Mertens

Ein Vertrauen, das sich nicht nur aus den regelmäßigen Mural-Führungen der katholischen Hochschulgemeinde um Kathrin Grein speist, sondern ganz explizit auch von der Erzdiözese Freiburg und den führenden Köpfen der Mannheimer Katholiken befürwortet wurde. So nimmt sich Stadtdekan Karl Jung selbst die Zeit, an diesem Vormittag mit dabei zu sein, um im Gespräch mit dieser Redaktion beschwingt klarzustellen: „Es war uns eine Freude, diese graue Wand verschönern zu lassen und damit auch die Stadtmitte aufzuwerten. Aber ich denke, diese Straßenkunst ist auch ein Anreiz für uns, die Kirche auf die Straße zu den Menschen zu bringen.“

Es sind Worte, die auch bei Aryz Wirkung hinterlassen. Der in der Region rund um Barcelona aufgewachsene Künstler verwendete zunächst alte Fassadenfarben, um leerstehenden Gebäuden seine ganz eigene Handschrift zu verpassen. Der Zauber des jungen Spaniers bleibt jedoch nicht lange unbemerkt und so ereilen Aryz bald schon bald die ersten Auftragsarbeiten - von der zweckgebundenen, aber auch provokativen Studio-Malerei bis hin zu ersten öffentlichen Graffiti-Werken.

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Heute zieren die Arbeiten des Malers nicht nur Gebäude auf der ganzen Welt, auch die renommiertesten Magazine schwärmen von dem unkonventionellen Stil des kreativen Denkers. Denn stilistisch variieren die Arbeiten zwischen akademischer Malerei mit bisweilen millimetergenauem Sinn für Proportionen und Struktur, farblich explodierendem Expressionismus und floraler Avantgarde. Auch wenn sich Aryz beim Pressegespräch selbst jede Schubladisierung seiner Werke verbietet: Nur so lässt sich auch sein jüngstes Mannheimer Motiv fassen.

"Löwe ist Auftrag an uns"

Mit Pinsel und Farbrolle innerhalb von nur drei Tagen entstanden, setzt sich ein futuristisches Blütenmeer auf einen dunklen, vielschichtig-pastellig aufgetragenen Terrakotta-Ton. Allein die neongrüne Wiese wirkt ein wenig streng formalistisch, doch fällt das mit Blick auf den Protagonisten des neuen Murals kaum ins Gewicht: Es ist ein riesiger Löwe, der in seiner farblichen Pracht nicht allein seine Männlichkeit und damit die Erhaltung seiner Art schützt, sondern mit seiner stolzen Miene vor allem für eines steht: Courage.

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Auch Dekan Karl Jung sagt am Ende der Präsentation: „Dieser Löwe ist ein Auftrag an uns, mutig zu sein. Und diesen Auftrag werden wir ernst nehmen.“ So gesehen transformiert sich in diesem Augenblick auch die Verantwortung des Octavi Arrizabalaga bereits in etwas Neues. Denn sein Anspruch, durch seine Arbeiten Menschen zu inspirieren, hat sich ganz offensichtlich bereits jetzt eingelöst. Schöner und nachhaltiger kann Kunst nicht sein.

Freier Autor

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