Zeitreise

Die Klosteranlage Seebach als Geheimtipp

Seebach bei Bad Dürkheim zählt zu den weniger bekannten Klosteranlagen der Pfalz. Immer wieder gab es Probleme mit der Disziplin.

Von 
Klaus Backes
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Die Klosteranlage Seebach bei Bad Dürkheim. © Klaus Backes

Seebach stand immer im Schatten der übermächtigen Nachbarin: der Abtei Limburg. Per Luftlinie beträgt die Distanz zwischen beiden etwa einen Kilometer. Doch was Bedeutung und Reichtum angeht, liegen Welten dazwischen.

Um 1140 gründet ein Ritter Siegfried, über den ansonsten nichts bekannt ist, das Kloster Seebach. Benediktinerinnen ziehen ein. Zuerst unterstehen sie dem Limburger Abt. Doch 1166 schränkt der Speyerer Bischof Gottfried II. dessen Befugnisse drastisch ein. Unter anderem dürfen die Nonnen nun ihre Äbtissin frei wählen. Trotzdem zeigen sich die Limburger Äbte im Verlauf des 13. Jahrhunderts immer wieder übergriffig, wollen Rechte und Freiheiten Seebachs schmälern.

100 Gulden an Dürkheim

Kloster Seebach

Anfahrt von Mannheim: über die Rheinbrücke, weiter auf der A 650 Richtung Bad Dürkheim, weiter auf der B 37. Links abbiegen auf die B271 in Richtung Neustadt/Weinstraße. Auf die K7 in Richtung Wachenheim/Bad Dürkheim-Süd/Bad Dürkheim-Seebach fahren.

Dann die erste Ausfahrt aus dem Kreisverkehr auf die Weinstraße Süd nehmen. Nach etwa 600 Meter nach links auf den Amtsplatz abbiegen, nach etwa 150 Metern auf die Seebacher Straße.

Entfernung von Mannheim: rund 30 Kilometer. Fahrzeit: ungefähr 25 Minuten.

Öffnungszeiten: Kirche tagsüber geöffnet

Literatur: Keddigkeit/ Untermann und andere: Pfälzisches Klosterlexikon, Band 4, Kaiserslautern 2017.

Doch die Nonnen wehren sich und schalten den Bischof ein, der sie vor den Anmaßungen schützt. Der Konvent setzt sich zu großen Teilen aus Töchtern von Niederadelsfamilien der Region zusammen, aus der Pfalz, dem Odenwald und dem Kraichgau: von Fischlingen, von Dürkheim, von Lindenfels, von Handschuhsheim, von Kropsberg und andere mehr.

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Seebach wird oft als armes Kloster bezeichnet. Doch zumindest 1401 ist man in der Lage, der Stadt Dürkheim 100 Goldgulden zu leihen, eine beachtliche Summe. Ein herber Schlag trifft die Abtei 70 Jahre später. Der Pfarrer Franz Xaver Remling schildert in seinem 1836 erschienen Buch „Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster im jetzigen Rheinbayern“ die Ereignisse:

„Im Jahre 1471 hatte sie (die Abtei) bei der schon erwähnten Belagerung der Stadt Dürkheim durch den Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz viel Schrecken und großes Ungemach zu erdulden, indem dieser sein Lager und seine Wagenburg bei dem Kloster aufschlug und von hier aus größtentheils die Burg zu Dürkheim bestürmte. Diese Belagerung hatte sowohl für die innere Zucht und Ordnung als auch für den Haushalt und namentlich für die Gebäulichkeiten des Klosters die nachtheiligsten Folgen. Das Langhaus der Kirche wurde in diesem Kriege so zugerichtet, dass dasselbe in den Jahren 1482 und 1488 wieder neu erbaut werden musste, was auch mit dem größten Theile der Wohnungen unserer Benediktinerinnen der Fall war.“

Dass die Disziplin nicht mehr die beste ist, belegt ein Schreiben des bischöflichen Ordinariats Speyer aus dem Jahr 1505. Darin wird davor gewarnt, „ja keine Mannspersonen von Hardenburg in die Mauern Seebachs einzulassen, noch viel weniger zu erlauben, dass solche an das Sprachgitter kommen, indem ja die Äbtissin wohl wisse, welche Pläne die Menschen im Sinn haben, wie sie Werke des Teufels üben und wie verderblich ihre Gespräche für Gott geweihte Jungfrauen seyen.“

Bauernkrieg ohne Bauschäden

1520 tötet eine ansteckende Krankheit den Großteil der Nonnen. Auch die Probleme mit der Disziplin bestehen weiter. Denn 1521 kommt aus Speyer ein Schreiben voller Anordnungen. So soll an den vorgeschriebenen Tagen gebeichtet und gefastet sowie generell das Schweigegebot beachtet werden. Nur Ordensschwestern dürfen im Kloster übernachten. Keine Nonne soll es ohne Erlaubnis des Bischofs verlassen und vieles andere mehr. Dass der Bischof durchgreifen will, belegt der Befehl, einen Kerker für ungehorsame Nonnen zu bauen. Den Bauernkrieg des Jahres 1525 scheint das Kloster ohne Bauschäden überstanden zu haben, allerdings wurde es wohl ausgeplündert.

Eine andere Gefahr zieht am Horizont herauf: die Reformation. Noch können die Grafen von Leiningen und Kurpfalz das Kloster nicht auflösen, aber sie können es schikanieren. So wird 1567 von der Äbtissin verlangt, sofort einen Wagen nach Frankenthal zu schicken, um Bier für die verwitwete Gräfin zu holen. Als die Äbtissin ablehnt, weil die Pferde auf den Feldern im Einsatz sind, spannen leiningische Diener die Tiere aus und bringen sie samt Fahrern auf die Hardenburg.

1573 leben lediglich noch zehn Nonnen im Kloster. Pfalzgraf Johann Casimir fördert den Niedergang, als er 1579 das Verbot erlässt, neue Schwestern aufzunehmen. Leiningen und Kurpfalz berufen sich auf ihre Vogteirechte über Seebach. Vögte, weltliche Schutzherren, sollen Klöster schützen. Doch hier geht es um die Auflösung, um Beute.

1588 ist nur noch Äbtissin Margaretha von Nippenburg übrig, die vom Pfalzgrafen genötigt wird, ihm zu huldigen und einen Verzichtbrief zu unterschreiben. 1591 hat er sein Ziel erreicht, lässt das Kloster besetzen und verpachtet es an einen Dürkheimer Bürger. Bilder, Altartafeln, Messgewänder und Bücher werden vernichtet. Die Leininger haben das Nachsehen und müssen sich mit einer Abfindung zufriedengeben.

Auch von Limburg nur Ruinen

Auf dem Klosterareal entsteht der Ortskern von Seebach, das seit 1935 zu Bad Dürkheim gehört. Klausurgebäude und Kreuzgang verschwinden, ebenso das gotische Langhaus der Kirche, dessen Westteil das Schulgebäude von 1870 einnimmt. Die Steine dienen als Baumaterial. Die Zeiten überstanden haben Chor und Vierungsturm aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die die Protestanten seit 1602 als Gotteshaus nutzen. Als Vorbild des Chors gelten die um 1144 vollendeten Ostteile des Wormser Doms.

Spannend gestaltet sich die Suche nach Klosterspuren im Ortskern. Im Hof des Restaurants „Käsbüro“ überrascht ein auf 1533 datiertes spätgotisches Portal. In der Lingenfelderstraße ist eine vierteilige Fenstergruppe mit Renaissanceformen verbaut. Und es gibt weitere Überbleibsel.

Auch vom großen Kloster Limburg sind nur Ruinen geblieben. Sie thronen weithin sichtbar auf einem Berg, während Seebach versteckt in einem Tal liegt. Doch eins hat David dem Goliath voraus: Er hat länger durchgehalten. Während in Limburg das monastische Leben bereits 1574 erlischt, wehrt sich Seebach bis 1591 gegen die Auflösung.

Redaktion

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