Heidelberger Schlossfestspiele

Tickets für Heidelberger „Carmen“-Inszenierung heiß begehrt

Am Samstag, 28. Juni, feiert die „Carmen“-Inszenierung in Heidelberg Premiere. Unser Autor durfte einen Blick hinter die Kulissen werfen und sagt: Die Oper könnte ein Publikumsmagnet zu werden.

Von 
Hans-Günter Fischer
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Sophie Melbinger übernimmt die Sprechrolle Manuelitá – sie ist Carmens erstes „Opfer“, das bei einer Rauferei von ihr verletzt wird. © Susanne Reichardt

Heidelberg. Heutzutage sind barrierefreie Zugänge die Regel, und selbst in der Kunst erwartet man sie immer häufiger. Auch deswegen wird in der neuen „Carmen“-Inszenierung bei den Heidelberger Schlossfestspielen die Erzählfigur Manuelitá eingeführt: für das „betreute“ Hören, das die Handlung der Bizet-Oper erklärt, in aktualisierter Sprache und Betrachtungsweise. Und auf Deutsch. Schon aus pragmatischen Erwägungen, erläutern uns die Regisseurin Anja Kühnhold und die Heidelberger Operndramaturgin (und Co-Leiterin) Ulrike Schumann. Wir befinden uns schließlich im Schlosshof – wo es keine Übertitel geben kann, obgleich die Oper auf Französisch aufgeführt wird. Nicht zuletzt aus diesem Grund gibt es den deutschen Zusatztext.

Geht nicht anders: Musik wird von Lautsprechern verstärkt

Die Sprechrolle Manuelitá - sie ist Carmens erstes „Opfer“, das bei einer Rauferei von ihr verletzt wurde - verkörpert Sophie Melbinger. Sie hat mit Anja Kühnhold und Ulrike Schumann auch den Text entwickelt. Um die Tonlage der Wortbeiträge anzudeuten, nehmen wir mal die Beschreibung Escamillos, der Torero mit dem waghalsigen Wunsch, „Auf in den Kampf!“ zu ziehen. Den bezeichnet Sophie Melbinger als „Showman, der es liebt, im Mittelpunkt zu stehen“. Falsch ist das gewiss nicht. Höchstens etwas vordergründig. Man muss aber nicht befürchten, dass die Oper dabei Schaden nimmt: Denn die im Umfang nur ganz leicht beschnittene Musik wird dann zwar auch von Lautsprechern verstärkt - das geht im riesengroßen Heidelberger Schlosshof gar nicht anders. Doch die Wiedergabe klingt schon weitgehend natürlich und verfärbungsfrei.

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Das Philharmonische Orchester sitzt, wie immer bei den Schlossfestspielen, oben auf der Bühne, diesmal hinter einer schwarzen Bande mit der aufgedruckten Textzeile „L’amour est enfant de bohème“. Die Liebe ist also womöglich ein „Zigeunerkind“, was man zumindest 1875, bei der „Carmen“-Uraufführung, auch so formulieren durfte. Die besagte Textzeile stammt aus der Habanera, der berühmten Auftrittsarie. Carmen (Almerija Delic) steigt dazu in Heidelberg eine Art Showtreppe hinunter, aber die ist eher rustikal als glamourös. Da müssen Bühnenbildnerin und Regisseurin eben nehmen, was vorhanden ist. Gegen die Wucht des Schlossambientes anzuinszenieren, dürfte eine aussichtslose Sache sein, und Anja Kühnhold weiß das auch: Sie wolle „die Kulissen liebevoll umarmen“, sagt sie.

Wie das Stück ausgeht, ist allen klar

Die Umarmung zwischen Don José und Carmen steht zunächst noch aus. Der Liebhaber, der später auch ihr Mörder ist und in der aktuellen Aufführung von Jaesung Kim gespielt wird, mimt vorerst den Unbeteiligten. Er steht am Bühnenrand und schraubt an seinem Fahrrad. Wird er jemals gegen einen Stierkämpfer bestehen können? Wie die Sache ausgeht, ist bekannt, was ihrer Popularität indessen keinen Abbruch tut: Auch 150 Jahre nach der Uraufführung und dem frühen Tod von Georges Bizet ist „Carmen“ weltweit die am häufigsten gespielte Oper.

Diesen Samstag wird in Heidelberg die neue Inszenierung ihre hoffentlich recht festliche Premiere haben. Nicht nur sie ist bereits ausverkauft. Sogar fürs nächste Jahr, dem 100. der Schlossfestspiele, lassen sich zum Teil schon „Carmen“-Tickets ordern.

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