Mannheim. „Übermäßig schnell und laut wird es bei uns ja nie“, sagt Torun Eriksen, und das ist fast noch eine Untertreibung. Die Musik der Sängerin aus Norwegen hat eine exzessive Kargheit, ist herunter temperiert, verlangsamt, und durchwandert völlig leergeräumte Klanglandschaften, die wie Resultate einer extralangen Eiszeit wirken. Anders ausgedrückt: Sie macht um „nordische“ Klischees nicht eben einen extraweiten Bogen. Auf der aktuellen Platte „Fastlanded“ sogar erst recht, denn Eriksen hat ihre Songtexte – die früher englisch waren – jetzt auf Norwegisch verfasst.
Eine gewisse Düsternis ist „Fastlanded“ oft anzuhören
Im vollbesetzten Mannheimer Ella & Louis Jazzclub herrscht aus diesem Grund Erläuterungsbedarf. Die Sängerin erklärt dem Publikum, der Plattentitel übersetze sich mit „Mainland“, also „Festland“, und es gehe in dem Album, das in den Corona-Jahren konzipiert wurde, um Resilienz. Um Erdung und Verwurzelung. Eine gewisse Düsternis ist „Fastlanded“ oft anzuhören, Eriksen spricht einmal gar davon, sie wolle hier „den Tod verstehen“.
Doch man möge diese Lieder „nicht nur mit dem Sprachzentrum“ zur Kenntnis nehmen. Musikalisch-atmosphärisch sind sie dicht gearbeitet. In Eriksens Quartett bläst Atle Nymo eine feine Klarinette, während an den Keyboards Alessandra Bossa, eine Italienerin, als Überzeugungs-Skandinavierin besticht. Zum Teil mit Retro-Soundeffekten. Kjetil Dalland ist an E-Bass und –Gitarre schon seit mehr als 20 Jahren mit an Bord, das zeigt sich in dem alten Stück „I Love A Man“ besonders schön. Die Sängerin brilliert mit einer Stimme, die zugleich gedeckt und klar wie Gletscherwasser ist. Schon wieder so ein „nordisches“ Klischee.
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