Mannheim. Bemerkenswert finde er es, sagt Mannheims Kulturbürgermeister Thorsten Riehle, „dass nach dieser kurzen Zeit, in der das Ella & Louis hier existiert, ja zum einen nicht nur dieser Club eine Marke geworden ist“. Und zwar international: Hier spielen „die Stars der Szene, und hier sind Menschen, die Sie normalerweise nur in großen Häusern sehen“, richtet Riehle zur Spielzeiteröffnung das Wort ans Publikum im ausverkauften Haus. Zudem sei „Ella & Louis an sich auch eine Marke geworden“ – was etwa die nach Frankfurt exportierte Reihe „Ella & Louis Jazz Club im Holzhausenschlösschen“ bezeugen kann.
Aber Riehle ist auch Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit und Soziales, und als solcher spricht er generell die angespannte Haushaltssituation an, „in der wir darüber nachdenken müssen, was können wir uns eigentlich noch leisten.“ Zugleich betont er die grundlegende Bedeutung von Kultur. In den nächsten Wochen und Monaten müsse man sehr genau hinschauen und darüber nachdenken, „wie wir unsere Künstlerinnen und Künstler unterstützen können, und da geht es mir nicht nur um das Nationaltheater, da geht es mir eben auch um solche tollen Einrichtungen wie das Ella & Louis“.
Fulminantes Konzert in der Gestalt einer Städtereise
Als „Motor“ des Ella & Louis-Erfolgs macht Riehle den Club-Chef aus, der bekanntermaßen auch ein exquisiter Trompeter ist und zum Saisonstart mit dem Thomas Siffling Jazz Quintett sein aktuelles Projekt „City Lights“ vorstellt: Eine „musikalische Hommage an Städte dieser Welt“, bei der Siffling neben seinem kongenialen Spielpartner am Saxofon, Olaf Schönborn, mit dem Saarbrücker Schlagzeugprofessor Oliver Strauch und dem Düsseldorfer Kontrabassisten Nico Brandenburg zwei weitere profilierte Mitstreiter vorweisen kann.
Dazu kommt der junge Stuttgarter Pianist André Weiß, der an diesem Abend einen exzellenten Eindruck hinterlässt. Besagte Städtereise startet, blendend gelaunt, in der Stadt an der Seine: „I Love Paris“ gleitet mit federndem Groove, ausgelassen swingendem Bass, blitzenden Piano-Perlenbesatz und einem wie immer glänzenden Melodie-Pas des deux von Trompete und Saxofon über das Pflaster.
So leicht und beschwingt, als schlendere die Rhythmusgruppe über die sonnenbeschienene Golden Gate Bridge, wird „I Left My Heart in San Francisco“ auf den Weg gebracht. Sifflings Spiel ist hier vollmundig, raumgreifend, bewahrt aber zugleich seine geschmeidige Beweglichkeit. „Beirut“ ist eine Komposition des libanesischen Trompeters Ibrahim Maalouf, die sinnierend, behutsam, fast somnambul interpretiert wird. Der „Saint Louis Blues“ dagegen swingt mit rhythmischer Kraft – und wird nicht zuletzt durch ein flamboyantes Schönborn-Solo zu einem zentralen Stück des Abends.
Über London („A Foggy Day“) und die schwedische Hauptstadt („Dear Old Stockholm“) geht es in die Niederlande, wo die Schwermut, die Jacques Brel einst am „Port d’Amsterdam“ herrschen ließ, durch eine warme, anmutige Melancholie ersetzt wird. Ausnahmsweise gibt es zum Ende nicht eine, sondern „eineinhalb Zugaben“, so Siffling – und die enden in der schlaflosesten aller Städte: „New York, New York“. Was fehlt? Eine Komposition zur Jazz-Metropole Mannheim. Dies sei hiermit angeregt.
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