Mannheim. Lachen gilt als beste Medizin gegen schlechte Laune. Mit ihrer gelungenen Premiere von „Oh là là, das Geld ist da“ unter der Regie von Dominik Kobel hat die Freilichtbühne Mannheim am Freitag erfolgreich gegen den Herbst-Blues gekämpft. Vor ausverkauften Rängen im Zimmertheater hat das zehnköpfige Ensemble das Werk mit viel Esprit und Leidenschaft auf die Bühne gebracht. Das Stück mit dem Originaltitel „Und ewig rauschen die Gelder“ von Michael Cooney zeigt, wie schnell Lügen und Betrug aus dem Ruder laufen können.
Klaus Schmitz (Thorsten Köster) ist seit zwei Jahren arbeitslos. Allerdings traut er sich nicht, seiner Frau Petra (Susanne Bechtold) reinen Wein einzuschenken. Stattdessen versucht er, das gemeinsame Leben mit Geldern des Sozialstaats zu finanzieren. Zunächst kassiert Klaus Schecks, die an seinen ehemaligen Untermieter Peter Müller adressiert sind. Schließlich erfindet er immer mehr fiktive Bewohner, um zusätzliche Unterstützung wie Krankgeld und sogar Schlecht-Wetter-Geld zu erhalten. Sein Onkel Heinz (Manfred Dengel) besorgt ihm dafür regelmäßig Atteste aus dem Krankenhaus. Und auch sein aktueller Untermieter Dieter Brenner (Peter Ziesche) wird unfreiwillig zum Helfer, da Klaus ihn als arbeitslosen Holzfäller anmeldet.
Verwirrung und Geheimnisse in der Wotanstraße
Ausgerechnet Klaus‘ Versuch, den Betrug zu beenden, sorgt für Aufruhr in der Wotanstraße. Als er seine Figuren das Zeitliche segnen lassen will, indem er Brenner beim Sozialamt als verstorben meldet, löst das eine Lawine an Hausbesuchen aus. Plötzlich will der Sozialamt-Sachbearbeiter Reinhold Winkelmann (Guntram Raquet) von der Abteilung Außenprüfung Unterschriften einholen, um seine Vorgesetzte Fräulein Schneider (Jelena Bruderuhs) zu beschwichtigen. Lena Fröhlich (Svenja Lupp) von der Familienhilfe möchte der Familie Brenner nicht nur Beileid wünschen, sondern sie auch tatkräftig in der schwierigen Situation unterstützen.
Ein turbulentes Verwechslungsspiel voller Überraschungen
Klaus muss erfinderisch werden. „Sie haben mir immer wieder Geld angeboten. Ich hab’s nicht mal verlangt“, verteidigt sich Klaus, der Dieter erklärt, er habe einen Schneeballeffekt verursacht. „Du hast verdammt eine Lawine losgetreten, du gehst ins Gefängnis“, warnt Dieter in breitem Kurpfälzer Dialekt. Brenner muss kurzerhand in die Rolle seines erfundenen Sohnes schlüpfen, um Winkelmann seinen eigenen Tod vorzugaukeln. Petra hat ebenfalls Geheimnisse. Sie möchte sich Eheberater Dr. Benno Seelenruh (Michael Göricke), der sich als „Partnerschafts-Moderator“ bezeichnet, anvertrauen. Als dann noch der Bestatter Herr Grabowski (Markus Muth), der die vermeintliche Leiche abholen will und Dieters Verlobte Jenny (Carolin) auf der Bildfläche erscheinen, ist das Chaos perfekt. Gibt es einen legalen Ausweg?
Der mitreißende und intelligente Plot mit zahlreichen skurrilen Irrungen und Wirrungen besticht durch Situationskomik, Spannung und immer wieder neuen, scheinbar ausweglosen Momenten. Blitzschnell und mit Ideenreichtum retten sich die Protagonisten aus einer Falle, um in eine andere zu tappen, bis das Lügenkonstrukt kurz vor dem Einsturz scheint. Die ehrenamtlichen Schauspielerinnen und Schauspielern überzeugen komödiantischem Talent und einem ausgeklügelten Bühnenbild. Dafür gibt es wohlverdienten Applaus. Weitere Termine unter flbmannheim.de
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