Jazz

Menéndez/Arlt-Quartett stellt neues Jazz-Album „Alternative Facts" in Mannheim vor

Das Mannheimer Jazz-Quartett um Alberto Menéndez präsentiert swingenden Bebop mit dem Album "Alternative Facts".

Von 
Georg Spindler
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Exzellenter Improvisator: der Mannheimer Saxofonist Alberto Menendez. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Wie haucht man einem alten Genre neues Leben ein? Indem man tausendmal gespielte Stücke umarrangiert und eigene Melodien über die bekannten Harmonien legt. So haben es in bester Jazzmanier der Mannheimer Saxofonist Alberto Menéndez und sein Würzburger Kollege, Gitarrist Michael Arlt, auf ihrer neuen Quartett-Platte gemacht. Jazztypisch ist auch ihr Humor: Die beiden Leiter der Band, die durch den Speyerer Bassisten Dietmar Fuhr und den Münchner Schlagzeuger Rick Hollander komplettiert wird, haben ihr Album, das auf Rodenstein Records erschienen ist, „Alternative Facts“ betitelt. Dem negativen Terminus wollten sie eine positive Bedeutung geben, indem sie musikalisch eigene alternative Fakten schaffen, schreiben sie augenzwinkernd auf dem Cover der CD.

Die enthält zehn Eigenkompositionen, in denen die DNA der Bebop- und Cool-Ästhetik eingeschlossen ist: swingender Hardcore-Jazz, der an die 1950er und frühen 60er Jahre erinnert, ohne modischen Firlefanz und Anbiederung an den Zeitgeist. Mit größtenteils komplexen Themen, die nicht gerade zum Mitsingen einladen, denn sie enthalten den Geist der Improvisation, aus dem heraus sie entstanden sind. Statt eingängiger Melodien gibt es daher abstrakte, verschlungene Linien zu hören, die als Ausgangspunkt für solistische Aktionen dienen.

Spielerischer Umgang mit dem musikalischen Material

Das Variieren, Umwandeln und Neugestalten des musikalischen Materials beherrscht Menéndez exzellent. Wie er in „Spaceologoy“ (basierend auf dem Standard „Out Of Nowhere“) aus den langen, sperrigen Tonfolgen des Themas kleine Stakkato-Phrasen und Kürzel-Motive herauslöst, um spielerisch mit ihnen zu jonglieren, zeigt großes Können. Das wird erst recht im dritten Chorus deutlich, in dem er die Dynamik steigert, die Einzel-Elemente dramaturgisch geschickt zu dichten Linien zusammenspannt. Da ist kein seelenloser Phrasendrescher am Werk, sondern ein erstklassiger Improvisator. Höchst originell ist Menéndez auch am Sopransaxofon: Er spielt es nicht in der schrill-expressiven Diktion John Coltranes, bei ihm klingt es luftig, lieblich, leicht und klangschön, wie im Bossa-Stück „Fiar Na Sua“ oder im romantischen „My Little Blue Heaven“, den zwei liedhaften Stücken des Albums.

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Aber auch die Mitmusiker wissen zu begeistern. Arlt brilliert als feiner Tonsetzer, der seine eher bedächtig kühl platzierten Single-Notes mit knappen, schroffen Akkordeinwürfen kombiniert. Durch dieses permanente Wechselspiel lädt er seine Soli mit Gespür für harmonische Reibungen und perkussive Akzente spannungsvoll auf. Fuhr präsentiert sich einmal mehr als einer der besten Jazzbassisten in Europa. Federnd swingend, antreibend und kommentierungsfreudig in der Begleitung, besticht er als Solist durch einen fast stimmartigen Ausdruck. In „Con Calma“ lässt er seinen Bass förmlich sprechen: Der parliert, plädiert, räsoniert. Das ist meisterhafte musikalische Rhetorik. Am Schlagzeug bringt Hollander jene Agilität und Reaktionsgeschwindigkeit ins Spiel, die man von einem US-Drummer erwartet.

Das Menéndez/Arlt-Quartett stellt sein Album mit Jan Dittmann (Bass) und Uli Kleideiter (Schlagzeug) am Sonntag, 12. Oktober, 18 Uhr, im Kulturhaus Käfertal in Mannheim vor.

Redaktion

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