Handwerk

Geigenbauerin hat sich im Musikpark Mannheim niedergelassen

Laure Clément fertigt Geigen in Handarbeit und hat nun eine Werkstatt in Mannheim eröffnet.

Von 
Uwe Rauschelbach
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Geigenbauerin Laure Clément in ihrer Werkstatt im Mannheimer Musikpark. © Uwe Rauschelbach

Mannheim. 50 Firmen mit rund 200 Mitarbeitenden aus dem Bereich der Musik haben sich im Musikpark im Mannheimer Hafenviertel niedergelassen. Eine davon: die Werkstatt von Laure Clément. Die aus Paris stammende Französin hat Anfang Juni einen Raum in diesem Gründungszentrum in der Nachbarschaft der Pop-Akademie bezogen, das jungen Unternehmern aus der Musikwirtschaft seit 2004 günstige Startbedingungen gewährt. Laure Clément ist Literaturwissenschaftlerin; doch nach ihrem Germanistikstudium in Paris und Hamburg hat sie umgesattelt und arbeitet nun als Geigenbauerin.

In einer eher nicht musikalischen Familie groß geworden, hat die in Schriesheim lebende Firmengründerin schon früh eine Liebe zum Geigenspiel verspürt. Sie bekam Unterricht und weiß, worauf es Geigerinnen und Geigern in der Praxis ankommt. In ihrer Werkstatt stellt sie neue Geigen auf Wunsch her und kann Kunden das jeweilige Instrument auf individuelle Klang- und Spielvorstellungen zuschneiden.

Rund 200 Arbeitsstunden für ein Instrument

In einem etwa dreimonatigen Prozess und in insgesamt etwa 200 Arbeitsstunden entsteht so eine Violine mit persönlicher Note. Zwar sind jahrhundertealte Geigen bei Konzertmusikern nach wie vor begehrt, sagt Laure Clément. Nach wie vor gelte die Einstellung: Je älter eine Geige, umso schöner der Klang. Doch zu keiner Zeit hätten Geigenbauer über ein so umfangreiches Wissen verfügt, um ein neues und möglichst optimales Instrument herstellen zu können, das es mit wertvollen traditionellen Instrumenten aufnehmen könne.

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In dem Raum, in dem Laure Clément arbeitet, stehen ein Schreibtisch und eine Werkbank. In einer Ecke sind Holzspäne zusammengekehrt. Zu ihren Werkzeugen gehören Stemm- und Holzeisen, Feilen, Sägen und Schnitzermesser sowie ein Schleifstein. Die Instrumente werden aus Ahorn- und Fichtenhölzern, die aus unterschiedlichen Ländern stammen, hergestellt und zum Schluss mit Lacken versiegelt. Beim Bau, in dem rund 80 Teile zusammengefügt werden, kommt es auf jedes Detail an. Der Prozess erfordert Geduld und Feinarbeit.

Geigenbau im englischen Newark studiert

Laure Clément, die an der renommierten Geigenbauschule im englischen Newark studiert hat und sich auch bei Geigenbauern in der Region ausbilden ließ, arbeitet seit zehn Jahren in diesem Kunsthandwerk. Ihre Kunden sind Amateure und Profis. Eltern können für ihre Kinder auch Geigen leihen. Zusätzlich bietet Clement sämtliche Reparaturdienste rund um das Instrument an. Ihren Kunden rät sie darüber hinaus, aktiv Geigenpflege zu betreiben und das Instrument bei der Wartung nicht zu vernachlässigen.

Beim Geigenbau spielen viele Faktoren zusammen, weiß Laure Clément . © Uwe Rauschelbach

Seit der Eröffnung ihrer Werkstatt im Mannheimer Musikpark wächst der Kundenstamm allmählich an. Laure Clément ist zuversichtlich, in absehbarer Zeit von dem Umsatz, den ihre Arbeit abwirft, leben zu können. Sie ist fest davon überzeugt, dass der Geigenbau in einer Musikstadt wie Mannheim, in der Orchestermusiker wie Musikstudenten ansässig sind, eine Chance hat. Sorgen bereitet Streichern wie Geigenbauern indes das Bestreben der brasilianischen Regierung, wertvolles Fernambukholz, das für die Produktion von Geigenbögen verwendet wird, unter Artenschutz zu stellen.

Laure Clément hat sich deshalb einer Petition angeschlossen, die vom Verein Orchester des Wandels – einem Zusammenschluss von Musikerinnen und Musikern mit dem Ziel des Klima-, Natur- und Artenschutzes – unterstützt wird. Die besorgten Musiker fordern Alternativen zur Einschränkung der Nutzung und der Ausfuhr des brasilianischen Nationalbaums. Was zeigt, dass über den guten Klang einer Geige nicht erst im Musikpark Mannheim entschieden wird. Um ein gutes Instrument herstellen zu können, müssen viele Dinge zusammenspielen, zuweilen über Kontinentalgrenzen hinweg.

Synergien durch das Zusammenspiel von Firmen und Betrieben

Von dem Zusammenspiel der 50 Firmen und Betriebe im Musikpark erhofft sich auch Sprecherin Katharina Hildebrandt das, was in Wirtschaftskreisen häufig artikuliert wird: Synergieeffekte. Entstehen soll eine Art Netzwerk der Musikbranche, das von kurzen Wegen profitiert und in der Lage ist, auf Trends und Kundenwünsche flexibel zu reagieren. Den Mannheimer Musikpark vergleicht Hildebrandt mit einem „florierenden Ökosystem“.

Eine Geigenwerkstatt, wie sie Laure Clément jetzt eröffnet hat, passe „hervorragend“ ins Konzept, sagt die Sprecherin. Damit bildeten die Akteure einen Großteil der Musikbranche ab, vom traditionellen Instrumentenbau bis zum innovativen Elektronikkonzept. Im Zuge einer geplanten Sanierung sollen im Lauf der kommenden Jahre die Räumlichkeiten des Musikparks umstrukturiert und optimaler an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Die Raumkapazität für die Unternehmen und Akteure bleibe aber erhalten.

Laure Clément blickt unterdessen von ihrer Werkstatt auf die Hafenszene unter ihrem Fenster. Den Blick auf eine Wasserlandschaft empfinde sie seit jeher als enorm inspirierend, sagt die Geigenbauerin dankbar, greift sich ein Stück Holz, das den Boden einer neuen Geige bildet, und beginnt zu feilen. Es wirkt, als sei sie am Ziel angekommen.

Laure Clément ist telefonisch unter der Nummer 0162/88 09 657 und per E-Mail unter laure.clement@gmx.de erreichbar.

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