Festival

Duell und Duett: Tanzfestival im Mannheimer FelinaTheater begeistert

Der dritte Abend des Festivals „Freier Tanz im Delta XIV“ im Mannheimer FelinaTheater zeigt atemberaubende Tönzer und Tänzerinnen.

Von 
Ute Maag
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Der dritte Abend des Festivals „Freier Tanz im Delta XIV“ im FelinaTheater zeigte herausragende tänzerische Leistungen. © Günter Krämmer

Mannheim. Kaum mehr als eine Unterarmlänge voneinander entfernt, blicken sich die beiden Tänzer in die Augen, jeder fest entschlossen, dieses Duell zu gewinnen. Was bleibt, wenn unzählige Schlachten geschlagen, Armeen besiegt und Könige gestürzt sind? Das größte Spiel, das je gespielt wurde: Schere, Stein, Papier. Und so lassen die beiden Urban Dancer Michel Ateba und Anton Rieger ihre Hände hervorschnellen, stürzen sich in diese Battle. Sie beginnen, ausgehend von den Bewegungen ihrer Finger und Hände, einen faszinierenden Wettstreit ihrer Körper, in dem jede Aktion eine Reaktion des anderen provoziert.

Der dritte Abend verhandelt große Themen und erzählt berührende Geschichten

„Hands of Fate“, Hände des Schicksals, hat der Mannheimer Choreograf Mike Planz das außergewöhnliche Stück genannt. Es ist nur einer der Höhepunkte an diesem sehr besonderen, schillernden dritten Abend des Festivals „Freier Tanz im Delta XIV“ im FelinaTheater, der große Themen verhandelt, berührende Geschichten erzählt und herausragende tänzerische Leistungen zeigt. Für den aus Kamerun stammenden Wahl-Mannheimer Ateba und den in der Hip-Hop-Szene sozialisierten Rieger aka Xhamster ist es der erste Auftritt auf der freien Bühne in der Neckarstadt. In den anderen neun kurzen Stücken – allesamt Premieren – sind weitere 23 der renommiertesten und interessantesten Tanzschaffenden der Region vertreten.

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Unmöglich, sie alle hier angemessen zu würdigen, daher nur ein paar Eindrücke. Das poetische Duett „And some will fall“, das Zoulfia Choniiazowa für die beiden NTM-Tänzer Anna Zardi und Nicola Prato geschaffen hat, und das stilistisch einen wunderbaren Kontrapunkt zu Planz‘ Stück direkt davor schafft. Der „Homo Novus“ ist Gegenstand eines tänzerischen Experiments von Delphina Parenti und Sarah Wünsch: Zunächst KI-basierte Wesen, entwickeln sie zunehmend menschliche Züge, Verhaltensweisen und Gefühle, bis ihr Antlitz von dem des Menschen nicht mehr zu unterscheiden ist. Dystopie oder Utopie?

Die beiden Urban Dancer Michel Ateba und Anton Rieger stürzen sich in die Battle. © Günter Krämmer

Mehrere Tänzer sind zweimal zu erleben: Miriam Markl stellt in „Follow Me“ gemeinsam mit Catherine Guerin Fragen zum Thema Glauben: Woran glauben wir? Woran wollen wir glauben? Und: können wir glauben? Nach der Pause eröffnet sie uns in „Horizontal Rotation“ immer neue sehenswerte Blickwinkel auf die immergleiche Armbewegung. Sade Mamedova und Lorenzo Ponteprimo setzen sich zunächst in der Choreografie von Nationaltheater-Tänzer Leonardo Cheng mit existenziellen Ängsten auseinander, um uns mit der sehr körperlichen, intimen Performance „Private“ in die Pause zu schicken. Die Klammer um den zweiten Teil setzen Veronika Kornova-Cardizzaro mit einem melancholischen Solo von Charlotte Fenn sowie Luches Huddleston jr.: Der Choreograf lässt in „Bound by recovering“ seine lil’luke Dance Company in von den anderen beobachteten Soli, berührenden Pas de deux und mit der stärkenden Kraft der Gruppe das Wiederaufstehen nach Rückschlägen üben.

Wer all das und noch mehr Großartiges live erleben will: Der dritte Festival-Abend wird an diesem Samstag (18 Uhr) ein weiteres Mal im FelinaTheater gezeigt. Der vierte und letzte Abend folgt am kommenden Donnerstag und Samstag (2. und 4. Oktober).

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