Nationaltheater

So informiert das Nationaltheater über die Generalsanierung

Baubude nennt sich das lila angestrichene Konstrukt an der Ecke Goethestraße/Friedrichsring. Wer es geplant hat und was dort bis 2027 passieren soll

Von 
Peter W. Ragge
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Die lila Baubude: Hier, direkt an der Baustelle, informiert das Nationaltheater ab sofort über die Generalsanierung des Hauses am Goetheplatz. © Thomas Tröster

Mannheim. Am Montag kommt der Bauzaun an dieser Stelle weg, danach machen sechs Künstler noch den letzten Schliff. Dann nimmt am Samstag, 8. Juni Oberbürgermeister Christian Specht offiziell jene Einrichtung in Betrieb, an der sich die Bürger bis 2027 über die Generalsanierung des Nationaltheaters informieren können: Baubude heißt die neue Anlaufstelle an der Ecke Goethestraße/Friedrichsring.

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„Wir machen das hier schon noch ein bisschen schön“, sagt Tatjana Dürr zu der Stelle am Eck des Goetheplatzes. „Aber die Baustelle soll sichtbar bleiben“, betont die Leiterin der Geschäftsstelle Generalsanierung. Denn die lila gestrichene Baubude ist bewusst direkt am Ort des Geschehens und an der stark von Fußgängern wie Radfahrern frequentierten Stelle platziert.

Sie soll schon mal ein Vorgeschmack auf die Zeit sein, wenn das Nationaltheater fertig saniert ist. Dann ist geplant, dass der Vorplatz so attraktiv gestaltet und das Foyer ständig auch tagsüber geöffnet sein soll. „Eine niederschwellige Zugangsmöglichkeit mit hoher Aufenthaltsqualität für die gesamte Stadtgesellschaft“, nennt Tatjana Dürr das, was die Planer vorhaben. Dafür sei die Baubude schon mal „ein Experiment“. Schließlich läuft gerade ein begrenzter Wettbewerb unter sechs Künstlergruppen zur künftigen Gestaltung des Goetheplatzes. Einen „klimaresilienten Platz“ wünscht sich die Stadt. „Auch das Thema Wasser ist dabei“ in der Ausschreibung – sprich laut Dürr die Frage, ob auf dem Theatervorplatz ein Brunnen entsteht.

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Aber derzeit klaffen da nur riesige Löcher, weil das 1957 erbaute, unter Denkmalschutz stehende und viel zu kleine Theatergebäude unterirdisch um Werkstätten und Probenräume erweitert wird. Bund und Land bezuschussen das Projekt, und die verlangen im Gegenzug eine Information der Bevölkerung. Der Zuwendungsbescheid sehe ausdrücklich „Maßnahmen der Kommunikation und Partizipation“ vor, so Dürr.

Mannheimer Architekturbüro hat Wettbewerb gewonnen

Wie die aussehen könnten, hat das Nationaltheater ausgeschrieben – bereits im Frühjahr vergangenen Jahres. „Wir suchten jemand, der so etwas planen, bauen und bespielen kann“, sagt Dürr. „Der Markt ist dünn für interdisziplinäre Teilnehmer, die das können“, erklärt die Leiterin der Geschäftsstelle Generalsanierung. Daher habe das Theater gezielt Teilnehmer eingeladen. Als Sieger wurde bereits im vergangenen Jahr das Mannheimer Architekturstudio“ Yalla Yalla – studio for change“ ausgewählt, das sich auf die Belebung von Brachflächen und solche Beteiligungsformate spezialisiert hat. So war das Unternehmen im Zusammenhang mit der Nutzung der Trinitatiskirche als Eintanzhaus, auf dem Spinelli-Gelände, auf dem Alten Meßplatz und am Pfalzplatzbunker ebenso schon tätig wie beim Demokratiefestival auf dem Hambacher Schloss.

Einmal wöchentlich ist eine Sprechstunde geplant

Für das Nationaltheater haben sie „einen Ort der Information, des Austauschs, der Diskussion und Begegnung“ konzipiert, wie es Architektin Anne Lamprecht formuliert, die das Projekt mit Valentin von der Haar federführend betreut hat. Er besteht aus einem Seecontainer als abschließbarer Aufbewahrungsort für die vor Ort benötigten Gegenstände ebenso wie als Schauplatz für Workshops. Es gibt eine Theke mit Kühlschrank sowie Wände, die mit Schaukästen, Gucklöchern, die direkt auf markante Stellen der Großbaustelle gerichtet sind, oder periskopartige Rohre, die Einblick in die Planungen vermitteln. Und über allem wird der, leicht abgewandelte, Schiller-Satz „Oh – Meine Aussichten! Meine Träume!“ angebracht.

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Viele Materialien waren bei bisherigen Projekten des Architekturbüros, etwa der Ausstellung auf Spinelli, schon einmal im Einsatz, zum Beispiel Holzplatten und Paletten. „Wir wollten nichts wegwerfen und dieses Projekt so sparsam und damit nachhaltig wie möglich realisieren“, erklärt Anne Lamprecht.

Platziert ist das Ganze auf einem Plateau aus Holzbrettern, die einen Vorplatz bilden. „Es soll eine einladende Geste sein, den Raum zu betreten“, sagt Anne Lamprecht. In erster Linie ist die Baubude als Anlaufstelle gedacht, dass das Publikum sich selbst informiert, erläutert Olivia Brendle, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Nationaltheaters, „und zwar nicht nur digital, sondern auch analog“ – einfach durch den Eindruck und die schriftlichen Informationen vor Ort.

Zudem sind die Wände mit QR-Codes versehen, über die es möglich ist, weiterführende Informationen auf Internetseiten abzurufen. Es werde aber auch Veranstaltungen geben, kündigt sie an, und einmal wöchentlich – mittwochs um 14 Uhr – eine öffentliche Sprechstunde mit Mitarbeitern des Hauses, darunter der Geschäftsführende Intendant Tilman Pröllochs. Schließlich dient die Baubude ab sofort als Treffpunkt für die zweimal im Monat und dann zu verschiedenen Uhrzeiten angebotenen Baustellenführungen. „Die sind stets ausgebucht“, weiß Dürr. Vier solcher Führungen soll es auch zur Eröffnung der Baubude am Samstag geben.

Bestehen wird die Baubude bis 2027, wenn gegen Ende der Generalsanierung die Gestaltung des Platzes und der Außenanlagen beginnt. „Dann kommt sie weg“, kündigt Tatjana Dürr an. Zu den Kosten könne man „noch keine Summe nennen“, sagt Brendle nur. Laut Dürr handelt es sich um einen fünfstelligen Betrag, der aber in den Fördermitteln für das Bauprojekt enthalten sei.

Redaktion Chefreporter

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