Schauspiel

Nationaltheater Mannheim: Friederike Drews inszeniert „Don Quijote"

Regisseurin Friederike Drews erzählt Miguel de Cervantes’ „Don Quijote“ in einer modernen Interpretation auf der Bühne des Alten Kino Franklin. Darin kämpft ein Träumer, gefangen in einer grauen Arbeitswelt, gegen das Unrecht

Von 
Martin Vögele
Lesedauer: 
Regisseurin Friederike Drews im NTM Franklin zur Prmiere von "Don Quijote"nach Miguel de Cervantes. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Miguel de Cervantes’ „Don Quijote“ ist so vieles: Der erste modernere Roman überhaupt, zeitgenössische Satire, zeitlose Auseinandersetzung damit, was Wirklichkeit ist und was Traum, ein Ewiger unter den Granden der Weltliteratur. „Don Quijote als Figur ist für mich vor allem ein Träumer“, sagt Regisseurin Friederike Drews, die das gleichnamige Zwei-Personen-Stück nach der Bühnenfassung von Jakob Nolte am Mannheimer Nationaltheater inszeniert.

Gefangen in einer Arbeitswelt

Den Kopf voller Ritterromane, kämpft der vom treuen Knappen Sancho Panza begleitete Recke darin unermüdlich gegen das Unrecht, um das Herz der Dulcinea von Toboso zu gewinnen. Wobei der berühmte „Ritter von der traurigen Gestalt“ indes immer wieder im großen Stil scheitert. Die Premiere ist am 3. November im Alten Kino Franklin.

Mehr zum Thema

Kultour

Unsere Kulturtipps bis 1. November - Andreas Gabalier in der SAP-Arena und Lio in der Alten Feuerwache

Veröffentlicht
Von
Martin Vögele
Mehr erfahren
Nationaltheater

Warum zwei Intendanten an der Mannheimer Theaterbaustelle geputzt haben

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Bühne

Sarah Koch kehrt mit gruseliger Musikshow nach Mannheim zurück

Veröffentlicht
Von
Tanja Capuana
Mehr erfahren

Diesen Don Quijote sieht Drews als jemanden, „der gefangen ist in einer Arbeitswelt, wo nicht so viel passiert“, und in der auch die Fantasie wenig Nahrung finde. Zugleich sei er „an einem Punkt in seinem Leben, an dem er auch Angst hat vor der Welt draußen oder der Zukunft“, so die Regisseurin.

Nun bedeutet Angst zu haben freilich nicht, ein Feigling zu sein - Don Quijote verkriecht sich mithin nicht tatenlos im Bett, sondern geht einen aktiven Schritt: „Er flüchtet sozusagen durch ein Wurmloch, in eine andere Realität“, erklärt Drews, „die dann natürlich immer wieder durchbrochen wird von der Außenwelt.“ Im Gegensatz zu ihm ist Sancho Panza in der Lage, „von einer Welt in die andere hin und zurück zu springen“, beschreibt sie. Panza erkenne die Windmühlen als solche, lasse sich aber gleichzeitig auch völlig auf die Welt des Don Quijote ein.

Mit den Ensemblemitgliedern Matthias Breitenbach als Don Quijote und Annemarie Brüntjen als Sancho Panza ist das Zweier-Gespann hochkarätig besetzt. „Die Besetzung Mann-Frau öffnet für mich eine neue Perspektive auf ein sehr ikonisches Duo“, sagt Drews. „Man kann schon sagen, dass der Abend eine Liebeserklärung an das Theater wird“, meint sie. Das Publikum werde „ein hervorragendes Schauspiel-Duett erleben, wo sich Komik mit sehr berührenden Momenten abwechselt“, um dann wieder in Slapstick umzuschlagen.

Sehr nah am Bühnengeschehen

Es wird auch eine musikalische Begleitung geben, wobei sich die Regisseurin dazu entschlossen hat, allein mit dem Sound des Schlagzeugs zu arbeiten. Als sogenanntes Vorbühne-Stück konzipiert, werden die Zuschauenden im Alten Kino Franklin sehr nah dran am Geschehen sein. Es habe „eine sehr anziehende Herausforderung“ darin bestanden, „wie man dieses doppelte Spiel der Realitäten“ bebildere, führt Drews aus. „Don Quijote sieht andere Dinge als Sancho Panza, und wir im Zuschauerraum werden wiederum noch andere Dinge sehen beziehungsweise auch nicht sehen.“

Brüntjen und Breitenbach werden hierbei „ganz Theater-klassisch“ vor einem roten Vorhang spielen. Den Bühnenrahmen setzt „eine Art verlassenes Luxushotel“, in dem die verschiedensten Kisten stehen, die zu dem werden, was gebraucht wird.

Freier Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke