Mannheimer Sommer

Konstantin Gropper und Ziggy Has Ardeur spielen mit Orchester

Open-Air-Konzerte im Schwetzinger Schlossgarten sind gar nicht so selten. Ungewöhnlich war hier das Konzert „RE-CREATION“ des NTM-Orchesters mit lpkaler Pop-Prominenz: Konstantin Gropper von Get Well Soon und Ziggy Has Ardeur

Von 
Hgf
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Spielten mit Konstantin Gropper und Has Ardeur: das NTM-Orchester. © Christian Kleiner

Schwetzingen. Hier erleben wir noch nicht die große Traditionsveranstaltung mit Opern-Ohrwürmern und Picknickkörben (und natürlich mit dem Moderator „Chako“ Habekost). Bekannt als „Schloss in Flammen“. Diese wird es allerdings bald geben, schon im Juli, und die Hinweis-Flyer liegen auch schon auf den Sitzen. Doch zuvor ist noch, in Schwetzingen, „Mannheimer Sommer“ – der ein separates Open-Air-Konzert im Schlosspark ausrichtet.

Hier sind Pflanzen zur Kommunikation befähigt

Der Rahmen ist ein Stück weit kleiner und bescheidener, die Anzahl der Besucherinnen und Besucher etwa wird mit 700 angegeben. Aber dafür wird mit einem schicken Anglizismus und in Großbuchstaben eine „RE-CREATION“ angekündigt. Was genau das heißen soll, wird im Konzert zwar nicht gesagt, Moderatorin Shelly Kupferberg spricht allerdings an einer Stelle des Programms von der Gefahr, der Mensch könne „zum Schrecken der Natur“ werden. Zumindest hat er sie schon immer überformt. Im Schlosspark lässt sich das besonders gut studieren, und der Musiker Konstantin Gropper (Get Well Soon) erklärt denn auch, wir Menschen hielten uns zumeist in Gärten auf, fast nie in unbehandelter Natur.

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Mit seinem künstlerischen Partner Ziggy Has Ardeur hat er das großformatig wuchernde Orchesterstück „Rhizom“ verfasst und auf der Bundesgartenschau in Mannheim aufgeführt. Der Titel steht in der Botanik für ein weitverzweigtes Wurzelstock- und Sprossachsensystem. Aber es passt durchaus, dass der Begriff „Rhizom“ auch eine philosophische Karriere hinlegte – etwa im postmodernen Denken eines Gilles Deleuze, wo er auf flache, nicht hierarchische Strukturen in der Wissensorganisation und Weltbeschreibung hinweist.

Zwischen blühendem Art-Rock und Orchesteropulenz

Die Musik des Tandems Gropper/Has Ardeur greift ebenfalls weit aus, was Tonfälle und Formmodelle angeht. Ist extrem eklektisch. Lässt sich ebenso von Artrock wie von spätromantischer Orchesteropulenz beeinflussen. Und zeigt vor allem, dass die beiden Komponisten vielgefragte Hersteller von Filmmusik geworden sind. Sie mögen Rundungen und prallen Wohllaut. Wenn dann doch einmal ein „Schrei“ ertönt, wird sogar dieser abgefedert und weich konturiert.

Auch eine Pflanze steht in Schwetzingen vorn auf dem Podiumstisch. Es ist, wie wir von Ziggy Has Ardeur später auf Nachfrage erfahren, eine sogenannte Dieffenbachia. Ein Gewächs, das sozusagen weinen kann, denn über seine Blätter gibt es immer wieder Wassertropfen ab. Und „singen“ kann es ebenfalls, wie über angelegte Elektroden deutlich wird. Die Pflanzen sind zur Kommunikation befähigt.

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In die dreiteilige BUGA-Sinfonie von Gropper/Has Ardeur, die auch mit Elektronik-Elementen und Gesangseinlagen operiert, sind ein paar klassische Musikstücke gestreut. Noch vor der „RE-CREATION“ muss dabei die eigentliche „Schöpfung“ stattfinden, der junge Dirigent Sebastian Schwab sucht in der Ouvertüre zu dem gleichnamigen Oratorium Haydns nach der „Poesie des Urknalls“, wie er sagt. Auch Smetanas „Die Moldau“ wissen Schwab und die NTM-Orchestermusiker eindrucksvoll zu inszenieren. Manchmal mit erhöhter Fließgeschwindigkeit. Das überspült die Mittelstimmen im Orchester aber nicht. Und auf die zarten Holzbläser achtet der Mann am Mischpult aufmerksam.

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