Mannheim. Sie hat tun dürfen, was sonst ein strenges Tabu in der ganzen Theaterwelt ist: Lange vor der Premiere am 14. Februar warf Monika Kulczinski, die Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes, einen Blick auf die Entwürfe für die Bühnenbilder vom „Fliegenden Holländer“. Dann war endgültig klar, dass der Verband das Bühnenbild der Neuproduktion dieser beliebten Wagner-Oper finanzieren wird - mit mehreren Benefizaktionen.
Immerhin 23 000 Euro sind dafür aufzubringen - aber den Aktiven des Richard-Wagner-Verbands, der im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Bestehen feierte, ist wegen der großen Summe keineswegs Bange. „Wir werden das Geld erarbeiten, um das Bühnenbild dann dem Mannheimer Theaterpublikum zu schenken“, so Kulczinski. Schließlich wird der „Fliegende Holländer“ eine der letzten großen Opernpremieren am Goetheplatz sein, ehe im Sommer die Generalsanierung beginnt. Und die Neuproduktion soll auch in der Sanierungspause gespielt werden. Mit großen Finanzspritzen für Bühnenbilder hat der Wagner-Verband Erfahrung: Er rettete das Bühnenbild der Mannheimer „Parsifal“-Inszenierung von Hans Schüler von 1957, die als älteste noch gespielte Operninszenierung im deutschsprachigen Raum und drittälteste weltweit gilt. 35 000 Euro brachte der Verband 2017 durch ein Benefizkonzert und weitere Spenden dafür auf, sonst hätten die historische - stets ausverkaufte - Inszenierung nicht weiter gezeigt werden können.
Nikola Hillebrand singt
Und schon 2014 steuerte der Richard-Wagner-Verband 27 000 Euro bei, damit das ebenso drei Jahrzehnte alte, kaputte Bühnenbild der „Fledermaus“ saniert werden konnte.
Daran knüpft der Verband nun wieder an - mit einem Foto unter anderem dieses Bühnenbilds. Dazu kommen „Parsifal“, „Madame Butterfly“, „Hänsel und Gretel“, „La Boheme“, „Barbier von Sevilla“ und „Tristan und Isolde“ - beeindruckende Aufnahmen dieser beliebten Inszenierungen, alle vom langjährigen Theaterfotografen Hans-Jörg Michel, hat der Verband als Grußkarten zusammengestellt. Jeweils zehn Karten mit Umschlag verkauft er für zehn Euro. „Eine schöne Erinnerung an viele wunderschöne Aufführungen am Goetheplatz“, so Monika Kulczinski. Der Verkaufserlös ist für das Bühnenbild „Fliegender Holländer“ vorgesehen.
Am 14. Februar, dem Valentinstag, gibt es zudem um 19.30 Uhr im Nationaltheater einen Liederabend „Italienisches Liederbuch“ (Hugo Wolf). Als Gast konnte der Wagner-Verband Sopranistin Nikola Hillebrand gewinnen. Sie war von 2016 bis 2020 im Ensemble des Nationaltheaters, ist Preisträgerin des Arnold-Petersen Preises, gewann den internationalen Liedwettbewerb „Das Lied“ und gehört nun dem Ensemble der Semperoper Dresden an. Mit ihr tritt Nikola Diskic, Bariton am Nationaltheater, auf. Marcelo Amaral, Träger des Pianistenpreises beim Internationalen Robert Schumann Liedwettbewerb und seit 2014 Professor für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik in Nürnberg, begleitet sie. Erst kürzlich hat die „New York Times“ ihn als „Liedbegleiter der Superlative“ gefeiert.
„Wir sind glücklich, ein Konzert mit derart großartigen Künstlern anbieten zu können“, so Monika Kulczinski. Auch hier sei der Erlös vom Kartenverkauf für den „Fliegenden Holländer“ gedacht. Zusammen mit den Einnahmen von der grandiosen Opern-Gala zum Jubiläum des Wagner-Verbandes im Oktober werde so sicher der neue „Holländer“ finanziert werden können. Damit wolle der Verband zeigen, dass er trotz der baldigen Schließung „fest an der Seite des Theaters“ stehe.
Infos:
Die Grußkarten kosten zehn Euro und können über das Büro des Wagner-Verbandes, Telefon 0621/89 34 17, bestellt werden.
Karten für das Konzert am 14. Februar um 19.30 Uhr im Nationaltheater über Theaterkasse,Telefon 0621/1680-150.
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