Kunst

Zwischen Kunst und Krieg: Odessa-Ausstellung in Heidelberg

Die Ausstellung „Meisterwerke aus Odesa“ vereint Kunst aus Heidelberg und der Ukraine im Kurpfälzischen Museum.

Von 
Ute Maag
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V.l.: Ihor Poronyk, Direktor des Odessa Museum für Westliche und Östliche Kunst, Ausstellungskuratorin Julia Carrasco und Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums Heidelberg, vor dem Werk „Portrait der Gräfin Olena Tolstoi“ von Domenico Morelli aus der Sammlung des Museums in Odessa. © Ute Maag

Heidelberg. Links das opulente „Wild und Obst“ des flämischen Malers Pieter Boel, rechts daneben das deutlich schlichtere „Stillleben mit Vögeln“ des Holländers Elias Vonck: Zwei Gemälde aus dem 17. Jahrhundert treten hier in einen spannenden Dialog. Ersteres ist Teil der Sammlung des Odessa Museum für Westliche und Östliche Kunst in der Ukraine, zweiteres im Besitz des Kurpfälzischen Museums Heidelberg. Und hier findet dieser Dialog auch statt: in der Ausstellung „Meisterwerke aus Odesa“, die an diesem Sonntag eröffnet wird und bis zum 22. März 2026 zu sehen ist.

Die Entstehung dieses Gemeinschaftsprojekts von beiden Häusern mit den Staatlichen Museen zu Berlin trägt dramatische Züge: Als schon bald nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 Kulturgüter in der Hafenstadt Odessa – deren ukrainische Schreibweise Odesa ist – zum Ziel von Bomben wurden, entschied Museumsdirektor Ihor Poronyk, große Teile der Sammlung einzulagern. 74 Exponate konnten im vergangenen Herbst nach Berlin in Sicherheit gebracht und von Januar bis Juni in einer ersten Ausstellung in der Gemäldegalerie der Öffentlichkeit präsentiert werden. Deren Direktorin Dagmar Hirschfelder pflegt nach wie vor gute Kontakte zu ihrer früheren Wirkungsstätte, dem Kurpfälzischen Museum Heidelberg, und holte dessen Leiter Frieder Hepp als weiteren Kooperationspartner ins Boot.

Museumsleiter Poronyk: „Die Ukraine ist ein europäisches Land“

Der lässt keinen Zweifel, dass die Schau neben ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung auch eine politische Dimension hat: „Unsere beiden Sammlungen weisen viele Berührungspunkte auf. Außerdem sind Odessa und Heidelberg seit diesem Jahr Partnerstädte. Die Ausstellung setzt ein Zeichen unserer Verbundenheit.“ Sein Amtskollege Ihor Poronyk ist zur Eröffnung aus Odessa angereist. Er sagt: „Die Ukraine ist ein europäisches Land, Odessa ist eine europäische Stadt. Unsere Kunst ist Teil unserer kulturellen Identität.“

Der Rundgang durch die Ausstellung mit rund 50 Werken aus der Ukraine und rund 15 aus Heidelberg beginnt mit Portraitgemälden und dem „Covergirl“ des Katalogs, Gräfin Olena Tolstoi von Domenico Morelli. Wandfüllende Fototapeten geben einen Eindruck vom prachtvollen Palastgebäude des Kunsthauses in Odessa. Kuratorin Julia Carrasco hat einen Rundgang konzipiert, der entlang von Marienbildern, biblischen und mythologischen Historien, Stillleben, Porträts, Landschaften und Stadtansichten sowie Genrebildern von Künstlern wie Francesco Granacci, Frans Hals, Cornelis de Heem und Bernardo Strozzi nicht nur die hohe Qualität der ukrainischen Sammlung vor Augen führt, sondern in der Gegenüberstellung mit den hauseigenen Werken auch ihren dezidiert europäischen Charakter herausarbeitet.

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Irgendwann reißt den Besucher ein enger, dunkler Raum aus dem Schwelgen in der Kunst. Fotos aus der schwer verwundeten Stadt und ein kurzer Film von Ihor Poronyk über sein Museum rufen den schmerzvollen Anlass der Ausstellung in Erinnerung: den seit dreieinhalb Jahren wütenden Krieg in der Ukraine. Wie tröstlich, dass der Rundgang anschließend ins lichtdurchflutete Atrium führt, wo Malerei des 19. Jahrhunderts und die Flamme der Hoffnung in Gabriel von Max‘ Gemälde „Licht!“ leuchten.

Weitere Informationen: www.museum-heidelberg.de

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