Eines Tages war es soweit. Miriam Bender wollte raus, wollte ihre Arbeiten zeigen. Vier bis fünf Jahre hatte sie sich schon intensiv mit der Fotografie beschäftigt. Sie hatte sich eine Leica gekauft, war zu einem Profi gegangen und hatte gefragt, ob sie in der Dunkelkammer mal Abzüge machen könne. Sie wollte sich an die Arbeit herantasten, wollte lernen. Aber das war einmal. Heute ist Miriam Bender selbst Expertin. Besonders was ihre Leidenschaft angeht. Vorwiegend fotografiert sie in Schwarzweiß, streift durch Städte und Landschaften, wo sie ihrem Auge und ihrem Gespür folgt. „Überall“, so sagt sie, fänden sich Motive.
Die aktuelle Ausstellung
„Die mit dem Rad - unterwegs in Mannheim“ ist in der Merkur Privatbank, Augusta Anlage 5 zu sehen.
Eine Anmeldung ist erforderlich.
Eines schönen Tages war sie mit ihrem Fahrrad unterwegs. Die Sonne hatte bereits lange Schatten geworfen, als sie die Bistrostühle vor einem Café entdeckte. Sie frohlockte, lehnte ihr Rad in geschickter Pose an einen Laternenmast und drückte wenig später auf ihren Auslöser. Was entstand, sind Muster aus schwarzen Kreisen, dunklen vertikalen Linien, die den weißen Straßenbelag in erhabener Ruhe durchdringen.
Das Fahrrad ist ihr Markenzeichen
Und nicht nur bei diesem Foto gelang es ihr, eine poetische Stille einzufangen. Von schlendernden Touristen oder hektischen Menschen, die zur Arbeit oder zum Einlaufen in die Stadt strömen, ist auch auf ihrem Wasserturm-Foto nichts zu sehen. Im Dunkeln schläft selbst Mannheim. Nur Miriam Bender ist unterwegs. Wieder mit ihrem Fahrrad. Wie eine Requisite stellt sie es vor die metallenen Objektsäulen am Rosengarten. Ein ausdrucksvolles Dekor, das zwischen den schrägen, aufsteigenden Linien und dem vertikal aufragenden Wasserturm eine Magie auslöst, ein anderes Sehen. Das Fahrrad, so erzählt sie, sei zu ihrem Markenzeichen geworden. „Oh, Sie sind die mit dem Fahrrad“, würden die Leute sagen. Und es freue sie, erkannt zu werden.
Zweiter Name: Lichtgestalt
Miriam Bender spricht schnell, ist quirlig, lacht und strahlt in einem fort. Sie erzählt Geschichten aus ihrem Leben als Krankenschwester, als Sportlerin, als Hobbyköchin, die in einer ZDF-Koch Show nicht nur Thomas Martin begeisterte, einen gebürtigen Mannheimer, der zu den Sterneköchen gezählt werden darf. Sie plaudert vergnügt über ihre Reisen, ihre Spontanität, mit der sie auch Carl-Heinrich Esser kennenlernte. Der Mannheimer Mäzen war es, der ihr den Namen „Lichtgestalt“ vorschlug. „Das bin tatsächlich ich“, lacht sie.
„Miriam Bender - Lichtgestalt“ prangt seitdem auf ihrer Web-Seite. Denn als „Freie Künstlerin der Fotografie“ lenkt sie ihre Aufmerksamkeit auf großes Licht, setzt kontrastreiche Schatten, zeigt ungewöhnliche Perspektiven, Formen und Strukturen. Und wie nebenbei gelingt es ihr, aus den eingefangenen Augenblicken schlummernde Lebensgeschichten zu wecken. Etwa von langen Sommerabenden. Von einem Sportplatz, den die Spieler bereits verlassen haben. Oder manchmal von sich selbst. Wenn sie kess aus dem Bild blickt und zeigt, wer sie ist und was sie kann.
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