Viernheim. Ein spannender und hoch interessanter Lichtbildervortrag der Kunsthistorikerin Yvonne Weber schilderte im Kunstraum Gerdi Gutperle das Leben und Werk des Fotokünstlers Robert Häusser.
Häusser wurde 1924 in Stuttgart geboren, machte 1940/41 ein Volontariat als Pressefotograf und war von 1941 bis 1946 im Krieg und in Gefangenschaft. Sein Vater war im KZ. Die Eltern zogen 1946 in die Mark Brandenburg in ein altes Bauernhaus. Der Sohn folgte ihnen, um sie zu unterstützen. Hier arbeitete er sieben Jahre als Bauer. Nebenbei studierte er an der Kunsthochschule in Weimar, und es entstanden die ersten Fotos. Häusser lichtete Menschen in ihrer Arbeitsumgebung ab, zum Beispiel fotografierte er seinen Vater auf einem Pferderechen durch die Speichen eines Rades. Seine Bilder sind nie gestellt, aber er verabscheute Schnappschüsse. Er wollte, dass man seine Fotos als Kunst sieht.
Durch permanente Westkontakte (Ausstellung auf der 1. Photokina in Köln) gab es Schwierigkeiten in der DDR. 1952 entschloss sich die Familie, nach Mannheim zu ziehen. Häusser nahm zunächst Auftragsarbeiten für Werbefotografie und Passfotos an. Er wohnte mit Frau und Tochter in einem zwölf Quadratmeter großen Zimmer, das gleichzeitig als Atelier diente. 1957 eröffnete er ein eigenes Studio in Käfertal. Es entstanden Bilder in Paris und England, ein Foto von Friedrich Dürrenmatt und eine ganze Ausstellung über den Bau der Berliner Mauer 1961. Das MoMa nahm drei Häusser-Fotos in seine Sammlungen auf.
Kunst mit Licht und Schatten
Immer spielen hell und dunkel, Licht und Schatten die Hauptrolle. Auf dem Foto „Friedhof in Florenz“ etwa liegen die Gräber der Reichen auf einem sonnenbeschienenen Hügel, die der Armen in einer schattigen Vertiefung. Sein bekanntestes Foto dürfte der verpackte Rennwagen von Jochen Rindt in Hockenheim sein, der einem Sarg ähnelt. Vier Wochen später, beim Großen Preis von Deutschland 1970, verunglückte der Fahrer damit tödlich.
Robert Häusser erhielt das Bundesverdienstkreuz und 1985 als erster Deutscher den Hasselblad-Preis für sein Gesamtwerk.
In seinen späten Jahren spezialisierte sich der Künstler auf Architekturmotive. 2004, anlässlich seines 80. Geburtstag, übergab er 64 000 Arbeiten aus 60 Schaffensjahren an das Forum Internationale Fotografie der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Dort werden jährlich wechselnde Ausstellungen von ihm gezeigt, aktuell „Die Welt am Oberrhein“ in den 1960er Jahren. Robert Häusser starb 2013 mit 89 Jahren in Mannheim.
Die Gastgeberin des Kunstraums, Gerdi Gutperle, betonte, dass Kunst und Kultur es auch heute noch vermögen, zum positiven Denken anzuregen und Hoffnung zu schaffen. Mit den besten Wünschen für die Advents- und Weihnachtszeit lud sie alle Kunstfreunde bereits ein zur nächsten Ausstellung im Kunstraum, die am 21. Januar 1923 eröffnet und Fotografien ihrer Tochter Beatrice Harder und des Fotografen Daniel Murtagh zeigt.
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