Interview

Was DJ Alex Christensen beim Konzert in Mannheim vorhat

Der DJ und Musikproduzent Alex Christensen hat den Soundtrack der 1990er Jahre mitgeprägt. Mit dem Berlin Orchestra kommt er im Mai auch nach Mannheim. Was die Besucher erwartet und was Christenson sonst noch vorhat

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Alex Christensen beim Interview in Mannheim. Für das Konzert am 26. Mai im Rosengarten verspricht er unter anderem „40 Prozent neue Songs und sehr viele Showeffekte“. © Tanja Capuana

Mannheim. Alex Christensen prägt die Charts mit seiner Musik seit mehr als 30 Jahren mit. Seit 2017 unterhält er das Publikum zusammen mit dem Berlin Orchestra mit Dance-Songs aus den 90er-Jahren, die von bekannten Künstlern eingesungen werden. Ab Mai ist er mit Classical 90s Dance – Ein Abend – Nur Hits!“ erneut auf Tour. Im Interview erzählt der 56-Jährige, worauf sich die Besucher beim Konzert im Rosengarten freuen können und wie es bei ihm musikalisch weitergeht.

Wie ist die Idee entstanden, 90er-Dance-Songs mit DJ-Musik und einem Orchester zu mischen?

Alex Christensen: Ich hatte 1990 als ich „Das Boot“ produziert habe, mir schon vorgestellt, dass da ein paar Streicher dazu spielen könnten. Damals hatte ich die finanziellen Mittel nicht. 25 Jahre später wollte ich zum Jubiläum von „Das Boot“ eine neue Version machen. Der Kontakter sagte zu mir: „Du musst ein bisschen mehr machen, das lohnt sich mit dem Orchester sonst nicht“. Ich dachte mir: „Dann mache ich noch „United“, „Love Religion“ und „Club Bizarre“. So ist dieses Konzept organisch entstanden.

Wie schafft man es, die Originalität und Energie eines Lieds zu erhalten?

Christensen: Ich bin so etwas wie ein Restaurator. Man gibt mir einen verstaubten Song, in dem ganz viel Verborgenes steckt. Ich versuche, das Beste herauszuschälen und ergänze das mit einem lebendigen, modernen Orchester und guten Dancebeats. Dazu suche ich die richtige Stimme. Ich stelle mir immer vor, wie es ist, wenn man den Song live spielt. Das funktioniert anscheinend ganz gut. (lacht)

Alex Christensen ab Mai auf Tour

  • Alex Christensen, geboren am 7. April 1967 in Hamburg, ist als DJ, Komponist und Produzent tätig. Der Durchbruch gelang ihm 1991 unter dem Namen U96, mit einer Technoversion von „Das Boot“.
  • 2017 gründete er das 30-köpfige Berlin Orchestra, mit dem er Dancesongs aus den 90er Jahren und DJ-Musik neu interpretiert.
  • Am 17. Mai startet er in Zwickau seine neue Classical 90s Dance – Live-Tour: „Ein Abend – nur Hits!“. Am 26. Mai (20 Uhr) gastiert er im Mannheimer Rosengarten.

Das Projekt läuft seit 2017 sehr erfolgreich. Rennen Ihnen Stars bereits die Bude ein?

Christensen: Es gibt schon die eine oder andere Anfrage. Mittlerweile hat sich das verselbstständigt, so dass ich manchmal auch absagen muss, weil es einfach nicht passt.

Sind Sie generell jemand, der sich immer wieder neu erfindet?

Christensen: Ich liebe Situationen, die neu sind und in denen ich merke, dass ich meine Komfortzone verlassen habe. Das fordert mich heraus. Musik sehe ich wie einen „Candystore“, in dem ich Dinge probiere und zwischen den Genres hin- und herspringe. Mich stört nicht, was irgendeine Szene über mich denkt, denn ich bin mit mir selbst und meinem Umfeld zufrieden. Ich bin so begeistert von einem Projekt, dass ich einfach loslege. Das wird nach so langer Zeit akzeptiert und mit einem Augenzwinkern ertragen.

Sie haben unter anderem mit Yasmin Knoch deutsche Technolieder veröffentlicht.

Christensen: Ja, die Phase im Jahr 2007 mit „Du hast den schönsten Arsch der Welt“ war sehr spannend. Ich bin stolz auf den Titel, weil er einen Bruch macht. Man denkt zunächst der Text sei plump. Dieses Umdrehen eines sexistischen Songs, der von einer Frau gesungen wird, war damals irre emanzipiert und ist immer noch ein sehr smarter Move. Zu dieser Zeit war das frech und ich mag es, Grenzen zu überschreiten.

2009 waren Sie beim Eurovision Song Contest mit „Alex swings, Oscar sings!“

Christensen: Es gehört zu jeder Karriere dazu, sich auch mal auf die Nase zu legen und es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und würde es immer wieder machen. Weil es einfach die geilste Fernsehsendung der Welt ist.

Techno

Tränchen zum Tourfinale in Mannheim - mit DJ Alex Christensen zurück in die 90er

Veröffentlicht
Von
Tanja Capuana
Mehr erfahren

Inzwischen haben Sie auch die 80er Jahre in ein klassisches Klanggewand gehüllt.

Christensen: Das ist noch mal ein ganz anderes Feeling, denn das war im Prinzip meine Teenage-Drang-Phase, in der ich Musik konsumiert habe. In den 90ern war ich dagegen derjenige, der Musik kreiert hat. „Neverending Story“ war sehr persönlich, das war eine Zeit, in der ich sehr verliebt war. Wenn ich den Song irgendwo höre, kommen Erinnerungen hoch.

Auf Ihrem aktuellen Album „Classical 90s Dance – The Icons“ haben Sie es bei „House Of Love“ geschafft, einen Teil der originalen Interpreten East 17 als Sänger zu gewinnen.

Christensen: Ich habe mit der Band damals wilde Sachen erlebt. In Paris bin ich mit ihnen beim Fernsehsender M6 aufgetreten. Abends sind wir dann maßlos versackt. Das war ein Abend, der sich nur so in Schleier hüllt. Das war schon sehr lustig. (lacht)

Könnten Sie sich vorstellen mit dem Berlin Orchestra weltweit zu touren?

Christensen: Von 1991 bis 2012 war ich immer weltweit unterwegs. Ich bin jetzt ganz froh, kurze Strecken zu fahren und meinen Sohn zu sehen. Die Familie ist mir sehr wichtig. Ich bin damit glücklich, so wie es ist und wenn es mehr wird, ist es auch schön. Aber irgendwann will ich sagen: „Nee, das schaffe ich nicht mehr, das ist zu viel.“ (lacht). Man muss lernen, die Balance zu finden und Nein zu sagen.

Werden dieses Mal auch wieder Linda Teodosiu, Yasmin Knoch und Asja Ahatovic auf Tour dabei sein?

Christensen: Selbstverständlich. Wir sind wie ein Ensemble, und auch mit meinen anderen Musikern eingespielt. Ich will die Qualität hochhalten. Wir werden sicher in einigen Städten Gäste bekommen. Aber das machen wir spontan.

In Mannheim gastieren Sie am 26. Mai im Rosengarten. Worauf kann sich das Publikum freuen?

Christensen: Es wird auf jeden Fall wieder sehr spannend. Wir haben das Programm geändert und 40 Prozent neue Songs, sehr viele Showeffekte und ich habe das Orchester noch viel mehr eingebaut, etwa zum Tanzen. Es ist eine fantastische Show, auf die ich sehr stolz bin und ich freue mich total auf jeden Abend.

Wird es ein Classical Dance-Album mit Songs aus den 2000er Jahren geben?

Christensen: Sobald es vorhersehbar ist, was ich machen kann, mache ich es nicht. Ich lasse das im Moment noch ein bisschen laufen und habe ein paar Ideen für mein sechstes Album mit dem Berlin Orchestra für 2025. Man kann damit in Würde altern und hat auf einmal nicht nur die 18 bis 23-Jährigen im Club, sondern eine große Zielgruppe. Das ist das Schönste, das man haben kann.

Mehr zum Thema

Veranstaltungen

Musikalische Reise in die 90er

Veröffentlicht
Mehr erfahren
Events

Line-up bekannt: Diese Techno-Acts holt der Hafen 49 nach Mannheim

Veröffentlicht
Von
Esther Lehnardt
Mehr erfahren
KulTour

Unsere Kulturtipps bis 13. März für Mannheim und die Region

Veröffentlicht
Von
Martin Vögele
Mehr erfahren

Gibt es noch Wunschkandidaten, mit denen Sie zusammenarbeiten möchten?

Christensen: Ich habe meine Wünsche erfüllt. Es gibt ein paar Menschen, die ich großartig und ikonisch finde. Aber ich hechle ihnen nicht mehr hinterher. Wenn man sich bei neuen Künstlern als Produzent dranhängt, hat man einen riesigen Aufwand und keine Garantie. Ich habe mein eigenes Orchester, darum kümmere ich mich. Alles andere ist auch spannend, aber da lege ich nicht mehr den Fokus drauf.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke