Mannheim. Die 90er Jahre gelten eigentlich als Zeitalter von Techno und anderer elektronischer Tanzmusik. Die schnellen Beats mit klassischer Musik zu mischen gelingt, wenn der Produzent und Diskjockey Alex Christensen als kreativer Kopf dahintersteckt. Dann wird daraus ein mitreißendes Projekt, vollgepackt mit Emotionen und einer guten Portion Nostalgie. Zusammen mit dem hervorragenden The Berlin Orchestra, kongenialen Solomusikern, sowie drei stimmgewaltigen Sängerinnen und einem Rapper gastierte er im Rahmen seiner „Alex Christensen & The Berlin Orchestra – Ein Abend nur Hits! Live“-Tour am Samstag im Rosengarten. Dabei verwandelte der sympathische Hamburger den Mozartsaal des Rosengartens mit Classical 90s Dance in einen bunten Rave für das 2000-köpfige Publikum, das mitsingt und -tanzt.
Erinnerung an unbeschwerte Disconächte
Die Bühne hat sich einen Club verwandelt. Auf der Decke prangt eine überdimensionale Discokugel. Eine ausgefeilte Lichtershow und visuelle Effekte sorgen für zusätzliche Furore. Kaum betreten Christensen und die Musiker, alle in Weiß gekleidet, die Bühne, ist das Eis auch schon gebrochen. Nach einem kurzen Intro, entführt Linda Teodosiu mit ihrer engelhaften und gleichzeitig kraftvollen Stimme die Zuschauer in das Jahr 1996. Mit ihrer energetischen Version von Galas „Freed from Desire“ weckt die 30-Jährige Erinnerungen an unbeschwerte Disconächte. In ihre Interpretation der Ballade „Missing“ von Everything but the Girl legt sie soviel Gefühl, dass ihr selbst die Tränen kommen. Auch die Sängerinnen Yasmin Knoch und Asja Ahatovic sind in Bestform. Knoch verzaubert unter anderem bei „Around the World“ und „Rhythm of the Night“ während Ahatovic, unter anderen „Somebody dance with me“ und „Redemption“ ihren persönlichen Stempel verleiht. Der Rapper Trooper Da Don steht bei „Insomnia“ im Mittelpunkt und verleiht dem Hit „Mr. Vain“ mit neuen Raps eine frische Note.
Christensen hat eine Doppelrolle. Mal als DJ, dann wieder als Dirigent, hat er die musikalischen Fäden fest in der Hand. Die Chemie zwischen den Künstlern stimmt. Den virtuosen Orchestermusikern gelingt die Gradwanderung, die Hits aus den 90ern in ein neues, akustisches Gewand zu hüllen, ohne jedoch den originalen Charakter zu verfälschen. Violinistin Annette Hohmann, Percussionist Jonas Herpichböhm, Pianist Florian Arndt und Saxophonist Christian Gastl verleihen mit ihren Solopassagen den Stücken eine exquisite Würze.
„Nothing compares 2U“ als Dankeschön
Es ist ein Abend der Superlative, bei dem süße Wehmut, musikalischer Hochgenuss und Gemütsbewegungen Hand in Hand gehen. Und der Abschluss der Tour, bei dem das Team insgesamt 18 Städte besucht hat. Den letzten Abend scheinen alle Beteiligten noch einmal auszukosten. Man spürt: Sie wollen das Finale zu etwas Besonderem für alle machen. Zudem stehen auch einige Überraschungen auf dem Programm. So sorgt der Komiker Oliver Pocher mit seinem Auftritt nicht nur für einige Lacher. Er singt auch „Everybody“ von den Backstreet Boys. Die Sängerin Katha Rosa serviert ihre personalisierte Version von „Nothing compares 2U“ als Dankeschön für Christensen, was ihm Tränen der Rührung in die Augen treibt.
„Normalerweise spielen die meisten Bands zwei, drei Zugaben, aber ich hab ein Orchester“, kündigt Christensen grinsend an. Er spielt gleich sechs Zugaben, darunter „Rhythm is a dancer“. „Infinity“, das vor allem durch seine einzigartige Saxophonpassage besticht, sorgt nicht zuletzt auch dank Gastls Einsatz für Gänsehautmomente. Christensen bedankt sich auch bei seinen Fans. „Ihr seid total unglaublich“, sagt der 54-Jährige nach tosendem Beifall. „Ihr seid das beste und schlauste Publikum der Welt.“
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