Mannheim. Zahllose Konzertverschiebungen hinterlassen selbst bei den größten Kulturenthusiasten ihre Spuren. Das bekommt auch „Wahnsinn - die Show“ in der Mannheimer SAP Arena zu spüren. Denn was als großangelegter Ehrenbeweis für das Lebenswerk von Wolfgang Petry gedacht war, lockt an diesem frühsommerlichen Abend gerade einmal 1200 Zuschauer auf die Ränge. Ein knappes Dreivierteljahr ist es her, dass Petry mit „Auf das Leben“ einen neuen Langspieler auf den Markt brachte. Fans hatten die Möglichkeit, aus einem ganzen Portfolio an Songs ihre „Top 20“ für die Live-Tournee zu wählen. Und mit Konrad Wissmath, Chantal Jansen, Nastassja Giulia und Pat Lawson werden die Songs von Wolfgang Petry gleich vierfach divers in Töne gekleidet.
Die Show ist ein Kampf um eben jene Euphorie, für die Petry immer stand - und die auch an diesem Abend durchaus fühlbar wird. Einerseits durch die souverän agierende Band um Musical Director Alex Klier, die in den ruhenden Mutmacher-Sounds („Kämpfer“) ebenso überzeugend agiert wie in den draufgängerischen Rock-Nummern („Scheißegal“) - andererseits durch die optisch gelungene Inszenierung zwischen Tanz und Bühnenbild.
Slalom zwischen den Genres
An den ganz großen Momenten fehlt es dem musikalischen Biopic leider bis zum Ende. Denn der Abend ist nicht wirklich ein Musical à la „Hinter dem Horizont“, beschränkt sich auch nicht auf den Status als Revue, sondern absolviert eine Art Slalom zwischen den Genres. Musikalisch hat das zwar bisweilen große Klasse - ob nun Werte wie Gemeinschaft („Ich geh’ mit dir“) oder grenzenlose Leidenschaft („Ganz oder gar nicht“) auf den Brettern verhandelt werden. Zumal die Musiker sogar Situationskomik beweisen und sogar Matthias Reims „Verdammt, ich lieb’ dich!“ anstimmen, als es gewünscht wird. Die Angereisten goutieren das, zollen ihrem „Wolle“ lautstark Tribut.
In diesen Augenblicken scheint der Protagonist selbst ganz nah, der selbst bei Live-Konzerten den Sinn und die Nähe für sein Publikum nie verlor. Allein: Die Stringenz, diese positive Spannung auf die Dauer durchzuhalten, geht diesem Abend leider ab.
So bleiben es denn Versatzstücke, die begeistern, aber deutlich mehr Konstanz nötig hätten, um nachhaltig mit jenem „Wahnsinn“ zu faszinieren, der nicht umsonst titelgebend ist und bleiben sollte.
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