Wer den Begriff „Tutorial“ bei der Internet-Suchmaschine Google eingibt, bekommt die Übersetzung gleich mitgeliefert: Er bezeichnet ein „Lernprogramm“, eine - mit Wikipedia etwas elaborierter formuliert - „schriftliche oder filmische Gebrauchsanleitung, welche ein Thema, einen gewissen Vorgang oder eine Funktion erklärt.“
Wer die Eingabe beim Videoportal-Giganten Youtube wiederholt, öffnet damit die Schleusen zu einem Meer der verschiedensten Möglichkeiten: Schminken, Tanzen, Fitness, Schwimmen - doch findet man ebenso das Versprechen „Super easy“ Klavierspielen lernen zu können oder das Schauspielern oder das Fotografieren oder neue Sprachen oder das Malen oder auch die Bildhauerei …
Digitale Lernprogramme und Lernvideos werden zum Alltag gehören
Unsere Bildungsinstitutionen werden „mehr individuelle Lernwege anbieten, mehr direktes Feedback beim Lernen geben und häufiger spielerisches Lernen ermöglichen“, prognostizierte Jörg Dräger, Autor des Buches „Die digitale Bildungsrevolution“ und damals Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, bereits 2016 in einem Interview mit der Goethe Stiftung. „Bei all dem werden digitale Lernprogramme und Lernvideos zum Alltag gehören.“
Er sollte recht behalten. Tatsächlich ist die Bandbreite digitaler Lerninhalte, wie bereits angedeutet, inzwischen schier unüberschaubar geworden. Dabei wird zugleich die Entscheidung, auf welchem Weg man neues Wissen erwerben will, zusehends von den klassischen Bildungsträgern entkoppelt: Wo vormals wie selbstverständlich bei Lernbedarfen aller Couleur die Musikschule, die Volkshochschule oder andere arrivierte Einrichtungen angesteuert wurden, wird heute das Internet konsultiert.
Wobei - und damit kommen wir auf das Dräger-Zitat zurück - das eine das andere nicht notwendigerweise ausschließt: So bieten eben auch Musik- oder Volkshochschulen längst verschiedenste E-Learning-Formen und Online-Kurse an.
Digitale Angebote auf YouTube, Instagram und TikTok oft niederschwellig und zeitlich flexibel nutzbar
Die Vorteile digitaler Angebote liegen auf der Hand: Sie sind oft niederschwellig und zeitlich flexibel nutzbar. Und auch, wenn es selbstredend gebührenpflichtige oder durch Werbeeinschaltungen zugänglich gemachte Formate gibt, so ist doch vieles schlichtweg umsonst verfügbar.
Youtube ist dabei nur einer der großen Player. TikTok, die wohl führende Plattform für mobile Kurzvideos, startete 2020 das Programm „#LernenMitTikTok“, um damit „ein Ökosystem des Lernens zu schaffen“, wie das Unternehmen damals mitteilte.
Verschiedenste Lehrvideos und Lerngruppen gibt es freilich auch beim sozialen Netzwerk-Riesen Facebook, und Studyflix, das „Lern- und Karriereportal für Schüler/innen, Studierende und Azubis“, hat nach eigener Einlassung mehr als sechs Millionen Nutzerinnen und Nutzer pro Monat, stellt ihnen über 6000 Videos bereit.
Daneben gibt es eine Fülle spezialisierter Apps, gerade auch zum Sprachen- oder Instrumente-Lernen, die in personalisierte Interaktion mit den Lernenden treten, Lernfortschritte anzeigen und Motivationsanreize geben können - und teils zusätzlich Live-Online-Kurse mit lebenden, atmenden Lehrenden anbieten. Denn sicher ist: Der menschliche Kontakt wird, was an Digitalem auch noch kommen mag, unersetzlich bleiben.
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