Pop

Tanzen, träumen, genießen - Bukahara begeistert Fans in Heidelberg

Nach langem coronabedingten Warten hat die Kölner Indie-Band Bukahara mit 1000 Zuhörerinnen und Zuhörern in der Heidelberger Halle 02 ein ausgelassenes Konzert gefeiert

Von 
Markus Mertens
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Bukahara bei ihrem Auftritt in der Halle02 in Heidelberg. © Markus Mertens

Heidelberg. So langsam sollte man annehmen, die kulturellen Einschnitte der Corona-Pandemie hätten sich auserzählt. Doch wer an diesem Abend den Blick nach Heidelberg richtet, der spürt noch immer, wie viele Konzerttermine pandemiebedingt auf ihre Nachholung warten – wenn die denn überhaupt durchführbar ist. Erfreulicherweise darf sich dieses wehmütige Gefühl in diesen Stunden in die helle Vorfreude echter Tatsachen verwandeln. Denn nachdem die treuen Fans der Kölner Folk-Pop-Jungs von Bukahara gleich zwei Verschiebungen hinnehmen und damit schier unendliche Geduld aufbringen mussten, zelebriert das Quartett um Leadsänger Soufian Zoghlami in der Halle02 nun vor 1000 feierhungrigen Zuhörern ein Set, das lebensbejahender kaum sein könnte.

Treibender Sound

Es ist ein Feierstück, das sich in dieser Ausgelassenheit schon vor fast genau einem Monat angedeutet hat, als Bukahara als Headliner beim Sound of the Forest Festival die Nacht zum Tag machten. Und dennoch sind die Eindrücke noch einmal intensiver. Denn was in Beerfelden der freie Himmel über der Waldbühne war, ist in Heidelberg die schiere Hitze in der Halle, in der sich jene Mischung aus Glück, Euphorie und Feierlaune zu einem Cocktail der Leidenschaft kondensiert.

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Die Gründe dafür sind bei einem derart treibenden Sound wie dem von Bukahara fast schon offensichtlich – und lohnen dennoch ihrer Erwähnung. Denn allein Soufian Zoghlami, der die Rarität eines Schlagzeugers als Frontmann verkörpert, formt mit seiner kraftvollen, sonoren Stimme ein Fundament, das Feuer entfacht, Leben weckt – und seinen Mitspielern an Bass (Ahmed Eid) und Violine (Daniel Avi Schneider) die Freiräume gibt, melodisch zu gestalten. Harmonisch kommen Uptempo-Nummern wie „Happy“ dabei ebenso präzise arrangiert daher wie Nachdenklicheres à la „Trails of Bones“, was den Sound zwischen Swing, Folk und World Music ins schier Unendliche dehnt. Max von Einem gibt an der Posaune seine Portion Bläser-Wärme hinzu, der Rest ist entgrenzter Enthusiasmus.

Verschworene Gemeinschaft

Die 1000 in Heidelberg jedenfalls lassen die Hütte an diesem Abend regelrecht brennen, reißen ihre Hände gen Himmel, tanzen, träumen und genießen, dass endlich sein darf, was zwei Jahre lang nur erhofft werden durfte. Ein Stück weit sind es genau Abende wie diese, die zeigen, dass für die Kultur nur die Freiheit zählen darf, so souverän zu gestalten zu dürfen wie Bukahara an diesem Abend. Denn die Jubelschreie der ersten Reihen, die echte Rührung der Band, das blinde Einverständnis der verschworenen Gemeinschaft eines Konzertabends – all das ist nicht kompensierbar, und das spürt Heidelberg in diesen Stunden bis unter die Haut.

Oder, um es mit einem dieser endlos ermutigenden Bukahara-Songs zu sagen: „I don’t want to be afraid no more!“ Frei zu Deutsch: „Ich will nicht mehr von Angst erfüllt sein!“ Was für ein schöner, fester und entschlossener Gedanke.

Freier Autor

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