Mannheim. Das passt wie der richtige Notenschlüssel ins Jazzclub-Schloss: „Anticipation“ heißt eines der Stücke, die das Thomas Siffling Organ Groove Quartet an diesem Abend im Mannheimer Ella & Louis spielt. Ein Titel, der sich mit „Vorfreude“ übersetzen lässt, und damit ein Gefühl trefflich beschreibt, das die Parteien auf und vor der Bühne gleichermaßen zu teilen scheinen – betrachtet man die enorme, virtuose Spiellust der Künstler auf der einen und die offenkundig begeisterte Resonanz der Besucherinnen und Besucher auf der anderen Seite, die bereits nach dem Eröffnungs-Doppel („Open Flow“ und „11.03.“) derart intensiv applaudieren, als gelte es, eine Zugabe zu erbitten.
Die Musik kehrt mit diesem Konzert vor restlos ausverkauftem Haus gleichsam zurück ins Ella & Louis: Es markiert den Saisonauftakt nach der Sommerpause, den Start in die fünfte Spielzeit des im September 2018 aus der Taufe gehobenen Jazzclubs am Rosengartenplatz. Der Mannheimer Trompeter (respektive Flügelhorn-Spieler) und Kurator des Ella & Louis, Thomas Siffling, stellt hierbei seine Kompositionen im Verbund mit einer handverlesenen Formation in neuer Gestalt vor. Seine Mitstreiter sind der Münchner Hammond-Organist Matthias Bublath, der Mannheimer Schlagzeuger Daniel Mudrack und der in Ludwigshafen ansässige (und sagenhaft formstark aufspielende) Saxofonist Olaf Schönborn.
Abend endet mit einer Ballade
Es wird ein Abend, der – ohne Übertreibung – der Club-Geschichte eine ganze Reihe von Sternstunden-Momenten hinzufügt. Da gibt es lyrisch-melodischen Glanz und solistische Grandezza, packende konzertierte Grooves und flamboyante Beflügelungen im Zuge des wechselseitigen Spiels. Und auch in der Reduktion auf klangliche Essenzen, in den leiseren, transparent gesponnenen Augenblicken, musiziert das Quartett vorzüglich.
Erwähntes Eröffnungsstück „Open Flow“ beginnt luftdurchlässig leicht, das kongeniale Bläser-Duo Siffling/Schönborn changiert darin zwischen finessenreicher Eleganz und pointierter Charakterstärke. Mudracks famoses rhythmisches Spiel setzt flirrend agile Akzente und verbindet sich mit Bublaths in ausdrucksvollen Klangfarben schillernder Orgel zu einem packenden Groove. Neben weiteren glänzend in Töne gesetzten Siffling-Kompositionen wie „Die Leichtigkeit des Seins“, „Sunday Afternoon“ oder „High Spot“ ist auch ein Jazz-Klassiker wie das wunderbar aufgekratzt interpretierte „Watermelon Man“ von Herbie Hancock bei diesem Quartett in besten Händen.
Mit seiner feinsinnigen Ballade „Abendlied“ als Zugabe und der Vorfreude „auf eine tolle, und ich kann euch versprechen: mit vielen, vielen Highlights gespickte Spielzeit“ verabschiedet sich der Trompeter nach zwei fabelhaften Stunden vom Publikum.
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