Ludwigshafen. Mal bebt der Saal von der Wucht des Orchesters, dann wieder flirren die Klänge kaum hörbar im Raum und kristallisieren sich einzelne filigrane Instrumente heraus. Die Kinder, die vor dem Konzert aufgeregt Fragen stellten, sind verstummt und lauschen mit leicht geöffnetem Mund der Musik; oder sind es eher die bewegten Comics auf der Leinwand über der Bühne, die die erzählte Geschichte illustrieren? Was hier im Ludwigshafener BASF-Feierabendhaus geschieht, ist die packende Aufführung des sinfonischen Märchens „Merregnon“ nach der Musik der japanischen Komponistin Yoko Shimomura und der Geschichte von Frauke Angel.
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Die Ausführenden dieser Produktion sind die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Johanna Malangré und die Erzählerin Heike Schuhmacher. Wie lassen sich Kinder für klassische Musik begeistern? Wie werden sie mit den Instrumenten eines Orchesters vertraut? Camille Saint-Saens hat es bereits 1886 mit seinem „Karneval der Tiere“ erfolgreich versucht, ebenso Sergei Prokofjew 1936 mit „Peter und der Wolf“. Die japanische Komponistin Yoko Shimomura (geb. 1967) passt sich dem heutigen Faible der Jugend für Computerspiele an und führt diese mit untermalenden Soundtracks an ihre klassisch geprägten Werke heran.
Neue Reihe für junge Zuhörer
Mit „Merregnon“ hat sie eine Reihe von Musikproduktionen gestartet, in denen sie Orchesterkompositionen und Fantasie-Geschichten miteinander kombiniert. Der dritte Teil dieser Reihe „Land of Silence“ (Land der Stille) begeisterte hier unter der Regie von Thomas Böcker das junge und jung gebliebene Publikum. Merregnon ist das Land des Schweigens. Wo einst Milch und Honig flossen, regiert nun hinter Mauern der furchterregende Herrscher Skissor. Vor seinem Tor liegt gefesselt und am Boden zerstört der letzte feuerspeiende Drache Yamakito. Skissor hat ihn besiegt, aber mit dem Krieg gegen die Drachen das Land in Schweigen gelegt und die Kinder zu Waisen gemacht. Auch die unerschrockene Miru mit ihrem abenteuerlustigen Hund Mako und ihr tollpatschiger Freund Hikito sind Waisen. Am Wegesrand finden sie den kleinen verletzten Vogel Ikari, der die Botschaft vom geschundenen Drachen überbringt. Mutig befreien sie das Land von dem hartherzigen Skissor, der vor so viel Güte und Mitleid davonrennt.
Jeder Gestalt der Erzählung ordnet Shimomura ein Instrument und ein Thema zu, das im Gesamtklang des Orchesters immer wieder auftaucht. Mit viel Einfühlungsvermögen hat sie die Geschichte in Musik gefasst, die die Staatsphilharmonie meisterhaft umsetzte. Dirigentin Johanna Malangré (Chefdirigentin des Nationalorchesters Picardie) kostet die Stimmungen der Handlung aus, nimmt sich Zeit für die stillen Passagen, steckt ihre ganze Schwingung in die träumerische Melodik und die spannungsgeladene Harmonik.
„Merregnon“ ist ein sinfonisches Märchen, das dazu auffordert, Mut zu haben, sich Problemen zu stellen, Empathie zu entwickeln und sowohl Freundschaft als auch Freiheit zu achten. Es ist eine Herausforderung für das Orchester, die Geschichte transparent hörbar und lebendig zu machen. Dem Staatsorchester Rheinland-Pfalz gelang das wunderbar akzentuiert. Der lange Applaus des Publikums galt ihm und der leidenschaftlichen Musikvermittlerin Heike Schuhmacher.
Vierter Teil am 29. 2. und 1. 3. 2024 im BASF-Feierabendhaus.
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