Konzert - Alicia Keys liefert in der SAP Arena eine fulminante Show, die mit einigen Überraschungen aufwartet

Soul-Ikone Alicia Keys glänzt in der Mannheimer SAP Arena auch als DJ-Königin

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Martin Vögele
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Nimmt auch in der großen SAP Arena den Raum und alle Aufmerksamkeit für sich ein: US-Sängerin Alicia Keys. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Die fünfköpfige Band hat sich bereits auf der Bühne der Mannheimer SAP Arena eingefunden, die Musik hat begonnen und eine Animationssequenz zeigt, wie die Sonne gleißend hinter einem Himmelskörper zum Vorschein kommt. Die Videowand, auf der das stellare Geschehen zu sehen ist, öffnet sich und Alicia Keys tritt hindurch, in mondänes schwarz gekleidet, Jubel brandet auf, und Keys singt mit orchestral umfasster Grandezza „Nat King Cole“, rasch gefolgt von „Truth Without Love“ und dem ersten raumgreifenden Hit-Überflug mit „You Don’t Know My Name“.

Ihr Piano, ohne das man sich die Musikerin kaum vorstellen mag, steht eingangs an der Bühnenflanke. Aber der Flügel ist auf einer mobilen Plattform positioniert, kann zu ihr gefahren werden, und wenn die US-Amerikanerin ihn in den kommenden zwei Stunden spielt, dann spielt sie ihn im Stehen - was noch einmal die ungeheure Dynamik und Energie versinnbildlicht, mit der Keys das ganze Konzert bestreitet, wobei: Das ist kein gewöhnliches Konzert. Das ist eine Champions-League-Pop-Veranstaltung, zu der viele Tausend Zuschauerinnen und Zuschauern gekommen sind - die Ränge der SAP Arena (in der die junge aufstrebende Pop-Sängerin und Songwriterin Ayliva das Vorprogramm bestreitet) sind praktisch vollständig besetzt, und auch der unbestuhlte Innenraum ist glänzend gefüllt.

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Alicia Keys in der Mannheimer SAP Arena

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Natürlich sind hier auch die Lichtregie und die Visualisierungen vom Feinsten. Aber es ist Teil von Keys’ Kunst und Star-Persönlichkeit, dass das gar nicht so sehr ins Auge fällt. Die Sängerin, die unlängst vor dem Buckingham-Palast für Queen Elizabeth zu deren 70. Thronjubiläum spielte, „owns the room“, wie man im Englischen sagen würde: Sie nimmt den Raum und alle Aufmerksamkeit für sich ein. Selbst die avancierteste Technik tritt da ein Stück in den Hintergrund.

Auch der Sohn darf ans Piano

Die 41-Jährige, die 2001 mit ihrem Album „Songs in A Minor“ fulminant debütierte, ist eine Soul- und R&B-Ikone, aber es greift bekanntermaßen zu kurz, sie in dieses stilistische Segment einzugrenzen. Tatsächlich markiert „Time Machine“ vom 2020er Album „Alicia“ einen ausgewiesenen Glanzpunk des Abends, bei dem Keys (die hierzu auch Synthesizer spielt) ihre Stimme hoch über die druckvoll ausschreitenden Beats und hinaus in eine elektronisch aufgeladene Stratosphäre gleiten lässt - während das Stück zugleich veritable rockige Qualitäten aufweist.

Sängerin, Pianistin und Komponistin

  • Die US-amerikanische Sängerin, Pianistin und Komponistin Alicia Keys wurde 1981 als Alicia Augello Cook in New York City geboren.
  • Im Verlauf ihrer Karriere soll sie mehr als 30 Millionen Alben verkauft haben. Sie wurde mit 16 Grammys ausgezeichnet.
  • Schon ihr 2001 veröffentlichtes Debütalbum „Songs in A Minor“ stieß bis auf Platz eins der US-Charts vor. Bei der Grammy-Verleihung im Folgejahr erhielt Keys gleich fünf der Auszeichnungen – u.a. als beste neue Künstlerin. Auch ihre Alben „The Diary Of Alicia Keys“ (2003), „As I Am“ (2007) und „Girl On Fire“ (2009) landeten an der Spitze der US-Charts. Im Dezember 2021 veröffentlichte sie ihr achtes Studioalbum „Keys.
  • Keys wirkte auch als Schauspielerin in mehreren Filmen mit. Zusammen mit Musiker Jack White nahm sie 2008 mit „Another Way To Die“ den Titelsong zum James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ auf.

Auf „Karma“, „Show Me Love“ und „Diary“ folgt eine erste exklusive Überraschung: Keys überlässt ihrem Sohn Egypt die Bühne und das Piano - und der Elfjährige demonstriert daran so nonchalant wie kunstfertig sein eigenes musikalisches Talent. Das Publikum ist hingerissen, der Applaus riesig. Unversehens taucht die Sängerin auf einer Hebebühne auf der gegenüberliegenden Hallenseite auf, und was dann geschieht, wird man so schnell nicht vergessen. Denn die perfekte Show-Frau wird hier gleichsam selbst zum Musik-Fan - und zur DJ-Königin.

Umgeben von einer Bastion aus Klavier, Drum-Synthesizer und Mixstation stellt sie dort neben Stücken wie „The Gospel“ oder „Plentiful“ auch drei Songs ihres jüngsten, im vergangenen Dezember veröffentlichten Albums „Keys“ vor, und zwar jeweils in einer Original- und einer „Unlocked“-Version. Zur Abstimmung haut Keys genüsslich auf eine Tröten-Hupe, und das Publikum zeigt per Applaus an, welche Fassung besser gefallen hat. Bei „Skydive“ steht mithin feingliedriger Soul gegen Hip-Hop-Beats, bei „Is It Insane“ eleganter Abendstunden-Jazz gegen Trip-Hop-Flair und bei „Only You“ eine Piano-Ballade versus eine Party-Version.

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Nach „City Of Gods (Part II)“ fragt Keys mit Blick auf ihre Heimatstadt: „Should we sing another New York Song?“ („Sollen wir noch einen New-York-Song singen?“) Und weil ausnahmslos alle wissen, was das bedeutet, ist diese Frage rein rhetorischer Natur: „Empire State Of Mind“ erklingt in einem Mix aus Part I und II, Jay-Z rappt mit auf der Videowand, Tausende Stimmen heben an und Tausende Handy-Lichter glühen in der Arena, als Keys singend durch eine Seitengasse am Publikum vorbei zur Hauptbühne zurückkehrt. Dort gibt es mit dem Erfolgssong „Girl On Fire“ und ihrer allerersten Single „Fallin’“ weitere memorable Konzertmomente.

Nach dem gleichfalls sehr stark interpretierten „In Common“, das in das Crystal-Waters-Covers „Gypsy Woman (She’s Homeless)“ übergeleitet wird, nähert sich Keys mit ihrer jüngsten Veröffentlichung „Underdog“ und der Hitsingle „No One“ dem Ende. „Like You’ll Never See Me Again“ und „If I Ain’t Got You“ bilden die Zugabe einer fulminanten Show.

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