Mannheim. Die Zeit der sommerlichen Festivals ist vorbei: Stattdessen zaubert der Herbst die fast mystische Stimmung, die den passenden Rahmen für ein Konzert von Juli kreiert. Seit rund 25 Jahren schreibt die erfolgreiche Deutschpop-Band Lieder, die mit einer guten Portion Nostalgie und atmosphärischer Musik die Seele erwärmen. Garniert mit tiefsinnigen Texten und guter Laune hat das Quintett am Dienstag im Capitol eine ausgelassene Party mit Klassikern und neuem Songmaterial gefeiert. Dabei haben sie die rund 800 Gäste mit ihrer unaufgeregten und authentischen Art begeistert.
Auftritt nachgeholt
Das Bühnenbild ist minimalistisch. Doch mehr als ihre Instrumente und die ausdrucksvolle Stimme von Eva Briegel braucht die Gruppe auch nicht, um ein Konzert voller Emotionen zu gestalten. Mit dem fröhlichen „Fette wilde Jahre“, einer ihrer aktuellen Songs, eröffnet die Combo den Abend, der im Mai hätte stattfinden sollen. „Vielen Dank und herzlich willkommen“, sagt Briegel zur Begrüßung. Man habe lange darauf gewartet, hier zu sein. „Ich war krank, aber jetzt ist es endlich soweit.“ Sie hoffe, das Publikum trage bequeme Schuhe. „Wir haben vor, heute Abend ein bisschen mit euch zu tanzen. Habt ihr Lust?“ Die Zuschauerinnen und Zuschauer antworten mit ohrenbetäubendem Jubel, während die Gitarristen Simon Triebel und Jonas Pfetzing, Bassist Andreas Herde und Drummer Marcel Römer die fetzige Melodie von „Elektrisches Gefühl“ anstimmen, zu dem Briegel ausgelassen tanzt. Die sentimentale Rocknummer „Insel“ bringt ein Gefühl von Fernweh in den Saal und sorgt gleichzeitig auch für Gänsehaut.
Die Band um Powerfrau Briegel ist geboren, um auf der Bühne zu stehen: Man spürt, wie viel Vergnügen es vor allem der 44-Jährigen macht, mit den Fans zu interagieren. Die Anwesenden singen die Lieder aus voller Kehle mit. „Ihr seid sehr textsicher“, lobt Briegel. Für sie ein Zeichen, dass Mannheim eine Musikstadt ist.
Mit "Geile Zeit" unterwegs in die Vergangenheit
Es ist ein Gig, bei dem Musik und Gefühle im Vordergrund stehen. Zum Beispiel, weil die Band ihre Fans mit dem Hit „Geile Zeit“ auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt. In eine Ära, in der die Welt noch eine bessere zu sein schien als heute. Die rockige Ballade „November“ greift das Herbstthema gekonnt auf, ohne deprimiert zu klingen. Juli gelingt es, den schmalen Grat zwischen Melancholie und Kitsch nicht zu überschreiten. Und so vermitteln die Lyrics ihres Hit „Ich liebe dieses Leben“ oder des eingängigen „Gehen oder Bleiben“ einen Hauch von Hoffnung statt Pathos. „Irgendwann“ startet mit einem ruhigen Intro, bevor die Band mit schnellerem Tempo anschließt. Der Song ist eine Hommage an schöne Erinnerungen und an die Erkenntnis, in der Vergangenheit alles richtig gemacht zu haben.
Bei „Die Perfekte Welle“ appelliert Briegel, den Moment ganz ohne Ablenkung zu genießen. Und auch mal dafür das Handy wegzulegen. „Wir beide“ ist eine besondere Liebeserklärung, die dank ihrer schnellen Rhythmen viel Spaß macht. Nach zwei Zugaben verabschieden sich Juli unter viel Applaus. Zurück bleibt ein wohliges Gefühl der Zuversicht.
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