Jahresprogramm Kunsthalle

So setzt die Mannheimer Kunsthalle auf Nachhaltigkeit und Weiblichkeit

Mannheims Kunsthallendirektor Johan Holten setzt im Jahresprogramm das Ökologiethema „1,5 Grad“, kooperiert mit der BUGA23 und hinterfragt mit Anna Uddenberg geschlechterspezifische Verhaltensweisen

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Den Neubau der Kunsthalle Mannheim hat Hans-Werner Hector mit seiner Spende von 50 Millionen Euro erst möglich gemacht. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Er wolle, sagt Johan Holten im Café Luxx der Kunsthalle Mannheim, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht nur während der BUGA 23 präsent ist. Der Direktor des Museums meint, es sei doch schließlich das Thema schlechthin, deswegen zeige er mit seinem Team bereits eine Woche vor Eröffnung der Bundesgartenschau die Ausstellung „1,5 Grad“ – natürlich in Anlehnung an das Übereinkommen von Paris auf der UN-Klimakonferenz 2015. In der bis 8. Oktober laufenden Schau geht es um die „Verflechtungen von Leben, Kosmos und Technik“, es werde, so Holten, „das komplexe Zusammenwirken von Mensch, Natur und Technik“ beleuchtet. Holten will im ganzen Haus und „einem bewusst vielstimmigen Ansatz“ zeigen, wie die Klimakrise auf alle Lebensbereiche Einfluss nimmt. Die Schau ist eine Kooperation mit der BUGA 23 und zeigt nicht nur inhaltlich verknüpfte Werke über alle Etagen am Friedrichsplatz, sondern auch zwei große Installationen auf dem BUGA-Gelände selbst.

Das verbindende Moment ist die Beschäftigung mit Licht, Raum und Körper sowie die existenzielle Frage nach der Selbstwahrnehmung und der Verortung in der Welt.
Kunsthalle

Die zweite Jahreshälfte gehört dann fast ganz den Frauen. Zuerst zeigt die Kunsthalle die Hector-Preisträgerin Anna Uddenberg in einer Sonderausstellung. Uddenberg präsentiere mit ihrer künstlerischen Arbeit „eine aufregende, anspruchsvolle und auch polarisierende Sicht auf Körperlichkeit, Geschlecht und Gender sowie Warenästhetik“.

Drei Frauen um Maria Lassnig

Die in Berlin lebende Schwedin arbeitet mit Lederimitaten, Polyester, Rucksackriemen, dekorativen Fellen oder Holz und zeigt etwa mit Wolle bekleidete Puppen mit Richtung Himmel gerecktem Gesäß – quasi als Inbegriff sexualisierter Weiblichkeit. Sie hinterfragt damit auch Stereotypen geschlechtsspezifischer Verhaltensweisen. In Mannheim wird sie zehn Skulpturen zeigen, von denen fünf speziell für die ab 29. September laufende Schau entstehen. „In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Medium Skulptur“, so die Kunsthalle, entwickle sie ihre eigene Formsprache mittels des 3D-Druckverfahrens weiter und schaffe „eine eindringliche Komposition“.

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Noch weiblicher geht es dann unterdessen im November weiter, wenn laut Kunsthalle „ein weiteres Highlight ins Haus“ steht: Das Frauen-Dreigespann aus Anneliese Hager, Nan Hoover und dem österreichischen Star Maria Lassnig zeige man „gleich drei Künstlerinnen, die erst in späten Lebensjahren zu Anerkennung in der Kunstwelt“ gelangt seien, heute aber zu den wichtigsten Vertreterinnen ihrer Zeit gehören. Alle drei hätten sich früh mit dem Surrealismus auseinandergesetzt und auf unterschiedliche Weise zu einer individuellen Bildsprache gefunden: „Das verbindende Moment ist die Beschäftigung mit Licht, Raum und Körper sowie die existenzielle Frage nach der Selbstwahrnehmung und der Verortung in der Welt.“

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In den Grafikräumen widmet sich das Haus ab Mai der Darstellung von Insekten in Kunst und Wissenschaft. Im Spätsommer folgt eine Schau zum Thema des Porträts durch die Jahrhunderte aus den Beständen der Grafischen Sammlung, und im Studio werden junge zeitgenössische Positionen zu sehen sein: Anfang März eröffnet „Reload: Feminism“, auf einer Videoarbeit von Pipilotti Rist basierend. Im Juli folgt eine Einzelschau von Itamar Gov, der an der Schnittstelle von Skulptur, Grafik und Videoinstallation arbeitet. Zum Jahresende werden die Förderpreise der Kunststiftung Rainer Wild gezeigt.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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