Vor ziemlich genau zehn Jahren, am 12. November 2014, gab Udo Jürgens im Rahmen seiner „Mitten im Leben“-Tour sein letztes Konzert in Mannheim. Wenige Wochen später starb er überraschend im Alter von 80 Jahren. Nun war er ein weiteres Mal in der SAP Arena zu erleben: Überlebensgroß erschien er auf einer riesigen LED-Leinwand, sein Gesang und Klavierspiel wurden live begleitet vom Orchester Pepe Lienhard. „Da capo Udo Jürgens“ heißt die Show, die Anfang November in Berlin Premiere feierte und im Frühjahr mit 15 Zusatzterminen weiter durch Deutschland touren wird.
Udo Jürgens: Das ungebrochene Charisma eines Ausnahmekünstlers
Dass das Konzept aufgeht, liegt zum einen am ungebrochenen Charisma des Ausnahmekünstlers, der in seiner fast 60-jährigen Karriere 1000 Lieder schrieb und mehr als 100 Millionen Tonträger verkaufte. Konzertmitschnitte, etliche von Jürgens’ letztem Auftritt in Zürich zwei Wochen vor seinem Tod, zeigen ihn lebhaft performend, die ausgewählten Anmoderationen wirken teils frappierend aktuell. Die Songauswahl, die Lienhard mit den Organisatoren der Show zusammengestellt hat, deckt tatsächlich die volle Bandbreite des Repertoires von sozialkritischen Hits wie „Griechischer Wein“ oder „Ein ehrenwertes Haus“ bis hin zu nachdenklichen Balladen wie „Mein Bruder ist ein Maler“ oder „Der gekaufte Drachen“ ab und wird ergänzt durch das wie zufällig zum 90. Geburtstag des Künstlers aufgetauchte, bislang unveröffentlichte Stück „Als ich fortging“ aus den 1980er-Jahren.
Den größten Beitrag zum Gelingen des gut zweistündigen Abends leisten jedoch die brillante Technik und das fantastische Orchester. Der Schweizer Pepe Lienhard war mehr als 30 Jahre lang mit Udo Jürgens auf Tour, auch viele der Musiker standen lange gemeinsam mit ihm auf der Bühne. Sie begleiten die eingespielten Tonaufnahmen auf den Punkt und in fabelhafter Qualität, die sich auch in großartigen Soli zeigt.
Der Mannheimer Drummer Peter Lübke beeindruckt wie gewohnt
Der Mannheimer Schlagzeuger Peter Lübke und Percussionist Billy Kudjoe Todzo beeindrucken mit ihren Einlagen in „Tausend Jahre sind ein Tag“, Edgar Schmid auf der Posaune beim mitreißenden „Ich bin dafür“. Pepe Lienhard, mittlerweile 78 Jahre alt, agiert weniger als Bandleader, weil die Musiker ihre Einsätze per Knopf im Ohr erhalten, sondern bläst leidenschaftlich Saxofon und Flöte und sorgt außerdem mit einigen persönlichen Anekdoten über seine Zusammenarbeit mit Udo Jürgens für nostalgische Momente.
All zu viel Rührseligkeit verhindert Moderator Tobias Licht. Der Schauspieler und Musical-Darsteller leitet wohltemperiert und in aller Demut vor dem „Jahrhundertkünstler“ durch den Abend und erhält viel Applaus für „Schenk mir einen Traum“ und weitere Gesangseinlagen. Zu den Höhepunkten gehören die drei Auftritte der stimmgewaltigen Dorothea Lorene beim „I Can, I Will“-Duett mit Jürgens und nach der Pause mit „New York, New York“ und Udo Jürgens’ Komposition „If I Never Sing Another Song“, die Sammy Davis Jr. zur Schlussnummer seiner Konzerte machte. Das Publikum, anfangs noch ehrfürchtig, lässt sich gegen Ende nicht zweimal bitten, zu den Klassikern „Aber bitte mit Sahne“ und „Mit 66 Jahren“ vor der Bühne zu tanzen und spendet nach „Mitten im Leben“ stehenden Beifall. Für die Zugabe überlässt das Orchester Pepe Lienhard die Bühne Udo Jürgens und seinem Klavier - für ein letztes Medley im Bademantel.
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