Von der Decke im Studio der Kunsthalle Mannheim hängen schwarze Schnüre, die sich zu eigentümlichen Gebilden formen. Bei näherer Betrachtung erkennt man Mädchenfiguren, Tiere, aber auch Sterne und andere naturnahe Gegenstände. Die Schnüre verwirren sich am Boden, wozu der Ausstellungstitel „Auf den Grund schauen“ wunderbar passt. Sehr schön ist der Schattenwurf dieser ungewöhnlichen Installation, der ruhig und meditativ wirkt. Das Besondere an dieser Arbeit ist, dass sie mit einem 3-D-Stift gezeichnet ist. Die plastischen Gebilde aus schnell erhärtendem Kunststoff sind somit einer zeichnenden Hand entsprungen.
Die Künstlerin Zipora Rafaelov wurde 1954 in Beer-Sheva, Israel, geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf und Tel Aviv. Sie studierte in Israel und Deutschland bildende Kunst, zuletzt an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie als Meisterschülerin ihr Studium abschloss. Sie kann auf etliche Ausstellungen überall auf der Welt zurückschauen und erhielt 2014 den Rheinischen Kunstpreis.
Jüdische Kultur im Blickpunkt
Zipora Rafaelov ist keine Unbekannte in der Region, sie hat 2017 in der Galerie Grandel, 2001 bei Zimmermann und 2016 im Kunstverein Hockenheim ausgestellt, damals noch Scherenschnitte, ihr zweites Medium. Diese Scherenschnitte, weit entfernt von uns bekannten Beispielen, sind sehr zart und lösen das Material, aus dem sie geformt sind, fast auf – wie fragile Liniengespinste.
Entscheidend ist bei beiden Medien das Spiel von Licht und Schatten, von Realität, Bild und Abbild. Die geschnittenen Formen sind festgelegt, die Künstlerin verändert nur das Schattenbild, je nach Licht. Dieser Tanz zwischen Materialität und Immaterialität bringt aber auch die Unendlichkeit gegenüber der tatsächlichen Existenz auf. Mit dieser Ausstellung nimmt die Kunsthalle Mannheim an dem Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ teil und setzt sich verstärkt für die Vermittlung jüdischer Kultur in der Gegenwart ein.
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