Mannheim. Der Großangriff der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas auf Israel am Samstag hat auch in Mannheim für Entsetzen gesorgt. „Wir sind sehr in Sorge, es gibt kaum jemanden in der Gemeinde, der keine Familie oder Freunde in Israel hat“, erzählt Heidrun Deborah Kämper, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mannheim. Die Familien in Mannheim stünden in telefonischem Kontakt mit ihren Angehörigen. „Die Bedrohungslage ist sehr hoch, die Lage ändert sich ständig.“
Entsetzen über Terror der Hamas in Israel bei Mannheimer Gemeinde
Kämper hat fast drei Jahrzehnte am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache als Linguistin gearbeitet, sitzt für die SPD im Mannheimer Gemeinderat und steht seit dem Frühjahr dieses Jahres der 450 Mitglieder umfassenden Jüdischen Gemeinde vor; sie selbst war 2003 zum jüdischen Glauben konvertiert, ihr Ehemann ist Jude.
Was uns erschüttert, ist die Tatsache, dass auch nach zwei Tagen immer noch Hamas-Terroristen in unsere Dörfer eindringen.
Kämper betont, dass neben der Angst und der Trauer um Hunderte Tote und Verletzte der Schock groß ist, dass die israelischen Geheimdienste, für die Juden bislang der Garant für ihre Sicherheit, den Angriff der Hamas nicht vorausgesehen haben. „Was uns erschüttert, ist die Tatsache, dass auch nach zwei Tagen immer noch Hamas-Terroristen in unsere Dörfer eindringen.“
Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Mannheim fürchtet Eskalation der Gewalt in Israel
Die Politikerin fürchtet nun eine weitere Eskalation der Gewalt: „Dieser Angriff seitens der Hamas hat eine neue Dimension geschaffen, und die Antwort Israels darauf wird massiv sein.“ Zugleich appellierte sie an die Bundesregierung zu prüfen, wohin genau die Gelder flössen, die im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit an die Palästinenser gezahlt worden seien.
Deutschland hat 2021 und 2022 rund 340 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und Entwicklung geleistet. Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze hat inzwischen angekündigt, die Zahlungen auf den Prüfstand zu stellen.
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„Wir können nicht mit Steuergeldern indirekt die Hamas finanzieren, wenn das herauskäme, wäre das entsetzlich.“ Kämper mahnte auch vor einer Täter-Opfer-Umkehr in dem Konflikt. „Man muss die Dinge so benennen, wie sie sind, was am Samstag in Israel passiert ist, ist Terror. Menschen wurden erschossen oder die Leichen offen auf den Pritschenwagen in Gaza gezeigt, das lässt sich durch nichts legitimieren.“
Jüdische Gemeinde in Mannheim hat sich nach Angriff auf Israel mit Polizei beraten
Um ihre eigene Sicherheit und die der jüdischen Bevölkerung in Mannheim sowie dem Gemeindezentrum in F 3, wo sich die Synagoge, aber auch ein Kindergarten in katholischer Trägerschaft befinden, zeigte sich Kämper vorerst nicht besorgt. „Wir haben uns gestern mit der Polizei beraten, heute, am Montag, rief der Staatsschutz an“, berichtet die 68-Jährige. Die jüdischen Friedhöfe sowie das Gemeindezentrum seien unter besondere Beobachtung gestellt worden. „Leider wissen wir ja aus der Vergangenheit, sobald sich die Situation im Nahen Osten zuspitzt, gibt es Auswirkungen oft bis nach Mannheim.“
Derweil bekundeten Mannheimer Politiker und Organisationen ihre Solidarität mit Israel. So erklärte das Forum der Religionen in Mannheim in einer Stellungnahme: „Der abscheuliche Terror der Hamas hat keine Legitimation.“ Die Initiative, in der Vertreter der christlichen Kirchen, der Moscheegemeinden, der jüdischen Gemeinde und der alevitischen Gemeinde zusammenkommen, lebe von der Hoffnung, dass der Glaube eine Kraft für den Frieden ist. „Wir verurteilen jeden Missbrauch von Religion zur Anstiftung oder Legitimierung von Gewalt. Wir verpflichten uns, alles in unserer Macht stehende zu tun, um hier in Mannheim den Frieden zu stärken und zu gestalten.“
Nach Angriff der Hamas auf Israel: OB Specht schreibt nach Haifa
Oberbürgermeister Christian Specht wandte sich in einem Brief an Mannheims Partnerstadt Haifa, die eine Autostunde von der Grenze zum Libanon entfernt liegt. „Diese Gewalttaten sind beispiellos und inakzeptabel. Sie müssen gestoppt werden, und die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, schreibt der CDU-Politiker an Haifas Bürgermeisterin Einat Kalisch-Rotem.
In diesen schwierigen Zeiten bleibe die Stadt Mannheim stärker denn je zu ihrer Partnerschaft mit der Stadt Haifa verpflichtet. Die Beziehung, die unsere beiden Städte im Laufe der vergangenen Jahrzehnte aufgebaut haben, beruht auf tiefem gegenseitigem Vertrauen und Respekt, unterstrich Specht.
Auch die Mannheimer Grünen sprachen der Bevölkerung Israels ihre Solidarität aus. Die Sprecherinnen des Grünen Kreisverbands, Tamara Beckh und Ines Joneleit, erklärten: „Diesen von der Hamas gewählten Weg des Terrors verurteilen wir aufs Schärfste und stehen fest an der Seite der israelischen Bevölkerung. Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die in den vergangenen Tagen ermordet wurden, den Verletzten und den Hinterbliebenen.“
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