Absage

Schwerer Schlag für die Fotobiennale in Mannheim und der Region

Die Biennale für aktuelle Fotografie 2024 in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg ist wegen antisemitischer Social-Media-Posts eines Kurators abgesagt - Shahidul Alam ist propalästinensisch und spricht von Genozid an den Palästinensern. Wie es nun weitergeht, steht in den Sternen

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Die Biennale für aktuelle Fotografie 2024 wird nicht stattfinden. Symbolbild. © Martin Schutt

Die Biennale für aktuelle Fotografie steht vor einem Scherbenhaufen. Nachdem die BASF bereits ihre finanzielle Unterstützung nach 2024 aufgekündigt hatte, ist die Ausgabe 2024 nun ebenfalls abgesagt worden. Einer der Kuratoren, Shahidul Alam, verbreitet seit dem Überfall der Hamas auf Israel auf sozialen Medien wie Facebook, X und Instagram in Posts propalästinensische und antiisraelische Ansichten. Eine Nation habe einer zweiten Nation feierlich das Land einer dritten versprochen, ist dort etwa in Anlehnung an die Gründung Israels 1948 zu lesen. Oder Alam zeigt das Foto zweier Frauen, die ein Plakat festhalten, auf dem die Staaten Israel, die USA, England, Deutschland, Frankreich, Italien und Indien aufgeführt sind mit einer Sprechblase: „Nein zu Terrorismus, Ja zum Genozid.“ Auch der Satz „Man kann kein heiliges Land für seine Kinder auf den Massengräbern anderer Kinder errichten“ ist dort zu lesen. Die Position ist eindeutig.

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Stefan M. Dettlinger
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Kuratoren der Fotobiennale nach Documenta -Vorfall sensibilisiert

Mannheims Kulturamtsleiterin Ewa Wojciechowska, die auch stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Biennale ist, sagt auf Anfrage der Redaktion, es hätte im Vorfeld „keinen Grund für Misstrauen einer gemeinsamen Wertebasis“ gegeben, mehr: Man habe die drei Kuratoren bereits 2022 anhand des Beispiels Documenta sensibilisiert und dabei auf „die besondere Verantwortung Deutschlands in Bezug auf Israel“ hingewiesen. „Die Posts (…) wurden erst nach dem 7. Oktober so drastisch“, sagt Wojciechowska weiter.

Auch nach Gesprächen änderte Alam seine Meinung nicht, was kein Wunder ist: Er sieht sich selbst als eine Art eiserner Kämpfer für Gerechtigkeit, was ihn in seiner Heimat Bangladesch 2018 auch schon ins Gefängnis gebracht hat – samt Folter.

Die beiden anderen Kuratoren wollen ohne Shahidul Alam keine Biennale durchführen - jetzt ist sie abgesagt.  (V.l.): Tanzim Wahab, Shahidul Alam und Munem Wasif. © Lys Y. Seng

Wojciechowska äußert sich als Einzige zur Sache. Anfragen bei Johan Holten (Kunsthalle), René Zechlin (Hack-Museum), Ameli M. Klein (Ludwigshafener Kunstverein), Søren Grammel (Heidelberger Kunstverein) oder Stefanie Kleinsorge, Vorstandsvorsitzende der Biennale, liefen ins Leere oder darauf hinaus, was Holten mitteilte: „Ich bitte um Verständnis, dass ich gehalten bin, dazu keine Kommentare abzugeben.“

Biennale für aktuelle Fotografie 2026 noch ungewiss

Wie es nun weitergeht, steht in den Sternen. „Wir setzen uns dafür ein“, so Wojciechowska“, dass es für die Biennale eine neue Perspektive geben wird. Ob es eine Ausgabe 2026 geben könne, werde Thema der kommenden Monate für den Vorstand und die drei Veranstalter-Städte sein, meint sie. Auch, wie man im Falle einer Biennale-Zukunft dann die Auswahl der Kuratierenden treffe, könne sie derzeit nicht sagen, so Wojciechowska. Bislang gab es ein Nominierungsverfahren, das die teilnehmenden Häuser, das Biennale-Team und einen ehemaligen Kurator einbezog – mit Long- und Shortlist.

Beim Durchsehen der Posts von Shahidul Alam stößt man übrigens auch auf das Foto zweier lächelnder Kinder, die sich in den Armen liegen: eine Jüdin, ein Palästinenser. Solche tränentreibenden Botschaften über die Möglichkeit von Liebe zwischen Feinden bräuchte die Biennale, nicht Hassbotschaften gegen Israel.

Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Fotobiennale: Ewa Wojciechowska. © Sylviane Brauer

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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