Interview zum Tourauftakt

Night Of The Proms in Mannheim: Sorgen Dave Stewart, Shaggy und Co. für eine ausverkaufte SAP-Arena?

Zum Tourstart seiner Klassik-trifft-Pop-Reihe  Night Of The Proms erwartet Veranstalter Dirk Hohmeyer am Freitag zum zweiten Mal eine ausverkaufte SAP Arena - und verrät, wer mit Dave Stewart die Hits der Euythmics singt

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Jörg-Peter Klotz
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Annie Lennox hat ihre Karriere beendet. Aber Dave Stewart will die Hits der Eurythmics weiter auf die Bühne bringen - mit Hilfe der australischen Sängerin Vanessa Amorosi. © Alex Kluft

Mannheim. 2023 war die Night Of The Proms (NOTP) bei ihrer 19.Auflage in Mannheim zum ersten Mal ausverkauft – eine volle SAP Arena erwsrtet Veranstalter Dirk Hohmeyer auch wieder am Freitag, 29. November. Dann feiert das Klassik-trifft-Pop-Event – inzwischen ist es schon Tradition – die Premiere der jährlichen Deutschland-Tour wieder am Rande der Quadratestadt. Hohmeyer setzt  wie immer auf die Zugkraft prominenter Gaststars – in diesem Jahr sind das Eurythmics-Mastermind Dave Stewart, Dancehall-Star Shaggy, die 80s-Band Cutting Crew, Starship feat. Mickey Thomas, Deutschpopsänger Max Giesinger und Piano-Supertalent Louis Philippson. Sie werden musikalisch flankiert vom Antwerp Philharmonic Orchestra sowie dem Chor Fine Fleur  unter dem Dirigat der Pultlöwin Alexandra Arrieche.

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Herr Hohmeyer, 2023 war die Night Of The Proms beim traditionellen Tourstart in Mannheim zum ersten Mal ausverkauft. Unmittelbar danach waren schon die Hälfte der Karten für den 29. November 2024 an gleicher Stelle abgesetzt. Wird die Arena wieder komplett voll oder können Kurzentschlossene auf eine Abendkasse hoffen?

Dirk Hohmeyer: Es hat in Mannheim länger als in anderen Städten gedauert, bis der „Night-Of-The-Proms- Knoten“ aufging. So freuen wir uns natürlich, dass auch dieses Jahr wieder mit vollem Haus zu rechnen ist. Die Vorverkäufe stimmen entsprechend.  Ein Termin für die Übergabe des Sold-Out-Awards wurde von der SAP Arena jedenfalls schon angefragt.

Dirigentin Alexandra Arrieche hält wie eine Pultlöwin ein mehr als 100-köpfiges musikalisches Rudel zusammen. © Two Media/Marc Metzler

Die Proms sind seit 30 Jahren in Deutschland erfolgreich, seit 20 zu Gast in Mannheim – haben Sie  das 1994 so erwartet, als Sie das Format in Deutschland eingeführt haben?

Hohmeyer: 1994 war ein zaghafter Versuch, ein neues Musik-Format aus Belgien in Deutschland vorzustellen. Bekanntlich kommt unsere Night Of The Proms aus Belgien und dort wurde erstmals 1985 gespielt. Die Freunde aus Antwerpen hatten wirklich Angst vor der Reaktion des Dortmunder Publikums bei der Deutschland-Premiere.

Erster Sold-Out-Award in Mannheim für das Proms-Team (v.l.): Lukas Hohmeyer (Geschäftsführer P.S.E.Germany), Vanessa Achzenik (SAP Arena), Jan Vereecke (P.S.E.Belgien) und unser Interviewpartner Proms-Gründer Dirk Hohmeyer. © Mathieu Knapp

Warum?

Hohmeyer: Sie wurden im Vorfeld gewarnt, dass der deutsche Musikgeschmack die Klassik nur mit Inbrunst und Ruhe genießt - und nicht mit dem gleichen Sound und spektakulärer Lichtshow, wie die Rock/Pop-Solisten. Umso erfreulicher war dann, dass das anfängliche Eis schnell gebrochen ist,  auch die klassischen Elemente der Show mitgefeiert wurden und sich die unterschiedlichen Musikwelten so genial verbinden ließen. Wir haben 1994 nur geträumt, dass es überhaupt weitergeht. Dieses Jahr feiern wir unseren 30. „Geburtstag“ hier, haben über 400 Konzerte in Deutschland gespielt und dabei 3,8 Millionen Menschen erreicht. Der Traum wurde wahr, und wir leben ihn jeden Tag. Die Reaktion des Publikums ist unfassbar und großartig -  ein fester Motivator, dass es weitergeht.

Sind Sie zufrieden mit dem Jubiläumsprogramm?

Hohmeyer: Es gelingt uns seit vielen Jahren, die unterschiedlichsten Musikstile auf einer Bühne und in drei Stunden zusammen zu fügen. Die Rock/Pop- Künstler, die heute noch im Tagesprogramm des SWR gespielt werden, sind unser Ziel. Es wird wohl keinen Tag geben, an dem nicht Eurythmics, Starship, Shaggy, Cutting Crew und Max Giesinger gespielt werden.

Vorverkauf und Termine

Vorverkauf

Night Of The Proms: Freitag, 29. November, 20 Uhr, SAP Arena Mannheim.

Restkarten unter www.eventim.de (49,90 bis 119,90 Euro plus Gebühren.

Weitere Termine

Festhalle Frankfurt (3./4. Dezember) 

Schleyerhalle Stuttgart (5. Dezember).

Alle Termine unter www.notp.com

Zur Person 

Dirk Hohmeyer, geboren am 17. Juli 1955 in Bergisch- Gladbach, startete 1972 ins Musikgeschäft als Konzertveranstalter im Kölner Raum und arbeitete als Manager für Bands wie Birth Control. 1979 ging er als Produktmanager zur Plattenfirma BMG Ariola, drei Jahre später wechselte Hohmeyer in die Geschäftsleitung von Virgin. 1993 kehrte er bei Mama Concerts & Rau zurück ins Livegeschäft und versuchte ab 1994, das „Klassik trifft Pop“-Konzept der Night Of The Proms (NOTP) in Deutschland zu etablieren. Dem verschrieb sich Hohmeyer 1997 komplett und gründete die PSE Promotion of Special Events Germany. Die GmbH veranstaltet und produziert die Reihe.

 

Sie werden es oft gefragt – wer fehlt Ihnen noch in Ihrer Sammlung?

Hohmeyer: Die Liste unserer Traum-Künstler ist lang. Wir müssen jedoch auch realistisch sein, dass wir viele der Wunschkandidaten nie bekommen werden. Mit dem Siechtum der CD- und Plattenverkäufe sind die Gagen immens gestiegen. Auch die Kosten, wie jeder schmerzvoll weiß. Wir sind mit 200 Personen auf Tournee. Als Verfechter moderater Eintrittspreise sind unseren Träumen doch Grenzen gesetzt. Ich bin mir aber sicher, dass wir noch vielen Jahre weitermachen. Mein Sohn leitet die Firma seit einigen Jahren. Das erklärt auch die Verpflichtung und den Kontrast zwischen jungen und jung gebliebenen Solisten. Wir sind gut für die Zukunft aufgestellt.

Apropos Dave Stewart – sprechen wir über das aktuelle Programm: Der Gitarrist und Songwriter  wird ja sicher Eurythmics-Hits spielen. Wer ersetzt die dabei Jahrhundertstimme von Annie Lennox? Das lädt ja zur Interaktion mit den anwesenden Frontleuten ein…

Hohmeyer: Wie die Musikwelt leidvoll erfahren musste, hat Annie Lennox entschieden, nie mehr auf Tournee zu gehen. Mit Freude und Überraschung durften wir vernehmen, dass sich Dave Stewart 2023 entschlossen, diese großartigen Songs weiterhin live zu präsentieren. Als kongeniale Sängerin wird er Vanessa Amorosi aus Australien mitbringen. Vanessa kennt man auch als erfolgreiche Solistin  unter anderem mit dem Hit „Absolutely Everybody“. Interaktionen sind geplant, ich werde sie aber nicht verraten.

Bei Ihnen singt Mickey Thomas mit Starship, am kommenden Dienstag, 22. Oktober, sind Jefferson Starship im Vorprogramm von Deep Purple in der SAP Arena zu hören. Das versteht nicht jeder – können Sie die beiden Projekte kurz aufschlüsseln?

Mickey Thomas singt mit seiner Formation Staship Hits wie "We Built This City". © 33&West

Hohmeyer: Die Band Jefferson Airplane wurde 1965 gegründet und war die Basis vieler Ableger. 1973 hat dann  Mitglied Paul Kantner Jefferson Starship formiert, zu denen auch der Sänger Mickey Thomas gehörte. Die Wege trennten sich wieder, man einigte sich - oft mit juristischer Hilfe -  auf neue Formationen unter den Namen wie Starship oder Jefferson Starship. Mickey Thomas hat seit 1985 die Rechte am Namen Starship und ist der Originalsänger zum Beispiel von den ganz großen Hits wie „We Built This City“ oder „Nothing´s Gonna Stop Us Now“. Die Namen verwirren auch mich, aber wenn wir über die großen Top-His sprechen - wir haben den Original-Sänger.  Das Mannheimer Publikum, das beide Konzerte besucht, kann sich ein eigenes Bild machen.

Shaggy ist ja Proms-Wiederholungstäter. Spielt er dasselbe wie 2004 – oder ist auch eine Nummer von seinem sensationellen Reggae-Album mit Sting im Programm?

Shaggy kehrt zur Night Of The Proms zurück und verspricht karibisches Party-Flair. © Parson

Hohmeyer: Auch bei Shaggy haben wir die Qual der Wahl, so viele Hits und so wenig Zeit. Die Versionen von 2004 sind grandios und zeitlos, lassen wir uns überraschen.

Sagen Sie noch etwas zum diesjährigen Grenzgänger zwischen Pop und Klassik – wie sind Sie auf den erst 19-jährigen Louis Philippson gekommen?

Hohmeyer: Lukas ist auf Louis aufmerksam geworden und hat ihn intern präsentiert. Die Reaktion war sofort positiv, und wir trauen ihm eine Menge für die Zukunft zu. 2002 haben wir einen unbekannten Geiger dem Night-Of-The-Proms-Publikum präsentiert. Das war David Garrett. Schauen wir mal, wo Louis mit seiner Klavier-Virtuosität in ein paar Jahren steht.

Ein Talent wie David Garrett? Pianist Louis Philippson verspricht viel. © Gregor Hohenberg

Zum Schluss noch mal allgemein gefragt: Warum trägt dieses Klassik-trifft-Pop-Konzept so lange beim Publikum? Ist es womöglich in immer unruhigeren Zeiten wohltuend, dass musikalische Gegensätze so gut harmonieren? Oder geht es nur um große Namen?

Hohmeyer: Wir haben immer höchsten Wert auf Qualität gelegt und die Konzertgänger goutieren das. Manchmal sind über 80 Prozent der Karten verkauft, bevor wir die Namen der auftretenden Solisten verraten. Offenbar haben wir niemanden enttäuscht und sind so zum einer vertrauten, festen, vorweihnachtlichen Institution geworden. Drei Stunden lang verlassen wir die Welt da draußen und träumen gemeinsam.

Ein Deutschpopstar ist inzwischen immer mit von der Partie: Max Giesinger übernimmt diesen Part 2024. © Christoph Köstlin

Restkarten unter eventim.de

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