Mannheimer Reden - Jakob von Weizsäcker und Elisabeth Niejahr beleuchten am 28. Januar finanzpolitische Entwicklungen und ihre gesellschaftlichen Folgen

Niedrige Zinsen haben Konsequenzen

Von 
Miray Caliskan
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Die Mannheimer Reden im Schauspielhaus stoßen regelmäßig auf großes Interesse (Archivbild vom 25.11.2018, als Aleida und Jan Assmann zu Gast waren). © Rinderspacher

Mannheim. Im Mannheimer Nationaltheater wurde viel diskutiert. Über Frauenrechte, die #MeToo-Debatte und Gleichberechtigung; wie uns unsere Erinnerungskultur dazu befähigen kann, aus der Vergangenheit zu lernen; über den Wandel der Digitalisierung; in welchem Land wir in Zukunft leben möchten; oder darüber, dass der Mensch mehr Haltung zeigen und die Welt nachhaltiger und sozialer werden muss. Redner aus ganz Deutschland kamen, um bei den Mannheimer Reden die großen Fragen unserer Gegenwart zu beleuchten. Was fehlt, ist die Wirtschaft – und ihre Einflüsse auf unsere Gesellschaft.

Ökonom, Politiker, Heidelberger

Genau darum soll es bei den achten Mannheimer Reden gehen: Jakob von Weizsäcker (kl. Bild unten), Chefvolkswirt des Bundesfinanzministeriums, und Wirtschaftsjournalistin Elisabeth Niejahr (oben) werden sich am 28. Januar 2020 ab 19.30 Uhr mit den aktuellen Entwicklungen der Finanzpolitik auseinandersetzen. Der Abend steht unter dem Titel „Ein neues goldenes Zeitalter der Arbeit?“. Die beiden werden wohl Vieles kritisch hinterfragen, analysieren und genauso viel debattieren. Denn mit Wirtschaft kennen sie sich bestens aus.

Jakob von Weizsäcker hat in Wales Abitur gemacht, in Bonn Mathematik, Physik und Informatik studiert und später an einer Pariser Elite-Universität sein Diplom in Volkswirtschaft erhalten. Der Ökonom hat bei der Weltbank in Washington gearbeitet und war Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik und Tourismus im Thüringer Wirtschaftsministerium – weshalb er auch lange Zeit mit seiner Frau und seinen vier Kindern dort gelebt hat.

Ein waschechter Ostdeutscher ist er allerdings nicht: Von Weizsäcker wurde 1970 in Heidelberg geboren, und ist der Großneffe des Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Seine Eltern sind Naturwissenschaftler und Carl Friedrich von Weizsäcker – Physiker, Philosoph und Friedensforscher – ist sein Großvater.

Vor einigen Jahren hat Jakob von Weizsäcker als Wissenschaftler in Brüssel ein Modell für Gemeinschaftsanleihen der Euro-Länder – sogenannte Eurobonds – ausgearbeitet. Außerdem gilt er als Erfinder des Prinzips „Blue Card“, die es hochqualifizierten Zuwanderern ermöglicht, in der EU eine Arbeit aufzunehmen. 2014 wurde der SPD-Politiker in das Europäische Parlament gewählt, legte sein Mandat allerdings viereinhalb Jahre später nieder, um eine Stelle als Abteilungsleiter für Grundsatzfragen und internationale Wirtschaftspolitik im Deutschen Finanzministerium – kurz: Chefvolkswirt – anzutreten.

Wirtschaftsjournalistin, Autorin

Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin Elisabeth Niejahr wurde vor allem durch ihre Arbeit als Chefreporterin der „Wirtschaftswoche“ bekannt. Zuvor arbeitete sie für den „Spiegel“, anschließend war sie 18 Jahre lang Korrespondentin für die Wochenzeitung „Die Zeit“. Geboren wurde Niejahr 1965 in Eutin – einer Kreisstadt im Osten Schleswig-Holsteins. Sie studierte Volkswirtschaftslehre in Köln, London und Washington und besuchte parallel die Journalistenschule.

Sie war häufig in verschiedenen Talksshows zu Gast und schrieb Bücher unter anderem über Machttechniken, Demografie und Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission. In ihrer Funktion als „WiWo“-Chefreporterin wurde Niejahr mehrfach ausgezeichnet – unter anderem als „Wirtschaftsjournalistin des Jahres“ für den Themenbereich Ökonomie/Gesellschaft. Ab dem neuen Jahr wird sie Teil der Geschäftsführung bei der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung sein, die sich auf zwei Themenfelder konzentriert: das Gehirn erforschen und die Demokratie stärken. Die Journalistin wird das zweite Themenfeld verantworten, indem sie sich mit Bildungsprojekten für Kinder und Jugendliche beschäftigt. Dazu zählt auch das Programm „Jugend debattiert“. Niejahr wuchs als Kind einer Pfarrersfamilie auf und hat eine Tochter.

Bei den Mannheimer Reden werden sich die zwei Wirtschaftsexperten auch speziell über die fortwährende Niedrigzinsphase unterhalten. Welche Folgen hat sie für Anleger und Zentralbanken? Wie wirkt sich das Zinstief auf die Umweltpolitik, den Arbeitsmarkt und den Alltag aus? Und was bedeutet das für die Gesellschaft? Große Fragen, die im Schauspielhaus beantwortet werden sollen. „Angesichts einer sich verschlechternden konjunkturellen und weltwirtschaftlichen Lage verdient das Thema im neuen Jahrzehnt noch mehr Aufmerksamkeit“, findet Niejahr.

Nach einem Impulsvortrag und einer anschließenden Podiumsdiskussion, können sich Besucher wie immer im Foyer des NTM austauschen. 

Die bisherigen Redner – und Karten für Januar

  • Die Mannheimer Reden sind ein Forum des NTM und des Heidelberger Bildungs- und Gesundheitsunternehmens SRH. Sie stehen unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz. Medienpartner ist der „Mannheimer Morgen“.
  • Die bisherigen Teilnehmer: Winfried Kretschmann (Ministerpräsident Baden-Württemberg/April 2017), Nico Hofmann (Filmproduzent/ Januar 2018), Norbert Lammert (ehemaliger Bundestagspräsident/April 2018), Jutta Allmendinger (Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung/Juli 2018), Aleida und Jan Assmann (Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels/ November 2018), Maja Göpel und Klaus Töpfer (Politökonomin und ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen/Februar 2019), Jagoda Marinic und Siv Bublitz (Schriftstellerin und Chefin der S. Fischer Verlage/April 2019).
  • Der Eintritt am 28. Januar, 19.30 Uhr, ist frei. Kartenreservierungen (maximal vier pro Person) ab Freitag, 20. Dezember, telefonisch unter 0621/16 80 150 oder per Mail an nationaltheater.kasse@mannheim.de. Die reservierten Karten können am Tag der Veranstaltung ab 11 Uhr an der Theaterkasse abgeholt werden.

Volontariat

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