Gent/Mannheim. Im Falle der Absage an die Münchner Philharmoniker und den israelischen Dirigenten Lahav Shani durch das Flanders Festival in Gent hat sich auf Anfrage nun auch Amnon Seelig, Kantor der Jüdischen Gemeinde Mannheim, zu Wort gemeldet. Israel, so Seelig, sei nicht nur der einzige Staat, der dafür kritisiert werde, dass er einen Krieg führt, den er nicht begonnen hat – „nur weil die Terrororganisation, gegen die er kämpft, noch vertilgt werden und ihre gewalttätige Herrschaft verlieren könnte“. Er sei nicht nur der einzige Staat, „dessen bloße Existenz aberkannt oder gar verleugnet wird“. Israel sei auch der einzige Staat, dessen Staatsbürger boykottiert würden, allein weil sie seine Staatsangehörigkeit besäßen.
Mannheimer KantorSeelig: Antisemitismus des BDS ist älter als wir alle
Die Entscheidung des Flanders Festival Gent habe mit Benjamin Netanjahus Politik nichts zu tun, befindet Seelig, „die BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions – bezieht sich auf ein Israel-Boykott) ist älter als Netanjahus Regime, und der Antisemitismus, der sie treibt, ist älter als wir alle“.
Das Flanders Festival folgt Seelig zufolge „einer alten, antisemitischen Tradition unter dem Deckmantel politischer Kritik“. Anstatt dass Musik Menschen als Menschen zusammenbringe, sollten Musiker aufgrund ihrer Herkunft ausgeschlossen werden, so Seelig: „Wenn das kein Rassismus und Diskriminierung ist, müssen die Wörterbücher aktualisiert werden.“
Das Flanders Festival Gent hatte die kurzfristige Absage des für den 18. September geplanten Konzertes damit begründet, dass der in Tel Aviv geborene Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra ist. „Im Lichte seiner Rolle als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra sind wir nicht in der Lage, für die nötige Klarheit über seine Haltung dem genozidalen Regime in Tel Aviv gegenüber zu sorgen“, heißt es in einer Erklärung auf der Homepage des Festivals. (mit dpa)
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