Kabarett

Monika Gruber wettert in Mannheim gegen den Zeitgeist

Sie wettert entschieden gegen den Zeitgeist und schätzt deftige Pointen: Die bayerische Kabarettistin Monika Gruber erhielt für ihr Programm beim Auftritt im Mannheimer Rosengarten viel Applaus

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Monika Gruber beim Gastspiel im Rosengarten Mannheim. © Michael Ruffler

Mannheim. „Ohne Worte“ heißt das Bühnen-Abschiedsprogramm von Monika Gruber. Satire pur! Schließlich gelten Wortschwalle als Markenzeichen der Oberbayerin. Gleichwohl trifft der Titel ganz aktuell zu: Kein Wort verliert sie im Mannheimer Rosengarten über die schlagzeilenträchtigen Vorwürfe wegen einer angeblich rassistischen Passage in ihrem mit Co-Autor geschriebenen Bestseller. Ohnehin weiß die 52-Jährige ihre Fans hinter sich, die sie im knallvollen Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens bejubeln. Nach dem zweistündigen Feuerwerk der urig „dialektischen“ Art erheben sich 2000 Menschen begeistert applaudierend von den Stühlen.

Und da überwältigen „die Gruberin“ sichtbar Emotionen: Der mit Tränen an das Publikum gerichtete Dank, „trotz Stürmen und Shitstorms“ - sie steht seit 20 Jahren auf der Bühne - zu ihr gehalten zu haben, offenbart: Die Vorwürfe einer sich verleumdet fühlenden Bloggerin haben ihr mehr zugesetzt als die von einem Anwalt vorgetragene Erklärung „Satire duldet weder Zensur, noch erfordert sie eine Entschuldigung“ vermuten lässt.

Besuch bei Atemtherapeut

Sie sei keine politische Kabarettistin, pflegt die privat als Polit-Aktivistin -beispielsweise gegen das Heizungsgesetz - auftretende Künstlerin zu betonen. Gleichwohl macht Monika Gruber auf der Bühne keinen Hehl daraus, dass sie bei „grünen Wärmepumpenfetischisten“ rot sieht, auch wenn diese Farbe nicht ihrer Gesinnung entspricht. Und so erzählt die „Ohne Punkt und Komma“- Schnellsprecherin vom Besuch bei einem Atemtherapeuten, der ihr rät, Negatives nicht zu inhalieren, sondern prononciert heraus zu pusten - was sie mit „HHHHHaaaa - beck“ demonstriert.

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Auch wenn „die Gruberin“ ein rustikales Bayrisch der Münchner „Dallmayr“-Nobelvariante vorzieht, hat sie keineswegs Dirndl zum (Bühnen-)Dresscode erkoren. Highheels, gern mit Glitzerhose und T-Shirt kombiniert, sind neben Stakkato-Verbalergüssen ihr zweites Markenzeichen.

Wie in ihrem heftig diskutierten Bestseller „Willkommen im falschen Film“ mokiert sich die Comedian über belehrende Botschaften samt Triggerwarnungen von A wie alte weiße Männer bis W wie Woke für Diskriminierungsempfinden. Ob Ernährungsvorschriften („für Intoleranz braucht es keine Laktose“), Yoga-Lobeshymen („spüre auch ohne altindische Verrenkungen meine Knochen“) oder politische Korrektheit („ich sage, was ich denke, und ich meine, was ich sage“): Monika Gruber macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Zur Freude des Publikums. Und so schildert sie, dass ihre Familie schon früher auf dem Bauernhof nachhaltig lebte - obwohl dieser Begriff so noch gar nicht existierte.

Sie mag es deftig

Es wurde gespart, nichts weggeworfen, bevor es aufgebraucht oder kaputt war, blickt die Kabarettistin zurück. Zwar begrüßt sie spöttisch Besucher mit „innen und außen“, hebt aber ihre (käufliche) Fußmatte ins Rampenlicht: „Wer gendert, braucht gar nicht erst zu klingeln!“ Und angesichts von Vorschlägen, Vater und Mutter künftig „Eltern I und Eltern II“ zu nennen, schlägt sie als Bezeichnung für Oma und Opa „Kadaver I und Kadaver II vor“.

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Überhaupt mag es „die Gruberin“ deftig, was wiederum ihre Fans lieben. Für riesiges Gelächter sorgt beispielsweise das köstlich erläuterte Erfolgskonzept einer Toilettenfrau, die von Männern mit kleinem Penis 50 Cent Pipigebühr verlangt, hingegen bei einem stattlichen Exemplar zwei Euro. Wen wundert‘s, dass Herren fortan der gewitzten Urinal-Hüterin große Münzen und Scheine hinlegen.

Die 52-Jährige nimmt auch ihr Alter samt Hormonturbulenzen auf die Schippe. Motto: „I bin ned hoaß auf di, i bin nur im Wechsel“. Klar wolle sie einmal, aber bitte schön erst mit 86, samt Highheels und Kosmetiktäschchen in den Sarg kommen. Und die Pinzette zum Zupfen am Kinn sprießender Hexenhaare dürfe nicht fehlen. Schließlich gelte es, sich vor Petrus ansehnlich zu präsentieren.

So furios wie die Blonde mit den hohen roten Schuhen zwei Stunden lang ohne Pause auf der Bühne agiert, dürfte sie freilich noch nicht so bald an der Himmelspforte wortreich vorsprechen. Und bis dahin gilt die im Rosengarten lauthals mitgesungene Liedbotschaft: „I bin fidel, fidel, fidel, mi leckt’s am Arsch, bis dass da Deifi hoid“.

Freie Autorin

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