Mannheim. Nach der mutmaßlichen Attacke des hannoverschen Ballettdirektors Marco Goecke gegen eine Tanzkritikerin mit Hundekot hat die Staatsoper Hannover den Künstler mit sofortiger Wirkung suspendiert. Goecke habe durch seine impulsive Reaktion gegenüber der Journalistin Wiebke Hüster gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper verstoßen, erklärte die Oper am Montag. Er habe die Journalistin persönlich zutiefst beleidigt „und damit das Publikum, die Mitarbeitenden des Hauses und die allgemeine Öffentlichkeit auf das Extremste verunsichert“.
Goecke erhalte bis auf Weiteres ein Hausverbot, um das Ballett-Ensemble und das Staatstheater vor weiterem Schaden zu schützen. Das Staatstheater habe ihn aufgefordert, sich in den nächsten Tagen umfassend zu entschuldigen und sich der Theaterleitung gegenüber zu erklären. „Es geht hier nicht nur um die Zukunft von Marco Goecke, sondern auch um die Zukunft des über 30-köpfigen Ballett-Ensembles, das nach Hannover gekommen ist, um mit Marco Goecke zu arbeiten“, sagte Verwaltungsdirektor Jürgen Braasch. Die Theaterleitung habe auch gegenüber jedem Ensemblemitglied eine Fürsorgepflicht.
Streit eskaliert
Laut Staatstheater war bei der Premiere des Tanzstückes „Glaube - Liebe - Hoffnung“ am Samstagabend ein Streit zwischen Goecke und der Kritikerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) eskaliert. Die FAZ berichtete, Goecke habe sich der Kritikerin im Foyer in den Weg gestellt und ihr Gesicht mit Tierkot traktiert, den er aus einer Papiertüte gezogen habe. Hüster erstattete daraufhin Anzeige.
Der Ballettchef habe die Kritikerin gefragt, was sie in der Premiere des Stückes zu suchen habe. Dann habe er ihr ein Hausverbot angedroht und ihr vorgeworfen, für Abonnementskündigungen verantwortlich zu sein. Schließlich sei er handgreiflich geworden. Die Polizei ermittelt wegen Beleidigung und Körperverletzung. Goecke hatte erst im vergangenen Oktober den Deutschen Tanzpreis 2022 erhalten.
Unterdessen hat der Mannheimer Grünenpolitiker Markus Sprengler Tanzintendant Stephan Thoss vom Nationaltheater Mannheim aufgefordert, Goecke für die im April geplante Tanzpremiere von „Young Lovers“ auszuladen: „Wer die Freiheit der Kunst fordert, aber die Freiheit der Presse mit Scheiße-Werfen verunglimpft - abgesehen davon, dass es eine ziemlich dämliche und intelligenzfreie Aktion war -, sollte als Choreograph vom Nationaltheater Mannheim ausgeladen werden“, schrieb er am Montagmittag in einem Post auf Facebook.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-markus-sprengler-fordert-vom-ntm-die-ausladung-marco-goeckes-_arid,2050614.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,30.html