Mannheim. Wussten Sie, dass Mannheim eine Partnerstadt im Wüstenstaat Namibia hat? Im Frühjahr 2024 schrieben die Reiss-Engelhorn-Museen zusammen mit der Kultur- und Tourismus-Abteilung der Stadt Windhoek einen Fotowettbewerb aus. Den ersten Preis gewann die international renommierte Margaret Courtney-Clarke, 1949 in Namibia mit anglo-irischer Herkunft geboren, unter dem Apartheidsregime Südafrikas des Landes verwiesen, aber nach Namibias Unabhängigkeit 1990 inzwischen wieder in ihrer Heimat. Mit 120 Fotografien zeigt sie ein Porträt des Landes abseits der Städte – ein Land aus Wüste, Zäunen und ums Überleben kämpfenden Menschen. Mannheim ist der erste und in Europa einzige Ausstellungsort, anschließend ist die Schau in Windhoek zu sehen.
Kuratorin Stephanie Herrmann – sie leitet das Zephyr und nach dem Ausscheiden von Claude W. Sui auch das FIP (Forum Internationale Photographie) – hat die Ansichten einfühlsam inszeniert. Zu beiden Seiten eines breiten Mittelgangs platzierte sie kleinere, nach Themen geordnete Exponate, so dass man vom Eingang aus auf eine atemberaubende Landschaft im Hintergrund zuläuft.
In der Ausstellung „Geographies of Drought“ von Margaret Courtney-Clarke spielt Wassermangel eine große Rolle
Der fast kosmische Eindruck von Licht, Einsamkeit und Sand macht deutlich, dass es der Fotokünstlerin um mehr als Dokumentation geht: „Meine eigene Motivation ist es, meinen Platz unter meinen Mitmenschen zu finden. Wenn ich mein Zuhause verlasse, folge ich dem Wind, dem Mond und den Wolken, die vielleicht Regen bringen, vielleicht auch nicht.“
Mit dem Titel „Geographies of Drought“ – Geografien der Trockenheit – deutet die Fotografin an, dass Wassermangel Landschaft und Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen bestimmt. Überleben wäre unmöglich ohne wechselseitiges Füreinander-Einstehen. Ohne dass Menschen eine Badewanne hoch oben auf ein Gerüst zum Auffangen von Regenwasser gehievt hätten. Ohne dass eine Frau einen Hahn hält, dessen Krähen einem orientierungslosen Mann auf dem Okawango nachhause hilft. Ohne dass man Pflänzchen mit einem Drahtgitter vor Ziegenfraß schützt.
Farben sind bildgestaltend in den Fotografien von Margaret Courtney-Clarke
Berührend sind die Fantasien von Menschen über den täglichen Kampf hinaus. Der Mann, der Geige spielend bei Hochzeiten Geld verdient und auch spielt, wenn gerade mal niemand heiratet. Die Frauen in gelb-orangefarbenen Gewändern tanzend am Straßenrand, um Touristen aufmerksam zu machen … Sie könnten es nicht ohne Mut und Freude. Die unbekannten Künstler, die aus trockenen Zweigen und Plastikfetzen Tierskulpturen schufen. Schon beim prekären Thema Toiletten kommen Witz und Einfallsreichtum ins Spiel – wenn Damen- und Herren-Örtchen (oft nur Gruben im Boden) mit Reklametafeln gegen zudringliche Blicke geschützt werden.
Dazu gehört auch ein elementares Bewusstsein für Farben. Das Rot von Gewändern, das Blau der Behausung einer Frau, die mit abgemagerten Hunden lebt und nach Turmalinen gräbt … Farben sind bildgestaltend, sie prägen auch das reale Leben, um das man kämpfen muss, das aber auch Zuversicht gibt.
Info: „Geographies of Drought“ von Margaret Courtney-Clarke, Zephyr in den REM, C4, 12, bis 5. Juli 2026, täglich außer Mo., 10–17 Uhr.
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