Mannheim. Nach dem Festivalstart heißt beim Maifeld Derby 2019 vor der Festivalpause – und so feiern auf dem Mannheimer Maimarktgelände am Freitagnachmittag hunderte Fans die neunte Auflage des längst überregional heiß geliebten Indie-Pop-Festivals schon in den ersten Stunden, als gäbe es kein Morgen mehr.
Pünktlich zur frühen Nachmittagsstunde treffen am Einlass die ersten Überzeugungstäter ein, um die ersten Bands des Tages willkommen zu heißen. Bei dampfigem Regenwetter tröpfeln die ersten Besucher mitunter mit dem Regen um die Wette, um ihre Euro in erste Derby-Dollar umzutauschen und sich in Festival-Laune zu bringen. Doch diejenigen, die kommen, zelebrieren die ersten Harmonien.
Allein die Heidelberger Space Rock-Band Ellmaurer gibt dazu auch schon als erste Band am Nachmittag allen Anlass. Denn obwohl die junge Formation den musikalischen Reigen auf der Fackelbühne nur eröffnet, drängen hier schon beachtliche Synthesizer-Volten gepaart mit deutscher Text-Härte durch die Boxen, die zu überzeugen versteht – und auch die ersten Hüften zum Rotieren bewegt.
Die schmucke Parcours d’Amour-Bühne im Reitstadion ist da noch gar nicht eröffnet – und wird von den Nürnberger Country-Folk-Musikanten von The Green Apple Sea doch höchst delikat bespielt. Die groovigen Arrangements des Trios aus Bayern verlieren sich zwar in ihrer träumerischen Art dann und wann durchaus etwas im Geschwätzigen, doch unter dem schützenden Stadiondach sind auch die fernen Folk-Abenteuer für die entschlossenen Zuhörer eine herzlich willkommene Zuflucht.
Ganz anders wirkt da der Italiener Andrea Poggio, der seinen bisweilen fast schon skurrilen Electropop auf der Fackelbühne kompromisslos durchzieht – und seinen elektrifizierten Tongewittern im wahrsten Sinne des Wortes nur tröpfchenweise ein paar melodische Ruhepole gönnt. Andererseits hat die klassische Mixtur des Maifeld Derby zwischen rastlosen Notenspielen und intim-fragilen Singer-Songwriter-Spielereien ohne Zweifel auch ihren Reiz für sich. Bisweilen steht man im windigen Regen fast noch allein vor der Bühne und erlebt zumindest in den frühen Stunden Konzerte, die mehr Exklusivität kaum an sich haben könnten.
Oder aber es sind die Kompositionen an sich, die die Stimmung zu einem Kondensat des Augenblicks erwecken. Als die die 21-jährige Berlinerin Novaa im Palastzelt ans Mikrofon tritt, durchstößt sie die aufgeheizte Luftfeuchtigkeit nicht nur mit geradezu poetischer Melancholie – ihre gefühligen Songs haben dabei auch etwas tief Anrührendes an sich. An diesem Nachmittag: Beileibe keine Kleinigkeit.
Die Sleaford Mods werden am Abend ihrem Ruf wie Donnerhall gerecht: Wer einen gewissen Gossenpoeten-Appeal zu schätzen weiß, erlebt mit diesem gerappten Punk auf fabelhafte Electro-Beats einen echten Festivalhöhepunkt. Sänger/Rapper Jason Williamson gibt dabei sehr unterhaltsam ein wandelndes Tourette-Syndrom. Wenn er nicht gerade zu singen versucht, ist das groß - und viel unterhaltsamer kann‘s kaum werden.
Später sollten neben den britischen Electro-Popstars von Hot Chip auch noch die französischen Post-Metal-Jungs von Alcest den Festivalgästen des ersten Tages ordentlich einheizen.
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