Das Interview - Die renommierte Dresdner Galerie Döbele eröffnet eine Niederlassung in der Quadratestadt / Galerist Johann Döbele spricht über seine Beweggründe

"Mannheim ist fast ein Heimspiel für uns"

Von 
Christel Heybrock
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Residieren mit ihrer neuen Galerie in der Leibnizstraße 26 mitten in Mannheimer Oststadt: Johann Döbele und seine Frau Hedwig freuen sich in den Räumlichkeiten auf Besucher, eine Anmeldung ist aber erwünscht.

© Rinderspacher

Sie gehört seit vier Jahrzehnten zum festen Bestandteil der deutschen, ja der internationalen Kunstszene - die Galerie Döbele. Mit ihrem Künstlerprogramm der klassischen Moderne und etlichen Namen in der obersten Preiskategorie ist sie auf allen großen Messen vertreten. Gegründet 1976 in Ravensburg, kam der Durchbruch mit dem Stammsitz in Stuttgart seit 1985, aber 1995 zog es Johann Döbele und seine Frau Hedwig zusätzlich nach Dresden, wo sich seit 2000 der Hauptsitz befindet. Nun eröffnen sie eine Dependance in der Mannheimer Oststadt.

Herr Döbele, wie kam es ausgerechnet zu Mannheim, nachdem Ihre Frau die treibende Kraft in Richtung Dresden war?

Johann Döbele: Seit unserer Stuttgarter Zeit kennen wir uns hier ja schon aus, die Metropolregion hat ein großes Potenzial an Kunstliebhabern und Institutionen. Wir müssen uns nicht erst eingewöhnen hier, das ist im Gegenteil fast ein Heimspiel. Ganz abgesehen von privaten Fakten: Unsere Tochter lebt hier seit ihrem Studium, ihre beiden Kinder haben aus uns begeisterte Großeltern gemacht.

Ein paar Hausnummern weiter sitzt die Galerie Peter Zimmermann. Wird es da eine Konkurrenz in enger Nachbarschaft geben?

Döbele: Überhaupt nicht! Herr Zimmermann, ebenso wie andere Kollegen hier, ist uns nicht unbekannt. Kunsthallendirektorin Ulrike Lorenz, mit der wir seit Jahren in Verbindung stehen, hat schon gesagt, wir seien eine ideale Ergänzung der lokalen Galerien.

Sie vertreten im Gegensatz zu Zimmermann mehr eine figürlich-expressive Tendenz, ohne Abstraktion auszuschließen. Gibt es da nicht Überschneidungen?

Döbele: Wir arbeiten ganz anders. Wir setzen auf Entwicklungslinien und darauf, das Lebenswerk von Künstlern, die wir für substanziell halten, gründlich aufzuarbeiten, mit eigenen Katalogen und der Mitarbeit von Fachpublizisten wie Kunstkritikern und Museumsleuten. Es geht uns dabei gar nicht um die geläufigen Künstlernamen, sondern oft um zu Unrecht Vergessene oder solche, die einer breiten Öffentlichkeit kaum im Bewusstsein sind.

Ist das nicht sehr riskant hinsichtlich Ihrer Interessenten? Eine Galerie muss ja auch finanziell stabil sein?

Döbele: Nun ja, unsere Kunden denken ähnlich wie wir. Die setzen nicht auf kurzfristige, womöglich dekorative Effekte, sondern sie suchen Substanz in Werken, die ruhig auch mal schwierig sind, und sie suchen seriöse Kenntnisse von Zusammenhängen bei uns. Wir würden nichts anbieten, was wir nicht selber intensiv erarbeitet haben.

Ihr Stammsitz in Dresden signalisierte schon vor dem Umzug aus Stuttgart ein spezielles Interesse an Künstlern der dortigen Szene bis hin zur Vorkriegstradition. Im Westen musste für die fast Vergessenen eine Lanze gebrochen werden...

Döbele: Das ist auf internationaler Ebene mindestens so gelungen wie hierzulande. Ein Künstler wie Hermann Glöckner, der durch Nazizeit und DDR-Regime stets in Bedrängnis war, wurde inzwischen in Los Angeles und in Südkorea ausgestellt. Das Interesse an "unseren" Künstlern geht schon mal so weit, dass eine Studentin aus den USA hierher reist, um bei uns über das Thema ihrer Doktorarbeit zu recherchieren.

Wird sich Ihr Interesse an einer zunächst regionalen, aber wichtigen Künstlerszene ähnlich wie in Dresden auch in Mannheim zeigen? Es gibt ja auch hier eine manchmal unterschätzte Tradition expressiv-figürlicher Malerei...

Döbele: Das müssen wir mal sehen. Es kann schon sein, dass wir hier mal auf jemanden zugehen.

Werden Sie dem Galerienverband Rhein-Neckar beitreten?

Döbele: Wir haben jetzt erst mal einen Kontakt zum Einraumhaus, das finden wir großartig.

Welche Verbindung besteht zwischen Ihnen und der Galerie Markus Döbele in Dettelbach/Bayern?

Döbele: Das ist unser Sohn! Aber der organisiert seine Galerie wieder ganz anders als wir und mit einem ganz anderen Programm.

Sie haben hier zur Eröffnung eine Übersicht aus Ihrem Programm zusammengestellt. Wie lange ist diese Schau zu sehen und wie geht es danach weiter?

Döbele: Also, wir sind nicht mehr jung genug, um in Mannheim, so wie in den 15 Jahren unserer Stuttgarter Zeit, das ganz große Rad zu drehen. Ein klassischer Galeriebetrieb lässt sich bei spürbar verändertem Besucherverhalten auch immer weniger durchführen. Die Eröffnungsschau wird den Sommer über für jeden zugänglich sein, der uns anruft und einen Termin vereinbart. Aber aus dieser Übersicht entwickeln wir dann Einzelpräsentationen. Im Herbst zeigen wir beispielsweise Heinz Schanz, der in der Nachkriegszeit in Karlsruhe eine zentrale Rolle spielte. Da ist auch ein umfangreicher Katalog in Arbeit, in dem sein Lebenswerk untersucht wird.

Im Internet finden sich Hinweise auf Döbele-Familien, die sich bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen lassen. Sind das Ihre Vorfahren?

Döbele: Ja, aber der Familienzweig, aus dem ich stamme, geht nur bis ins 18. Jahrhundert zurück, da ist ein Johann Döbele aus der Schweiz nach Baden ausgewandert.

Die Galerie Döbele

Die Dependance der Galerie Döbele nimmt ab Montag in der Leibnizstraße 26 in der Mannheimer Oststadt ihren Betrieb auf: Offizielle Ausstellungstermine gibt es (noch) nicht, Anmeldung erwünscht unter Telefon: 0174/166 30 50 oder per Mail: jd@galerie-doebele.de.

Die Galerie wurde 1976 in Ravensburg gegründet und erregte vor allem in den 15 Jahren ihrer Stuttgarter Präsenz (1985-2000) mit einem Künstlerprogramm klassischer Moderne Aufsehen.

Die Galerie betreut etliche Nachlässe, darunter von Prominenten wie Horst Antes, Max Ackermann, Ernst Hassebrauk und Willi Baumeister, aber auch Namen, die eher in Fachkreisen geläufig sind. hey

Freie Autorin MM Kulturredaktion 1974-2001, Fachgebiet Bildende Kunst

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