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Kurt Krömer in Mannheim: Trockener Humor trifft auf bissige Satire

Comedian Kurt Krömer war mit seinem aktuellen Programm „Die Gönnung steigt“ zu Gast im Mannheimer Rosengarten. So war der Abend

Von 
Tanja Capuana
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Von derben Beschimpfungen bis zu scharfsinnigen Beobachtungen: Kurt Krömer bietet den Zuschauern im Rosengarten so einige Überraschungen. © Thomas Tröster

Mannheim. Ein Abend mit Kurt Krömer ist auf der einen Seite ein Garant für Unterhaltung auf höchstem Niveau. Auf der anderen Seite ist der Künstler vor allem eines: unberechenbar. Dieses Spannungsfeld bietet Raum für so manche Überraschungen. Im Rahmen seiner „Die Gönnung steigt“-Tour hat der 48-Jährige im ausverkauften Musensaal des Rosengartens daher das Publikum restlos begeistert.

Alexander Bojcan, wie der Berliner mit bürgerlichem Namen heißt, begrüßt die Besucher zunächst mit einem gut gelaunten „Herzlich willkommen“, bevor er gesteht: „Ich habe so lange kein Live mehr gemacht, ich weiß gar nicht mehr, wie Ihr aussieht.“ Nicht fehlen darf der Spruch „Dann wollen wir mal gucken, was die Katze uns heute vor die Tür gelegt hat“, der legendäre Einstiegssatz seiner inzwischen eingestellten Sendung „Chez Krömer“. Von einem Besucher will er wissen, wo er herkommt. Doch kaum antwortet dieser, erklärt Krömer herablassend: „Interessiert mich doch einen Scheißdreck, wo du herkommst.“ Zu Beginn der Show umarmt er einen anderen Gast überschwänglich und überschüttet diesen mit Wangenküssen. Doch kaum auf der Bühne zurück, greift Krömer zum Desinfektionsmittel. Schnell wird klar: Der Komiker hat keine Lust auf Kuschelkurs, sondern serviert lieber eine Mischung aus bissiger Satire und Klamauk.

Beschimpft das Publikum

Sich anzubiedern kommt für Krömer nicht in Frage. Lieber beschimpft er das Publikum. Es habe ihm nicht genug applaudiert, weil ihm das Programm nicht gefallen habe, wirft er den Zuschauerinnen und Zuschauern vor. „Ich habe euch den Abend verdorben“, tönt er und fügt boshaft hinzu: „Die ganze nächste Woche soll kacke werden für euch.“ Die Zuschauerinnen und Zuschauer honorieren das mit viel Gelächter.

Die ganze nächste Woche soll kacke werden für euch

„Was darf man heutzutage nicht mehr sagen?“, will er wissen und beantwortet die Frage selbst: „Heil Hitler. Mir fehlt es auch nicht. Oder hat es euch gefehlt, dass ich nicht mit dem Hitler-Gruß aufgetreten bin? Oder dass ich nicht mit nacktem Oberkörper mit dem Pferd eingeritten bin?“, spielt er auf Kreml-Chef Putin an, dem er eine latente Homosexualität unterstellt - was für zahlreiche Lacher sorgt. Man dürfe äußern, was man wolle, konkludiert er. „Meine Oma hat zum Beispiel früher gesagt, wenn sie ihre Tage hatte: Leute, ich glaub ich hab die Russen im Keller.“

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Generell präsentiert sich der Kabarettist mit der Berliner Schnauze gern von seiner derben Seite. Da geht es um Themen rund ums männliche Genital, Dickpics und Erotikfilme. Aussagen wie „Fick deine Meinung“ oder Bezeichnungen wie „Arschlöcher“ kommen dem Komiker mit dem trockenen Humor leicht über die Lippen.

Hinter vulgärer Fassade stecken scharfsinnige Beobachtungen

Doch hinter der vordergründig vulgären Fassade stecken scharfsinnige Beobachtungen zu Themen wie Drogensucht oder Alkoholismus. Krömer betont, dass Männer erst dann zum Urologen gehen, wenn es zu spät ist, und nimmt sich selbst dabei nicht raus. „Große Fresse, nichts dahinter, typisch Mann“, sagt er. „Alles Arschgeigen.“ Mit entwaffnender Ehrlichkeit spricht er über eigene Erfahrungen mit Impotenz, Depressionen und nimmt seinen Haarverlust sowie Schweißflecken am Po gekonnt auf die Schippe. Krömer zeigt Körpereinsatz, wenn er eine Kerze macht, um zu demonstrieren, wie klein Hotelbadewannen sind - die sich schließlich als Bidet entpuppen.

Applaus sei das Brot des Künstlers, sagt er zum Ende seines grandiosen Auftritts und scherzt. „Ich gehe heute ohne Abendbrot ins Bett“, bevor er für zwei Zugaben zurückkehrt.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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