Mannheim. Als Musikjournalist Matthias Wegner vor anderthalb Jahren im Deutschlandfunk von ihrer Stimme schwärmte, wünschte er sich ein Treffen mit ihr, noch bevor sie ein Weltstar würde. Ein Weltstar ist Marley Siti Munroe „Lady Blackbird“ zwar immer noch nicht, aber die Bewertung ihrer außergewöhnlichen, mal sanften-, mal kräftigen Stimme passt eindeutig.
Eigenes und Eigenwilliges
Im schwarzen Body betritt Blackbird die Bühne in Mannheims Alter Feuerwache. Das hatte auch Tina Turner schon gebracht. Doch für ein Konzert braucht es mehr als ein gewagtes Outfit - und hier punktet die Ausnahmesängerin, deren Karriere wie so viele im Gospelgesang startet. Stilistisch fühlt man sich tatsächlich an Ikonen wie Tina oder Chaka Khan erinnert. Doch Blackbird bringt sowohl in ihrer Stückauswahl als auch in den Arrangements klassischer Songs viel Eigenes und Eigenwilliges zu Gehör. Mit ihrem gut eingespielten Quartett mit Gitarrist und Produzent Chris Seefried, Keyboarder Kenneth Crouch sowie Jim Paxson und Jon Flaugher an Drums und E-Bass beschränkt sie sich nicht nur auf die Setliste aus ihrer aktuellen Produktion „Black Acid Soul“.
Neben Stücken wie „Fix It“, deren Melodie Bill Evans’ „Peace Piece“ entlehnt ist, singt Blackbird auch ihre persönliche Version von Klassikern wie Nina Simones „Blackbird“ oder Lennons „Come Together“. Auffallend ist, wie viele Balladen Lady Blackbird in ihrem Vortrag unterbringt, wobei sie langsame Tempi mit teils wuchtiger Begleitung kombiniert. Aufgewachsen in einem evangelikalen Elternhaus ist es ein beschwerlicher Weg oder harter Schnitt bis zum Prädikat „Grace Jones des Jazz und Soul“. Jane Cornwell traf beim Gespräch mit Lady Blackbird für den „Evening Standard“ vom 24. Oktober auf eine unangepasste Künstlerin mit Potenzial zum Weltstar. Matthias Wegner sollte sich mit seinem Interview ranhalten, denn Lady Blackbird wird in der Soulmusik bald kein Geheimtipp mehr sein. Diese Sängerin ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich.