Mannheim. Die Anreise der österreichischen Band Steaming Satellites zur Alten Feuerwache in Mannheim verlief offenbar nicht ohne Komplikationen. Gleich zweimal musste das Fahrzeug wegen eines Motorschadens gewechselt werden, berichtet Sänger und Gitarrist Max Borchardt. Der Sound der Salzburger bedarf indes weder Wechsel noch Wartung, was daran liegt, dass die Antriebsaggregate ihrer Musik zum guten Teil auf den äußerst verlässlichen Bauplänen der ausgehenden 60er und der 70er Jahre basieren: Der goldenen Ära des Rock, der Glanzzeit von Led Zeppelin oder Jimi Hendrix.
Hier, vor der Sommerbühne der Feuerwache, steht man mithin bald mitten in einer Alternative-Rock-Brandung, deren Wellenmuster aus Blues und Funk, aus Soul und Indie-Pop geformt werden. Wobei der Sound der fünfköpfigen Gruppe auch in sphärische Sektionen vordringt, in manchen Momenten durch die Weite des Hallraums in Richtung Progressive und Psychedelic Rock driftet. Es fällt nicht schwer, sich davon mitreißen zu lassen und mit dem Quintett in hohem Tempo und bester Hör-Laune durch dieses wechselvolle Terrain zu schlittern.
Seit fast zwanzig Jahren gibt es die Steaming Satellites inzwischen, die seit 2006 sechs Alben veröffentlicht haben (zuletzt den 2023er-Langspieler „Andromeda“), die den Filmsoundtrack des Alpen-Westerns „Das finstere Tal“ mit ihrer Musik bereicherten und die Tour-Bühne mit illustren Rockbands wie Thin Lizzy, Portugal. The Man oder The Raveonettes teilten. Mit ihrem vom Mannheimer Indie-Festival Maifeld Derby präsentierten Auftritt läutet die Gruppe zugleich die letzte Runde des Sommerbühnenprogramms der Feuerwache ein, das seinen Besucherinnen und Besuchern noch bis einschließlich kommenden Montag tägliche, kostenfreie Konzertbesuche ermöglicht.
Steaming Satellites spielen „Dear my Emotions“ und „Witches“
Der Platz vor dem Kulturhaus wirkt dabei noch ein gutes Stück voller als ohnehin üblich, und naturgemäß verstärkt sich die zwischen Bühne und Publikum wechselwirkende Live-Energie noch mit der Zahl der Zuschauenden, kurzum: Es wird ein ziemlich gutes, ziemlich intensives Konzert, mit einer ganzen Reihe von Song-Glanzlichtern.
„Dear My Emotions“ etwa ist ein erstklassiges Stück, bei dem Borchardts markanter, kraftvoll-rauer Gesang wirkungsvoll von den klar umrissenen Gitarren-Profilen gekontert wird. „Electrify“ vollzieht exemplarisch das wiederkehrende Kunststück der Gruppe, mit kompromisslos kantiger Wucht zu operieren und dabei zugleich durch eingängige Geschmeidigkeit zu bestechen.
Fabelhaft ist auch der hypnotische Groove-Kreisel, den die Band bei „Witches“ rotieren lässt. Ebenso zahlen das einprägsam-poppige „We Got Lost“ oder das sperrig-schöne Liebeslied „Honey“ in die exzellente Konzertbilanz der Band ein, die nach rund 90 Minuten mit „Spaceships“ als Zugabe zum Abschied abhebt.
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