Musik

Jazz Against The Machine auf der Sommerbühne der Alten Feuerwache Mannheim

Die vor über zehn Jahren in Mannheim gegründete Instrumental-Band Jazz Against The Machine verwandelt beim Konzert auf der Open-Air-Bühne der Alten Feuerwache Alternative-Rock aus den 90er Jahren in groovigen und funkigen Jazz

Von 
Martin Vögele
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Jazz Against The Machine: Florian Wehse (Trompete), Claus Kiesselbach (Vibrafon), Philipp Rehm (Bass) und Philipp Rittmannsperger (Schlagzeug) © Rudolf J. Uhrig

Mannheim. Keine Frage, die Eröffnungsnummer auf der Sommerbühne vor der Alten Feuerwache in Mannheim ist sofort als „Killing In the Name“ zu identifizieren, ein Song, mit dem die Alternative-Metal-Band Rage Against the Machine uns ab 1992 über die Tanzflächen der Indie-Clubs prügelte. Die Dynamik ist da, der markante Bass-Groove, die drangvolle Melodieführung.

Aber es sind Trompete und Vibrafon, die das Stück in eleganter Vertaktung mit der Rhythmusgruppe in Schwingung versetzen, derart, dass man darüber in einen Zustand emotionaler Irritation gerät: Wie soll man sich mit der Wut-Energie gemein machen, die im Original aus allen Poren strömt, wo hier doch zugleich jazziger Wohlklang die Seelenwogen glättet?

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In diesem Spannungsfeld zwischen Erkennungs- und Verfremdungseffekt liegt eine der Erklärungen, warum die Musik von Jazz Against The Machine eine so hohe Anziehungskraft ausübt. Die technische Kompetenz der vier Instrumentalisten ist eine andere.

Der Auftritt der Band im Open-Air-Sommerprogramm der Alten Feuerwache - der Platz vor der Bühne ist bald dicht gefüllt - ist gewissermaßen ein Heimspiel. Denn Trompeter Florian Wehse, Vibrafonist Claus Kiesselbach, Bassist Philipp Rehm und Schlagzeuger Philipp Rittmannsperger lernten sich einst beim Studium an der Mannheimer Musikhochschule kennen.

Die vier wollten die Musik ihrer Jugend als Jazzband spielen

Inzwischen sind sie in ganz Europa verstreut, wie Wehse verrät - mit Ausnahme von Kiesselbach, der der Quadratestadt treu geblieben ist. Einen markanten Ankerpunkt der bei allen sonst getrennten Wegen bis heute andauernden Bandgeschichte bildet die 2013 auf YouTube gestellte Einspielung des Rage-Against-the-Machine-Klassikers „Bombtrack“, die den vieren Klickzahlen im Millionenbereich bescherte.

Das Konzept dahinter ist dasselbe geblieben und wird auch wieder auf der aktuellen Platte „Unsung“ verfolgt. Wehse erklärt es so: Der Rock der 1990er Jahre bildete die Jugend-Musik des Quartetts. „Wir hatten ja so ein bisschen die Dramatik in unserem Leben, oder das Trauma, dass wir Jazzmusiker sind, und eigentlich nie die Songs, die wir so lieben, gescheit spielen können mit unseren Instrumenten“, rekapituliert er das gemeinsame Ur-Dilemma. In einem „egoistisch, egozentrisch motiviertem Moment“ haben die Musikerfreunde daraufhin einen Weg gesucht, um trotzdem „geile Songs als Jazzband zu spielen“. Man darf hinzufügen: Dieser Zug zahlt mit klingender Münze auf das Gemütskonto des Publikums ein. Grunge, Crossover, Metal und Alternative der 90er bilden mithin die Rock-Quelle, aus der Jazz Against The Machine schöpfen, um daraus lautere, jazzige, groovige, funkige Nuggets zu gewinnen.

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Martin Vögele
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Die brasilianischen Metaller Sepultura etwa bekommen dabei „Refuse/Resist“ als Hochgeschwindigkeitssamba retourniert, „Everlong“ von den Foo Fighters wird mit strahlender Trompeten-Blech-Grandezza umlackiert. Portisheads „Roads“ wiederum ist in seiner dunkel schimmernden Zerrissenheit von Natur aus nah am Jazz gebaut, während Becks weiland von der Seifenkiste geschrammeltes „Loser“ in Funk-Geschmeide verwandelt wird und „Bulls on Parade“ von Rage Against the Machine als erste Zugabe nach 90 Minuten mit sommerlicher Luftigkeit besticht.

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