Der neue Film

„Karli & Marie“: Zwischen Logiklücken und Langeweile

Als „Karli & Marie“ sind Sigi Zimmerschied und Luise Kinseher auf bewährtem Terrain zwischen Landkrimi und Heimat-Komödie unterwegs. Ganz überzeugt das nicht.

Von 
Gebhard Hölzl
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Luise Kinseher und Sigi Zimmerschied in „Karli & Marie“. Bild: SquareOne Entertainment/Eckhard Kuchenbecher © SquareOne Entertainment/Eckhard Kuchenbecher

Die „Kinseherin“ und der „Sigi“ sind bayerisches Comedy-Urgestein. Sie war lange Jahre die „Mama Bavaria“ beim alljährlichen „Derblecken“ am Münchner Nockherberg. Ihn kennen Filmfans als Dienststellenleiter Moratschek der beliebten Eberhofer-Reihe nach den Vorlagen von Rita Falk. Gemeinsam sind Sigi Zimmerschied und Luise Kinseher schon im Heimatkrimi „Weißbier im Blut“ vor der Kamera gestanden. Nun hat sie Regisseur Christian Lerch („Was weg is, is weg“) wieder vereint, als „Karli & Marie“ nach einem Drehbuch des vielseitigen Vielschreibers Ulrich Limmer, von dem unter anderem die Skripts zu „Ein ganzes Leben“ oder „Schtonk“ stammen.

Ein klassisches „odd couple“, ein seltsames Paar, verkörpern sie in diesem warmherzigen Feelgood-Roadmovie. Er gibt sich gern als kampferprobter Bundeswehr-Veteran und Sprengstoffspezialist aus, sie war einst Schönheitskönigin von Mingkofen. Einen attraktiven Gatten, nach ihren Worten „ein George-Clooney-Typ“, hat ihr der Titel eingebracht – und dann ob dessen Untreue jede Menge Ärger. Nach dem erbitterten Rosenkrieg sind ihr nur eine marode Villa, ein klappriger Opel Admiral und das heruntergewirtschaftete Betonwerk ihres Vaters, das vor dem Konkurs steht, geblieben.

Ein Unfall führt die beiden zusammen. Betrunken fährt sie ihn an, als er gerade dabei ist, zwecks Liquiditätsbeschaffung einen Bankautomaten in die Luft zu jagen. Statt die Polizei zu rufen, beschließt die resolute Unternehmerin, die Angelegenheit „ohne Obrigkeit“ zu regeln und nimmt den leicht lädierten Karli zwecks Wundversorgung mit nach Hause. Am nächsten Morgen muss er für eine Bankbeamtin, die einen fälligen Kredit anmahnt, den „Sekretär“ – und Kaffeekocher – spielen. So gut, dass er kurz darauf neben Marie auf dem Beifahrersitz Platz nimmt. Mit Ziel Innsbruck, wo sie hofft, den Zuschlag für einen Auftrag zu bekommen, der die Rettung ihrer Firma bedeuten würde …

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Was fehlt: Tempo, richtiges Timing und Biss

Eine RomCom, bei der zwei gescheiterte Existenzen aufeinander prallen, zwei Seelenverwandte, die sich langsam öffnen und zueinander finden. Schlitzohrig schlagen sich die beiden, nachdem ihr Fahrzeug zusammengebrochen ist, ohne Geld durch. Zu einem neuen Kleid kommt Marie mittels Ladendiebstahl, Speis und Trank gibt’s vom Nobel-Italiener umsonst – mit anschließendem Strafküchendienst -, im Heuschober wird übernachtet und zwischendurch ein (falsches) Auto in die Luft gesprengt. Eine abenteuerliche Reise, die durchs malerische, im Postkartenstil gefilmte Alpen- und Voralpenland führt, mit längeren Stopps in Tirols Hauptstadt und Wasserburg am Inn. Die Versatzstücke stimmen, die Tonalität passt – sieht man von der versuchten, in letzter Minute vereitelten Vergewaltigung Maries durch einen redseligen Wattenscheider BMW-Fahrer ab.

An Tempo und richtigem Timing fehlt es, der gewohnte Biss der gut harmonierenden Protagonisten bleibt weitgehend aus, deren Wortwitz brav. Zu sprunghaft ist die Geschichte, es gibt Logiklücken und Langeweile kommt spätestens dann auf, als ein drittes Gefährt, ein Traktor, seinen Geist aufgibt. Verschenkt sind die Kurzauftritte von Publikumslieblingen wie Johanna Bittenbinder („Das finstere Tal“) und Jule Ronstedt („Maria Mafiosi“), nett die gelegentlichen Filmzitate, etwa wenn in der Schlusseinstellung an Charles Chaplins „Moderne Zeiten“ erinnert wird.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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