Musical

Jeannette Friedrich überzeugt als Mannheimer Musikikone Joy Fleming

Von 
Martin Vögele
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Beim Seebühnenzauber spielt Jeannette Friedrich die große Joy Fleming in der Neufassung des Musicals „Ein Lied kann eine Brücke sein. © Markus Proßwitz

Mannheim. Die neue Fassung des Joy-Fleming-Musicals „Ein Lied kann eine Brücke sein“ wird bei drei Vorstellungen auf der Seebühne im Mannheimer Luisenpark aufgeführt. Dabei lassen Sängerin Jeannette Friedrich, das Ensemble und die Band prägende Stationen im Leben der Mannheimer Stimmikone klangvoll Revue passieren - bis zum Auftritt beim Grand Prix Eurovision de la Chanson im Jahr 1975.

„Ein Lied kann eine Brücke sein“ - das gilt heute, wie es vor fast 50 Jahren galt, als der Song beim Grand Prix Eurovision de la Chanson erklang. Im Fall des gleichnamigen Musicals überspannt der Handlungsbogen den Zeitlauf zurück zu den prägenden Lebensjahren einer außergewöhnlichen Frau und Sängerin, die zur Mannheimer Ikone werden würde: Joy Fleming, bürgerlich Erna Raad.

2017 war diese große Stimme der Stadt verstorben. Vor etwas über Jahr wurde die Musical-Eigenproduktion mit bekannten Akteuren des Mannheimer Capitol-Ensembles sowie Musik aus dem Haus der Popakademie Baden-Württemberg zur Bundesgartenschau (Buga) uraufgeführt. Wobei dort der zweite Akt mit Blick auf die Buga-Leitthemen Energie, Klima, Umwelt und Nahrungssicherung einem fiktionalen Erzählstrang bis in unsere Gegenwart folgte.

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Die nun überarbeitete Fassung nach dem Buch und in der Regie von Georg Veit bleibt in beiden Teilen seiner Protagonistin treu. Und diese, mit bürgerlichem Namen Erna Raad, wird auch auf der Seebühne des Mannheimer Luisenparks so kompetent wie stimmstark von Jeannette Friedrich verkörpert. Die Ausgangslage ist (weitgehend) dieselbe: In den Trümmern des Zweiten Weltkriegs wachsen Ernas Träume, Sängerin zu werden. Gegen alle Widerstände und Zweifel beginnt sie, in den Clubs der US-Armee zu singen, nimmt schließlich den Namen Joy an. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der zwielichtig-umtriebige „Katzen-Theo“ (Andrea Matthias Pagani), der es sich zur Aufgabe macht, ihre Karriere zu fördern.

Stark gesungener „Neckarbrückenblues“

Das Bühnenbild, in dem das 15-köpfige Ensemble vor einigen Hundert Zuschauenden agiert, ist diesmal schlicht gehalten - zwei mobile Treppenpodest-Elemente werden je nach Szene neu arrangiert. Die siebenköpfige Band musiziert außerhalb des Scheinwerferlichts und bringt zusammen mit dem Ensemble einerseits Fleming-Klassiker wie den stark gesungenen „Neckarbrückenblues“ oder natürlich „Ein Lied kann eine Brücke sein“ klangvoll zu Gehör; dazu kommen Neukompositionen, die von swingendem Pop und Jazzschlagern über Soul und Blues (hervorstechend: Anja Beck-Harth als Ernas Mutter, die „Mannemer Dreck“ aus schwerer Seele strahlen lässt) bis zu klassischen Musical-Balladen reichen.

Der zweite Teil nimmt die Zeit in den Blick, als die Sängerin mittellos aus Paris zurückkehrt, mit ihrer Band Hit Kids neu startet und schließlich von „Talentschuppen“-Regisseur Dieter Pröttel (Thomas Simon) in die Show genommen wird, was im 1975er-Auftritt beim Grand Prix gipfelt: 17. Platz, Drittletzte, verkündet eine Durchsage dessen bitteres Ergebnis.

Aber Flemings Haupt bleibt gleichwohl erhoben: „Wir müssen’s wagen“, singen sie und das Ensemble zuversichtlich. Und dieses Wagnis wird vom Publikum am Ende der ersten von drei Vorstellungen auch herzlich honoriert: Lauter Applaus hallt über die Seebühne.

Freier Autor

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