Konzert

Frisch, rockig, mit spöttischem Unterton: Anna Erhard in Mannheim

Das Talent, spielerische Leichtigkeit mit tiefgründigen Texten zu paaren, scheint Anna Erhard in die Wiege gelegt worden zu sein. Die Indie-Sängerin hat bei ihrem Konzert in der Alten Feuerwache die rund 200 Besucher mit spritzigen Lyrics und eingängigen Melodien begeistert

Von 
Tanja Capuana
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Anna Erhard bei ihrem Konzert in der Alten Feuerwache. © Tanja Capuana

Mannheim. Das Wetter zeigt sich am Sonntag unbeständig, so dass der Gig im Rahmen der Sommerbühne drinnen stattfindet. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Die Künstlerin, Drummer Robert Kretzschmar und Bassist Lasse Altmark eröffnen den Abend mit der Rockhymne „Idiots“. In Anna Erhards Stimme schwingt stets ein leicht spöttischer Unterton mit. Ihr Sound klingt frisch und rockig mit einer Prise Grunge und poppigen Elementen, die zum Tanzen animieren. Auch wenn ihre Musik an die großen Stars der Alternative-Szene erinnert: Die Singer-Songwriterin stammt nicht aus den USA, sondern aus der Schweiz. Inzwischen lebt sie in Berlin.

Spannendes Gedankenkarussell mit Hang zur Groteske

Die Musikerin begleitet sich selbst an der Gitarre und würzt etwa den Song „Guest Room“ mit Synthi-Klängen, die sie auf der Organelle erzeugt. Eine Frau vieler Worte ist sie nicht. Stattdessen konzentriert sie sich auf ihren Gesang. Erhards Spezialität ist, banale Dinge und Alltagserlebnisse zu reflektieren, so dass sich ein schwungvolles Gedankenkarussell in Gang setzt. Gleichzeitig zeigt Erhard eine gesunde Affinität zur humorigen Groteske.

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Charmant und mit einem Augenzwinkern karikiert sie das Leben an sich. Bei der Midtempo-Nummer „Horoscope“ setzt sie sich kritisch mit Astrologie auseinander, die anhand von pseudo-wissenschaftlichen Theorien Verliebte als Match bezeichnet - oder auch als inkompatibel. „Der nächste Song handelt von einem botanischen Garten, der enttäuscht“, sagt sie lakonisch, bevor sie die Midtempo-Nummer „Botanical Garden“ präsentiert. Erhard singt davon, dass die Anlage zwei von fünf Sternen hat - doch selbst diese Bewertung sei noch zu hoch: Denn die Pfauen sehen depressiv aus, es gibt keine Parkplätze und die Pflanzen sind vertrocknet.

Mit einer Mischung aus Nostalgie und Ironie

Mit dem Stück „Blue Man Group“ überlegt sich das Lyrische Ich, das Karten für die Show, aber keine Lust darauf hat, eine Ausrede, damit es nicht zur Veranstaltung muss. Das dancelastige „Spa“ handelt davon, was passiert, wenn man beim Besuch eines Spas sowohl Bikini als auch Handtuch vergisst und nun verbotenerweise in Unterwäsche baden will. Das entspannte „Picnic At The Seaside“ beschreibt gekonnt, wie deplatziert man sich als Single unter Paaren und Rentnergruppen fühlt, wenn man einfach nur seinen Frieden sucht.

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In „Campsite“ erzählt Anna Erhard mit einer Mischung aus Nostalgie und Ironie von Erinnerungen an Campingurlaube, die ihr zwar zahlreiche Mückenstiche, aber auch Komplimente für ihre Bräunungsstreifen eingebracht haben. Nach zwei Zugaben, darunter das gechillte „This Is It“, verabschiedet sie sich unter viel Applaus.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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