Mozartfest

Hohe Spielkultur

English Chamber Orchestra gastierte

Von 
Dr. Klaus Linsenmeyer
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Das English Chamber Orchestra unter der Leitung von Joseph Wolfe musizierte mit hoher Spielkultur und froher Energie im Kaisersaal der Residenz, wobei Wolfgang Amadeus Mozarts wunderschöne Sinfonie Nr.29 A-Dur KV 201 besonders nachhaltig auf die zahlreichen Zuhörer einwirkte.

Klare Strukturen erwuchsen aus einer Symbiose, die Ensemble und Dirigent untrennbar machte. Individuelle Attacken spielten ebenso eine Rolle wie eingebunden zu sein in ein Dirigat, das inspirierte, befeuerte und einen schlank federnden Orchesterklang hervor-brachte, ohne jemals mit interpretatorischem Leer-lauf zu jonglieren. Die gestisch-theatralische Ausdruckspotenz reichte bis zu den Phrasenwiederho-lungen, die dynamisch stark kontrastierten. Ganz betörend beruhigte das Andante mit dessen zarten Streichern, zünftig lockerte auf das tänzerisch robustere Menuetto, und schließlich jubilierte fulminant das Schluss-Allegro. Wolfe verlor sich in keine wuchtig auftrumpfende Spielweise, reizte hingegen die theatralischen Kontrastwirkungen der Sinfonie voll aus. Bis ins graziöseste Pianissimo nahm der Dirigent die Streicher im Andante zurück und erreichte damit den milden Fluss zarter Empfindungen.

Mozarts Zeitgenosse Thomas Linley jr. ließ mit seiner an barocke Stilelemente erinnernden Ouvertüre aufhor-chen und die gegenseitige Faszination, die beide Komponisten als Jugendliche zueinander hegten, unmittelbar erleben. Demgegenüber wirkte Johann Christian Bachs Ouvertüre bodenständiger und dem-nach kraftvoller. Ragna Schirmer war die Solistin des Klavierkonzertes Nr.12 A-Dur KV 414 und des Rondo für Klavier und Orchester A-Dur KV 386. Tonarten, die Mozart besonders stark am Herzen lagen. Das Miteinander von Soloinstrument und Orchester, sowie die klangliche Homogenität und interpretatorische Differenziertheit des Orchesters faszinierten, zumal das hellwache, temperamentvolle und oft auch intime Miteinander keinen Augenblick die Konzentration auf das Dargebotene verminderte.

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Schirmer bewährte sich als Pianistin der Extraklasse mit ihrer beschwingten und nachdenklichen Mozartdeutung. Das Rondo breitete sie aus mit großer Delikatesse und Geschmack, sorgsam eingebettet in den Klang des vorzüglich agierenden English Chamber Orchestra. Die Pianistin zeigte sich als brillante Meisterin ihres Fachs und als gewitzte Könnerin auf dem Gebiet des bei Mozart so wichtigen Dialogisierens. Und immer wieder bestach die na-türliche und organische Art des gemeinsamen Musizierens. So ging keine charmante Nuance verloren, alles blieb im Fluss. Hier spielte zusammen, was zusammen gehört.

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